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Auge des Mondes

Titel: Auge des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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der an der Spitze des ägyptischen Pantheons steht, wird aber gleichzeitig auch mit dem Mond identifiziert, denn der Mond galt als Auge des Sonnengottes bei Nacht. Der ägyptische Name der Katze war Mau , was u. a. Licht bedeutet. Bastets Aufgabe als Mondkatze war, nachts die Sonne zu bewachen und die Schlange der Finsternis, die Todfeindin der Sonne, zu bekämpfen. Im Alten Reich wurde sie oft mit einem Löwenkopf dargestellt und mit der Göttin Sachmet gleichgestellt. Später bekam sie als Katzengöttin weichere und freundlichere Züge. Sie herrschte über Tanz, Musik, Freude, Familie, Fruchtbarkeit und Lust, stärkte die geistige und physische Gesundheit. Oft wird sie als schlanke, schmalhüftige Frau mit Katzenkopf verkörpert, die ein Sistrum hält und einen Korb trägt, oder sie erscheint komplett in Katzengestalt.
    Dennoch geriet ihre wilde Seite nie ganz in Vergessenheit: »Süß wie Bastet, zornig wie Sachmet.« Sachmet, ursprünglich eine Kriegsgöttin, brachte und heilte Krankheiten und galt auch als Botin des Todes. Sie wurde als äußerst mächtig und zauberkundig angesehen, als »weibliche Sonnenscheibe«, aber auch als »Herrin der westlichen Wüste«, die alle Feinde des Pharaos angriff und auch vernichten konnte.
    In Bastet sind diese beiden gegensätzlichen Züge - der weiche und der kriegerische - vereint. Sie sind, wenngleich in abgeschwächter Form, auch in allen Katzen lebendig. Jeder Katzenbesitzer weiß, dass sich seine Samtpfote bei passender Gelegenheit zur krallenbewehrten Kratzbürste entwickeln kann, vor der man sich besser in Acht nimmt - auch wenn sie bald darauf wieder schnurrend ihre friedliche Seite zeigt.
    Sie lassen sich eben nicht zähmen oder gänzlich domestizieren, das hat meine Katze Luna mich in über vierzehn Jahren glücklichen Zusammenlebens gelehrt - genau der Grund, warum wir unsere Katzen so lieben, wie es vermutlich die Alten Ägypter getan haben.
    Katzen im Alten Ägypten
    Die ältesten bildlichen Darstellungen, die auf domestizierte Wildkatzen hinweisen, sind mehr als 5000 Jahre alt. Um 2300 v. Chr. entstanden die Inschriften, auf denen Ägyptologen erstmals Zeichen für Kater und Katze identifizieren konnten. Sicher belegt ist, dass die Ägypter mindestens seit dem Mittleren Reich, also seit rund 4000 Jahren, zunächst wohl eher noch wilde Katzen hielten, darunter die Nordafrikanische Falbkatze ( Felis silvestris lybica ), die als Stammmutter unserer getigerten oder gestromten Hauskatzen gelten darf. Schon aus dieser Zeit wurden zahlreiche Katzenmumien gefunden. Die bekannteste und wohl auch älteste Fundstätte ist die von Bubastis im östlichen Nil-Delta - die Stadt, in der mein Roman angesiedelt ist. Aus jüngerer Zeit stammen die Gräber von Beni-Hassan und Siut, in denen vorwiegend Falbkatzen gefunden wurden; ihre Zahl geht in die Hunderttausende.
    Für die damalige Landbevölkerung fand ein derartig nützliches Tier wie die Katze sehr bald Wertschätzung und Anerkennung, sie wurde nach und nach in die religiösen Kulte einbezogen. Der Wert eines Gegenstandes wurde im Alten Ägypten traditionellerweise nach Mengen von Getreide gemessen, das ja auch das wichtigste Grundnahrungsmittel darstellte. Einen wirksamen Schutz vor den unzähligen angelockten Ratten und Mäusen konnten allein Katzen bieten. So mag die zutrauliche Falbkatze in Aussicht auf reiche Beute von selbst zu den Häusern und Kornspeichern gekommen sein.
    Mina, die Geschichtenerzählerin
    In allen orientalischen Kulturen gibt es Geschichten- oder Märchenerzähler, eine alte Tradition, die noch aus den Zeiten stammt, in denen wenige Menschen lesen und schreiben konnten. Auch und gerade aus dem Alten Ägypten ist eine Fülle teils ganz erhaltener, teils fragmentarischer Märchen überliefert, die aus dieser Tradition gespeist sind.
    Meine Erzählerin heißt Mina. Zu dieser Figur hat mich eine Reise nach Marokko inspiriert, bei der ich in der Medina von Marrakesch auf dem Djema El Fnaa, dem Platz der Gehängten, den conteurs , also Erzählern, bei ihrer Arbeit zusehen konnte. Verstanden habe ich natürlich aufgrund mangelnder Arabischkenntnisse nichts, und doch war es für mich ein Faszinosum zu erleben, wie sich Trauben von Menschen um die conteurs - meist Frauen - scharten, die gestenreich, manchmal fast wie in einer Theateraufführung, ihre Geschichten vortrugen.
    Ausgewählte Literatur zum Vertiefen und Weiterlesen der Märchen
    Karlheinz Schüssler: Märchen und Erzählungen der alten Ägypter,

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