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Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
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sind quasinummeriert, und an den Schnittpunkten kann man dann anhand der beiden Nummern genau bestimmen, wo man sich befindet. Wir sind hier an Punkt (2/1) und sollen nach (3/3). Da die Erde ein kleines Stück größer ist als dieser Zettel, gibt es nicht bloß drei Linien von Nord nach Süd und Ost nach West, sondern bis zu 360, die dann nochmal unterteilt sind.

    Ich verstand. Nachdem wir uns durch den großen Aktenstapel Papier gewühlt hatten, entschieden wir uns für den Cache «NORDSEEKÜSTE». Wie gesagt, ein Multicache.
    Auf meine Frage, ob wir uns bei unserem allerersten Cache vielleicht nicht gleich einen Mehrstationenschatz vornehmen sollten, sondern eher einen, der ganz traditionell genau da liegt, wo uns die Koordinaten hinführen, ging Micha gar nicht ein, sondern verschwand nur mit einem «Ts, ts, ts» im Zelt.
    Na gut, dachte ich, der Mutige wird belohnt. Wir gaben die Werte in sein GP S-Gerät ein.
    «Mit Hilfe von Satelliten, deren Signale dieses Gerät empfangen kann, wissen wir immer relativ genau, wo wir uns befinden und wie weit es bis zum nächsten Punkt der Schnitzeljagd ist», fuhr Micha auf einmal ungefragt fort.
    Was muss der Kerl so oberlehrerhaft mit mir reden?, fragte ich mich. Ich weiß genau, wovon der spricht. Na ja – heute.
    Wir fuhren los und fanden den Parkplatz, besser gesagt ich fuhr, und ER fand den Parkplatz. In der Zwischenzeit hatte ich gelernt, dass dieses Gerät auf dem Display drei für uns relevante Seiten anzeigen konnte. Erstens eine Karte, auf der auch Straßennamen und Ortschaften angegeben waren. Hatte ich schon malgehört. Dann eine Übersicht über die Anzahl der empfangenen Satelliten und deren Sendestärke. Je mehr Satelliten und je stärker der Empfang, desto besser. Hatte ich auch schon mal gehört – zwar bei einem Handy und es ging um irgendwelche Balken, aber das Prinzip war dasselbe: Mehr ist besser. Und schließlich noch ein Kompass, der allerdings kein richtiger Kompass war   … also eigentlich schon, aber nur, wenn man sich bewegte.
    «Was?»
    «Also   …»
    Sofort bekam Micha wieder diesen väterlichen Blick, den ich so hasse, weil er mir unmissverständlich klarmacht, dass er gerade seine gesamte Zufriedenheit aus der Tatsache zieht, mehr zu wissen als ich. Eine Rolle, die ich selbst nur zu gut kenne.

    «Hier siehst du die vier Himmelsrichtungen und einen Pfeil. Ich habe das Gerät so eingestellt, dass der Pfeil immer in Richtung unseres nächsten Zieles zeigt. Das Gerät weiß, wie wir uns bewegen, weil es regelmäßig unseren aktuellen Standort mit dem von vor ein paar Sekunden vergleicht. Wenn man diese beiden Punkte miteinander verbindet, ergeben sie eine Linie, die   … AUA!»
    Ich musste ihm versehentlich den Autoschlüssel in die Hand bohren, denn er wollte gerade wieder anfangen, ein Bild zu malen.
    Kurz darauf stiegen wir aus und liefen von dem Parkplatz aus munter am Ufer eines kleinen Sees entlang. Da wir mitten in der Woche unterwegs waren, war es recht leer, es herrschten alsoideale Bedingungen. Wir waren unbeobachtet und konnten uns daher eigentlich nicht blamieren. Der asphaltierte Weg, gesäumt von einzelnen Bäumen, führte an einem Spielplatz und einer Bootsanlegestelle vorbei. Wenig später ließen wir einen Kiosk rechts liegen und gingen weiter. Wir waren schon mindestens 200   Meter gegangen, und ich fing an innerlich zu fluchen. Noch war ich Anfänger, noch wusste ich nicht, was ich sehr viel später auf ganz anderen Touren zu erleiden hatte. Heute fange ich schon wesentlich früher an zu fluchen.
    Auf einmal sagte Micha: «Wir sind da!»
    «Woher weißt du das?», fragte ich.
    «Weil das hier steht.»
    «Wo?»
    «Auf dem Display. Entfernung zum Ziel: 0   Meter.»
    Die Technik überzeugte mich. Wir waren also an dem Ort angekommen, wo meine allererste Suche beginnen sollte. Ich sah auf den Boden und sagte: «Hier ist nichts.»
    «Ja, wir müssen den Cache auch suchen», erklärte Micha mir.
    «Wieso suchen? Wir sind doch laut modernster Technik genau an der Stelle, an der wir sein müssen. Okay, ich bin durchaus bereit, einen Schritt nach links oder rechts zu gehen, falls ich direkt auf dem Hinweis stehen sollte.»
    «Pass auf   …»
    Noch so ein Satz, und mein ganzes Gefühlszentrum würde anfangen zu schreien: «Nein, nein, nein, nein!», stattdessen sagte ich: «Ja?»
    «Die Signale können ein bisschen ungenau sein, Empfangsstörungen und so, deshalb gibt es eine gewisse Ungenauigkeit bei der Berechnung der

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