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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition)
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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großem Stil fertigmachen.«
    Lillia wischt sich über die Augen. »Also, was machen wir?«
    »Du kennst ihn am besten«, sagt Kat. »Was ist ihm das Allerwichtigste?«
    Spontan sagt Lillia: »Football. Football ist ihm wichtiger als alles andere.«
    »Das ist es!«, rufe ich. »Schon damals auf der Montessori redete er dauernd davon, dass er auf der High School ein großer Footballstar werden wollte.«
    »Bingo«, sagt Kat. »Wir sorgen dafür, dass er aus der Mannschaft fliegt.«
    »Aber wie?«, frage ich.
    Geht das überhaupt? Reeve ist der Quarterback, der Star des Teams. Ohne ihn gibt’s die Mannschaft überhaupt nicht, das weiß jeder.
    Lillias Augen blitzen. »Drogen! An unserer Schule gilt schließlich: Null Toleranz, ohne Ausnahme. Seit einer von der Menlow High erwischt wurde, als er Gras geraucht hat, haben sämtliche Trainer ein scharfes Auge auf alle, um sicherzugehen, dass keiner von uns irgendwelchen Blödsinn macht. Wenn wir es schaffen, Drogen in Reeves Spind oder so zu legen, dann fliegt er mit Sicherheit aus der Mannschaft, Quarterback hin oder her.«
    »Und wenn er sagt, das sind nicht seine, und die ganze Schule glaubt ihm?«, frage ich. »Er könnte einen freiwilligen Drogentest machen, um es zu beweisen.«
    »Wir müssten ihm die Drogen irgendwie unterschieben, ohne dass er es merkt«, sagt Kat. » LSD oder Ecstasy oder so was, damit er einen Trip hat.«
    Ihm Drogen ins Schließfach zu schmuggeln, ist eine Sache; ihn aber selbst unter Drogen zu setzen eine andere. Ich schaue zu Lillia hinüber, weil ich erwarte, dass sie protestiert.
    Doch ich habe mich getäuscht. Sie nickt und sagt: »Dann sollten wir’s an Homecoming machen, damit es alle mitkriegen. Er wird definitiv Homecoming-King. So können wir ihn und Rennie gleichzeitig k.o. schlagen.« Sie wickelt sich eine Haarsträhne um den Finger. »Könnte sogar sein, dass er von der Schule fliegt. Dann musst du dir seinetwegen nie mehr Sorgen machen, Mary.«
    »Was meinst du?«, fragt mich Kat. »Reeve ist deine Beute.«
    »Einverstanden«, sage ich. Ich kneife mich fest in die Hand, in das weiche Fleisch zwischen Daumen und Zeigefinger, nur um ganz sicher zu sein, dass ich nicht träume.

29 KAT  Freitagabend. So gut wie alle sind zum ersten Auswärtsspiel der Saison aufs Festland gefahren. Ich sitze unten am Fähranleger und warte auf den Dealer meines Bruders, der mit der Acht-Uhr-Fähre kommen wollte. Alles klappt so perfekt, dass es mir schon fast unwirklich vorkommt. Schade, dass keiner ein Foto fürs Jahrbuch macht, für die Rubrik »Wird wahrscheinlich ...«. Kat DeBrassio: Wird wahrscheinlich den Quarterback unter Drogen setzen.
    Ich lehne mit dem Rücken an einem Pfosten und rauche eine Zigarette, als die Fähre auf dem schwarzen Wasser näher kommt. Ganz pünktlich.
    Ich taste nach dem Bündel Geldscheine in meiner vorderen Jackentasche. Sechzig Dollar in Fünfern und Einern, genug für zwei Pillen. Nach der Geschichte, die Mary uns erzählt hat, habe ich sie gar nicht erst um Geld gebeten, es wäre mir falsch vorgekommen, wenn sie nach allem, was sie durchgemacht hat, auch noch bezahlen sollte. Aber Lillia habe ich natürlich gefragt. Wir haben uns heute Morgen auf der Mädchentoilette getroffen. Sie hat ihre kleine rosa Handtasche aufgemacht und ein noch kleineres rosa Täschchen herausgenommen. Aber alles, was sich darin befand, waren ihr Labello, ein Glitzer-Lipgloss von Chanel im goldenen Röhrchen (Rennies Markenzeichen), Lillias Führerschein, ein Bonbon in rotem Papier und zwei Kreditkarten. Ich musste ihr erst erklären, dass Drogendealer kein Plastikgeld nehmen, was ihr spürbar unangenehm war. Sie hat versprochen, mir ihren Anteil später zu zahlen. Ich hab ihr vorgeschlagen, mir eine Stange Zigaretten zu kaufen oder irgendwas für mein Boot, doch sie hat mir was vorgejammert, dass ihre Mutter jeden Monat ihre Ausgaben kontrolliert, also habe ich ihr gesagt, sie soll’s vergessen. Ich hab das Geld dann vom Ersparten von meinem Ferienjob genommen. Was soll’s. An sechzig Kröten mehr oder weniger wird mein College-Besuch nicht scheitern.
    Als Lillia kurz zum Pinkeln in eine der Kabinen ging, habe ich ihre Tasche aufgemacht und Rennies kostbaren Lipgloss rausgenommen. Was für eine Großtuerin! Hat sie vermutlich den Lohn eines halben Abends gekostet. Fröhlich vor mich hin pfeifend, hab ich das Ding in den Müll befördert.
    Die Fahrer auf dem Autodeck schalten das Licht ein und fahren an Land. Andere Passagiere –
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