Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers
suchen und meist sogar finden. So auch ich.
Spätestens wenn ich mit meinem Bericht an dieser Stelle angekommen bin, werde ich gefragt: «Wo liegen die Dinger denn überall?» Und genau das ist schon die Antwort: «Überall.» Weltweit lagen Mitte des Jahres 2006 rund 323 000 Geocaches herum, davon allein 38 000 14 in Deutschland.
Neulich habe ich einem Freund in der Schweiz nebenbei von meiner neuen Freizeitbeschäftigung erzählt. Natürlich wollte er sofort wissen, wo man Geocaching machen kann. Ich sagte kurz «Moment», sah mir bei Google Earth 14 seine Gegend an, ließ mir die dort liegenden Caches anzeigen und erklärte ihm:«Es gibt genau fünf Stück im Umkreis von vier Kilometern.» Er stutzte, fühlte sich verfolgt und wechselte den Wohnort.
Ebenso erging es meiner Lektorin. Auf ihr skeptisches «Ach, und wo sind die?» setzte ich mich rasch an ihren Computer und konnte ihr sofort zehn Caches in unmittelbarer Nähe des Verlages nennen. Einer lag sogar unter dem Gebäude, das auf Stelzen gebaut ist und somit eine ideale Voraussetzung zum Verstecken bietet. Während sie noch staunte, sah ich mir das Firmennetzwerk an, kopierte schnell ein paar Personaldaten und besserte meinen Vertrag nach.
WIE ALLES BEGANN
Mein allerallerallerallererster Cache war gleich ein so genannter «Multicache», bei dem man über mehrere Stationen zum Ziel gelangt. Im Gegensatz dazu führen einen die Koordinaten bei einem «Traditional» direkt zum Versteck, ohne jede Zwischenstation und sonstige Umwege.
Ich bin durch meinen Freund Micha tiefer in die Materie eingedrungen. Micha ist der Mensch, der mir damals stolz sein GP S-Gerät gezeigt hat. Ich habe ihn, wie sich das für einen echten Techi gehört, natürlich begeidet und mich nicht weiter dafür interessiert. Ein paar Monate später waren wir dann zusammen am Niederrhein unterwegs, und im Vorfeld der Reise erzählte er mir ganz begeistert, dass er dieses tolle Gerät mitnehmen wolle und damit super navigieren könne und außerdem immer genau wisse, wo er sich gerade befinde. Ich war ein wenig überrascht, dass er dafür ein technisches Gerät braucht, denn ich weiß meistens, wo ich mich gerade befinde. Schließlich falle ich eher selten aus dem Himmel herab und lande irgendwo auf der Erde, da meine Reiseplanung dann doch einen Hauch mehr Vorbereitung beinhaltet.
Im Laufe seiner Ausführungen erinnerte ich ihn nochmal an dieses «Geodingsirgendwas», wovon ich schon mal gehört hatte, und machte ihm einen Vorschlag: «He, lass uns das doch mal ausprobieren.»
«Oh ja», kam es begeistert zurück.
«Wir sehen einfach im Internet nach. Bestimmt gibt es etwas in unserer Nähe, was wir suchen können.»
Wir wollten es also unbedingt wagen.
An dieser Stelle muss ich eines zugeben: Wenn ich mit anderenLeuten etwas «unbedingt» machen will, endet das schon mal gerne damit, dass die anderen es tun und ich später sage: «Ach ja, stimmt. Toll, dass du dich darum gekümmert hast.»
Genau so war es auch in diesem Fall. Wir saßen in der Nähe von Xanten auf einem Campingplatz vor unseren Zelten. Dass meines technisch ausgereifter war, muss ich wohl nicht eigens erwähnen. Da zückte Micha auf einmal ein paar Bogen Papier. Es waren die Cache-Beschreibungen, die er auf einer Webseite herausgesucht und dann ausgedruckt hatte.
Er fragte: «Na, hast du auch was mit?»
Mit einem lockeren «Ja, aber lass erst mal deine sehen» lenkte ich ihn ab, und er gab mir tatsächlich die Zettel. Ich verstand gar nichts. Was waren das für komische Zahlen? Irgendwelche Sterne, Smileys und Logos waren auch abgebildet, die mir ebenfalls nichts sagten.
«Ah, die sind viel besser als meine, viel klarer. Lass uns ruhig die nehmen», war alles, was ich herausbrachte. «Sag mir nur kurz, was sind das für Zahlen?»
«Das sind die Koordinaten, da sollen wir parken. Von dort aus geht es dann zu dieser Stelle hier», er zeigte wieder auf eine lange Reihe von Zahlen, «wo wir einen weiteren Hinweis finden sollten.»
«Warum geben die keine Adresse an?»
«Weil das nicht Sinn der Sache ist.»
«Aber das wäre doch viel einfacher …»
Er schaute mich an, ich schaute zurück. Er schaute noch etwas länger, ich hielt dem Blick stand. Schließlich schloss er die Augen, atmete tief durch und fing an zu erklären: «Hör zu, die Erde ist mit Linien überzogen.» Er malte mir ein schönes Bild auf den Zettel.
«Ähm …», setzte ich an.
«Theoretisch», unterbrach er mich. «Die Linien
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