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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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doch bescheuert! Ich meine, wir hängen doch sowieso den ganzen Abend alle zusammen rum.«
    Alex kommt zu mir herüber. Er stellt sich zwar nicht ganz dicht neben mich, aber doch ziemlich nah. Er nickt, so als würde er mir recht geben. »Ja, du hast wohl recht.« Aber ich merke ihm an, dass er enttäuscht ist.
    Rennie stürmt aus dem Schlafzimmer und hüpft zur Glastür, an der ich lehne. Ihr Gesicht ist gerötet, und sie strahlt von einem Ohr zum anderen. »Okay, Lil! Gehen wir!«
    Rennie kriegt immer, was sie will. Aber dieses Mal nicht. Nicht jetzt, wo es ihr wichtiger ist denn je.

27 KAT  Ich sitze im Bett und schaue einen Film auf meinem Laptop, als jemand an mein Fenster klopft. Einen verrückten Moment lang denke ich, es könnte Alex sein. Shep, der es sich auf einem Berg Klamotten bequem gemacht hat, hebt kaum den Kopf. Dummer Hund! Ich springe vom Bett und gehe ans Fenster.
    Es ist nicht Alex. Es ist Lillia.
    »Was zum Teufel soll das?«, frage ich und schiebe das Fenster hoch. »Wir haben auch eine Haustür.«
    Sie klettert herein, das Gesicht leicht gerötet. »Es ist ein Uhr nachts«, erinnert sie mich. »Ich wollte deinen Dad nicht aufwecken. Aber ich wusste, dass du noch wach bist.«
    Lillia hat eine kurze Steppjacke an, dabei ist es noch kaum kalt draußen. Als sie meinen Hund sieht, quiekt sie leise auf. »Shep!«
    Shep springt auf und ist mit einem Satz bei ihr. Sie hockt sich hin, umarmt ihn und krault ihn am Rücken und hinter den Ohren. »Shep, ich hab dich so vermisst!«
    »Er stinkt sicher aus dem Maul«, sage ich. »Er hatte heute Abend einen Knochen.«
    Lillia beachtet mich gar nicht. »Shep, du kennst mich noch! Das merke ich.« Mein dummer Hund wedelt mit dem Schwanz, er fiept aufgeregt und sabbert Lillia voll.
    Sie tätschelt ihm noch einmal den Rücken und geht dann hinüber zu meiner Kommode, als wäre sie hier zu Hause. »Die kenne ich noch!«, ruft sie und hebt die Porzellanpuppe hoch, die meine Mutter mir zu meinem siebten Geburtstag geschenkt hat. »Sie heißt Nelly, stimmt’s?«
    Allerdings. Sie heißt Nelly. Und? ich setze mich wieder auf mein Bett, verschränke die Arme. »Was gibt’s?«
    »Könntest du vielleicht erst das Fenster zumachen? Es ist kalt.«
    Ich habe verdammte Lust, ihr zu sagen, sie soll mal zum Arzt gehen, offenbar stimmt was mit ihrer Körpertemperatur nicht. Aber ich darf nicht unfreundlich sein, also geh ich hin und mach’s zu.
    »Danke«, sagt sie und pustet sich warme Luft auf die Finger. »Also: Ich habe eine Idee, wie du dich an Rennie rächen kannst. Die perfekte Idee.«
    Ich komme mir vor wie in uralten Zeiten, denn Lillia läuft die ganze Zeit durchs Zimmer und geht an meine Sachen. Sie nimmt Kerzen in die Hand und schnuppert daran, dann dreht sie meine Spieluhr auf. Wann immer sie früher für die Sommerferien auf die Insel kam, hat sie sich ausführlich bei Rennie und mir umgesehen, so als wollte sie sehen, welche Teile unseres Lebens sie verpasst hat, nachdem sie zu Beginn des Schuljahres mit ihrer Familie zurück aufs Festland musste.
    Sie dreht sich um, und etwas Goldenes blitzt in ihrer Hand auf. »Du hast sie noch!«, sagt sie und sieht mich überrascht aus großen Augen an. Es ist die blöde Kette mit dem Schlüsselchen, die sie mir am ersten Schultag in unserem Freshman-Jahr geschenkt hat.
    Ich springe auf und reiße ihr die Kette aus der Hand. »Kannst du verdammt noch mal aufhören, an meinen Kram zu gehen!«, fauche ich sie an.
    »Ich bin bloß überrascht, dass du sie aufbewahrt hast«, sagt Lillia und wirft mit einer Kopfbewegung den Pferdeschwanz über die Schulter.
    »Bild dir bloß nichts ein. Ich bin nur noch nicht dazu gekommen, sie zu versetzen.« Ich schmeiße das Ding zurück in die Schmuckschachtel und knalle den Deckel zu.
    Ganz leise fragt Lillia: »Seit der neunten Klasse nicht?«
    ···
    Lillias Mutter rief bei Rennies Mutter an, um auszumachen, wann wir miteinander spielen würden. Du lieber Himmel! Wir waren elf,nicht mehr sechs.Die beiden einigten sich, und Rennie bat mich mitzukommen. Sie wollte, dass wir mit dem Rad hinfuhren, damit wir früher wieder gehen konnten, wenn uns langweilig wurde, doch meine Mutter sagte Nein, bis White Haven sei es zu weit. Lillia wohnte auf der anderen Seite der Insel. Mit dem Auto waren es zwar nur zehn Minuten bis zu ihr, aber trotzdem. Unsere anderen Freunde wohnten alle so nah, dass wir zu Fuß hingehen konnten, im Sommer gingen wir den ganzen Tag lang bei den Nachbarskindern ein

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