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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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einen fertig gemacht ham, und dann ham sie mir das gegeben, damit ich nichts sage.«
»Warum ham sie ihn umgelegt?«
»Na weil er diese Brieftasche hatte mit sieben Dollar drin.« »Und wie ham sie's gemacht?«
»Mit 'nem Steinbrocken. Er hat Wein gesoffen, und als er einen sitzen hatte, ham sie ihm den Schädel geknackt. Und die Brieftasche abgenommen. Ich hab zugesehn.« »Was ham sie mit der Leiche gemacht?«
»Früh am Morgen hat der Zug gehalten und die Lok hat Was ser aufgenommen. Da ham sie die Leiche rausgeschleppt und unter so 'ne Viehrampe geworfen. Dann sind sie wieder ein gestiegen und der Zug ist weitergefahren.«
»M-hmmm«, sagte ich.
»Später finden die Bullen dann so 'ne Leiche, sehn die Kleider, das Säufergesicht, keine Papiere am Mann, und der Fall ist für sie gestorben. Nur wieder 'n Rumtreiber. Interessiert niemand.«
Wir tranken noch ein paar Stunden weiter, und ich gab auch ein paar Sachen zum besten, natürlich nicht halb so gut wie seine. Dann wurden wir schweigsam, und jeder dachte an was anderes.
Dann stand Red auf.
»Well, hör zu, Mann, ich muß wieder los. Aber das war 'n guter Abend.«
Ich stand auf.
»Muß ich auch sagen, Red.«
»Well, shit, vielleicht sehn wir uns mal wieder.«
»Shit, yes, Red.«
Irgendwie zögerten wir beim Abschied. In mancher Beziehung war es ein guter Abend gewesen.
»See you, Kid.«
»O. K., Bukowski.«
Ich sah ihm nach, wie er um die Hecke vor dem Haus bog und sich entfernte, in Richtung Normandie, und weiter raus, auf Vermont zu, wo er noch für drei oder vier Tage ein Zimmer hatte, und dann war er verschwunden, und der letzte Rest des Mondes schien herab, und ich schloß die Tür ab, kippte noch ein letztes müdes Bier, machte das Licht aus, schlurfte zum Bett, zog die Klamotten aus und ließ mich reinfallen, während sie draußen in den Güterbahnhöfen über die Gleise stapften und die Züge zusammenstellten und ihre Be stimmungsorte notierten — bessere Städte, bessere Zeiten, mit mehr Liebe oder Glück oder irgendwas. Sie würden es nie finden. Sie würden nie aufhören, danach zu suchen. Ich schlief.
    Er hieß Henry Beckett und es war Montag früh, er war gerade aufgestanden, schaute aus dem Fenster, sah, wie ein e Frau im Minirock vorbeiging und dachte, man hat sich schon fast wie der daran gewöhnt, zu dumm. Aber schließlich mußte eine Frau noch was anhaben, sonst hatte man nichts zum Ausziehen. Das nackte Fleisch allein hatte keinen Reiz. Er ging in Unterhosen ins Bad, um sich zu rasieren. Als er sein Gesicht im Spiegel sah, stellte er fest, daß seine Haut völlig goldfarben war, mit grünen Tupfen. Er stand da, den Rasierpinsel in der Hand, und schaute nochmal hin. Der Rasierpinsel fiel zu Boden. Aber sein Gesic ht blieb unverändert im Spiegel: gold mit grünen Tupfen. Die Wände begannen sich zu verschieben. Henry klammerte sich ans Waschbecken. Irgendwie schaffte er es zurück ins Schlafzimmer und warf sich aufs Bett. Da lag er fünf Minuten lang, und in seinem Hirn schwappte, würgte und schluchzte es durcheinander. Dann richtete er sich auf, ging ins Bad und schaute wieder in den Spiegel: goldenes Gesicht mit grünen Tupfen.
Er ging ans Telefon. »Ja, hallo, hier spricht Henry Beckett. Ich kann heut leider nicht kommen, ich bin krank. Was? Oh . . . verkorkster Magen, ja, völlig verkorkst.« Er legte auf.
Zurück ins Badezimmer. Es war nutzlos. Das Gesicht war immer noch da. Er ließ Wasser ein und ging wieder zum Tele fon. Die Sprechstundenhilfe wollte ihm einen Termin für kommenden Mittwoch geben. »Hören Sie, das ist ein dringender Fall! Ich muß den Doktor unbedingt noch heute sehen! Es geht um Leben und Tod! Nein, ich kanns Ihnen nicht sagen, aber geben Sie mir bitte noch heute einen Termin, bitte, Sie müssen mich heute noch irgendwo reinnehmen!«
Sie gab ihm einen Termin um halb vier. Er zog die Unterhosen aus und hockte sich in die Wanne. Er merkte, daß er am ganzen Körper goldgelb und grün gesprenkelt war. Bauch, Rücken, Beine, alles . . . sogar sein Schwanz. Er seifte sich ein und fing an zu reiben. Es ging nicht ab. Er stieg aus der Wanne, trocknete sich ab und zog die Hosen wieder an.
Das Telefon läutete. Er hob ab. Gloria, seine Freundin, war dran. Sie arbeitete in derselben Firma.
»Gloria, ich kann dir nicht sagen, was los ist. Es ist schrecklich. Nein, ich hab nicht die Syph. Es ist was Schlimmeres. Ich kanns dir nicht sagen. Du würdest es mir nicht glauben.« Sie sagte, sie werde während der Mittagspause

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