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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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ist Ihre Show, Sunderson.« Es muß ungefähr zwei Nächte später gewesen sein. Ich war in einer Bar gewesen und beschloß, auf dem Nachhauseweg mal bei der alten Tankstelle vorbeizuschauen. Als ich ankam, wa ren drei Überfallwagen da.
Ein Stück weiter erkannte ich Marty mit seinem Wagen. Er war einer der wenigen Fahrer, mit denen ich gut auskam. Ich ging zu ihm hin.
»Was isn hier los, Marty?«
»Sunderson hamse abgestochen, und 'n Fahrer hamse mit der Knarre umgelegt.«
»Jessas, wie im Kino. Und der Fahrer, den's erwischt hat: war das Pinelli?«
»Yeah! Wie kommst du drauf?«
»Loch im Bauch?«
»Yeah, yeah! Woher weißt du 'n das?«
Ich gab keine Antwort. Ich drehte mich um und machte mich wieder auf den Weg. Ich weiß nicht, entweder war ich voll oder der Mond, jedenfalls lief mir unterwegs plötzlich das Wasser aus den Augen. Hm. Elsie, die sagenhafte schwarze Nutte. Ich hätte was drum gegeben, wenn ich sie hätte sehen können, wie sie dem gelackten Affen ein Loch in den Pelz gebrannt hat.
Ich ging weiter durch die ausgestorb enen Straßen von New Orleans. Ich machte einen Umweg und fand einen Laden, der noch offen hatte. Der Verkäufer stellte die Flasche vor mich hin, ließ aber seine Hand dran. Er lehnte sich über den Ladentisch, hielt die andere Hand auf und sah mich von unten herauf an. Ich stützte mich leicht auf die Kante, fischte die dreckigen Münzen aus meiner Jackentasche, hielt sie mit spitzen Fingern hoch (ich sah, wie seine Augen der Bewegung folg ten) und ließ sie einzeln an seiner ausgestreckten Hand vorbei auf den Boden fallen,
    »Ah«, sagte mein Freund Lou. »Ich glaub, ich habs!« »Yeah?«
»Yeah. Wir müssen das Ding aber gemeinsam drehen.« »In Ordnung.«
»Also. Du erzählst gute Geschichten, ich meine, du hast da so 'ne Ader dafür. Sie brauchen ja nicht wahr zu sein . . .« »Sie sind immer wahr.«
»Gut, in Ordnung, aber in diesem Fall ist das völlig wurscht. Also paß auf, wir machen das so: da unten an der Straße ist so 'ne mondäne Bar. Molino's. Du kennst den Laden. Da gehst du rein. Alles, was du brauchst, ist das Geld für den ersten Drink. Dafür legen wir zusammen. Du hockst dich also an die Bar und läßt dir Zeit mit deinem Drink und siehst dich um nach einem Typ, der große Scheine ausfährt. Da sitzen immer einige drin, die gestopft sind. Und wenn du einen hast, gehst du zu ihm rüber und fängst an, deine Geschichten zu erzählen. Aber so richtig loslegen, verstehst du, du mußt ihn richtig einwickeln. Versuch dir vorzustellen, du hättest so 'ne richtige Schlagseite. Wenn du voll bist, entwickelst du 'n ganz beachtlichen Wortschatz . . . einmal hast du sogar behauptet, du wärst ein Arzt. . . damals hast du mir 'ne Dickdarm-Operation in allen Einzelheiten geschildert... O. K., also du wikkelst ihn ein, er wird dir Drinks bestellen, und du mußt natürlich darauf bestehen, daß er die ganze Nacht mithält. Und wenn die Bar schließt, gehst du mit ihm in Richtung Alvarado Street, an der kleinen Sackgasse vorbei. Erzähl ihm, daß du ihm 'ne saftige junge Pussy verschaffen kannst, erzähl ihm, was du willst, Hauptsache, du führst ihn an dieser Sackgasse vorbei. Dort werd ich auf ihn warten. Mit dem da . . .« Lou fummelte hinter der Tür und brachte einen enormen Baseballschläger zum Vorschein.
»Mann Gottes!« sagte ich. »Willst du den Kerl umlegen?« »Aach was, ein Besoffener geht nicht so schnell drauf, das solltest du am besten wissen! Ich werd ihn nur für 'ne Weile aus'm Verkehr ziehen. Wir nehmen ihm die Brieftasche ab und machen halbe-halbe.«
»Und das letzte, an was er sich erinnern wird, ist, daß ich ihn begleitet hab.«
»Das s timmt allerdings.«
»Ich glaub, ich mach lieber das mit dem Baseballschläger...« »Ausgeschlossen. Das muß ich machen. Du mußt das Quatschen besorgen. Ich hab nicht so'n guten Vortrag wie du.« »Also ich kann das nicht, einen so hopps nehmen . . . das geht mir gegen den Strich, dazu bin ich zu anständig . . .« »Du und anständig. Du bist der kaltschnäuzigste Knochen, der mir je vorgekommen ist. Deshalb mag ich dich ja so gern ...« Ich fand einen. Einen richtigen Fettsack. Für solche Säcke hatte ich mein Leben lang gearbeitet und war von ihnen aus allen möglichen sinnlosen und unterbezahlten Jobs gefeuert worden. Langsam begann mir die Idee zu gefallen. Es würde mir gut tun.
Ich quatschte ihn an. Ich ließ meine Platten ablaufen. Was ich alles redete, wurde mir gar nicht recht bewußt. Ich fühlte nur, daß

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