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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition)
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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er. Er steht dicht neben mir, so dicht, dass wir uns fast berühren. »Ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass du und ich nicht mehr Freunde sein sollen.« Und leise fügt er hinzu: »Du bedeutest mir sehr viel. Immer schon. Und das wird auch so bleiben.«
    Ich öffne den Mund, doch bevor ich noch etwas sagen kann, läuft er schon rückwärts zurück zum Platz. Dabei ruft er mir zu: »Und glaub ja nicht, dass ich dir die Aufwärmrunden erlasse, Cho!«
    Ich laufe meine Runden. Jede einzelne, bis zur letzten. Denn wenn ich nicht mehr laufe, muss ich anfangen, über das nachzudenken, was er gesagt hat. Und darüber, wie ich mich dabei gefühlt habe.
    Am Donnerstag, dem Tag des Spiels, überrascht mich PJ mit einer Tupperdose voller Zimtkrüstchen. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass seine Mom sie gebacken hat, weil sie sorgfältig in Wachspapier verpackt und außerdem absolut perfekt sind – innen weich, außen knusprig –, aber das soll mir gleich sein.
    Alles, was Ashlin von Derek bekommt, ist eine kleine Tüte Schoko-Chips-Kekse von Chips Ahoy, nicht einmal eine ganze Schachtel. Trotzdem ist sie ganz aus dem Häuschen, weil sie Derek mag und sich über alles von ihm freuen würde.
    Reeve hat für Rennie so eine Art Proteinkekse gebacken. Sie sind steinhart und sehen aus wie Kuhfladen, aber sie macht ein Riesengetue darum und isst sie beim Mittagessen.
    Zum Spiel kommen jede Menge Zuschauer. Nicht so viele wie zu den regulären Footballspielen, aber immerhin. Die Jungs unserer Mannschaft tragen Cheerleader-Uniformen und Perücken und feuern uns von der Seitenlinie her an. Es ist ziemlich komisch. PJ trägt eine lange schwarze Perücke und versucht die ganze Zeit Toetouches zu machen, die meine Spezialität sind.
    Wie ich vorhergesagt hatte, gewinnt das Team von Rennie und Reeve. Rennie schafft den einzigen Touchdown und rennt fast Teresa über den Haufen, um in die Endzone zu gelangen. Am Ende des Spiels wirft Reeve sie sich über die Schulter und trägt sie vom Feld, dabei brüllt er, bis er heiser ist. Als hätten sie die Goldmedaille bei der Olympiade gewonnen.
    Sollen sie sich freuen, solange sie noch können. Denn bald werden sie verlieren, und zwar dramatisch.

31 MARY  Laut Lillia hält Coach Christy ihr Büro immer fest verschlossen. Vor zehn Minuten und dreiunddreißig Sekunden hat sie es betreten, unterm Arm die Urne mit den Homecoming-Wahlzetteln. Die Tür steht einen Spalt offen. Seit sieben Minuten und zehn Sekunden sitzt sie an ihrem PC und tippt. Ich weiß das so genau, weil ich die ganze Zeit auf die Uhr am Ende des Flurs schaue. Ich lehne mich an ein paar Schließfächer, und Kat, die am Trinkwasserbrunnen steht, tut so, als würde sie SMS schreiben.
    Um Punkt vier stürmt Lillia an Kat und mir vorbei. Ihr Pferdeschwanz fliegt hin und her.
    »Coach Christy!«, ruft sie aufgeregt, »Schnell, kommen Sie! Notfall bei den Cheers, in der Mädchen-Umkleide!«
    »Was ist denn los, Lillia?«, fragt Coach Christy und kommt aus ihrem Büro.
    »Kommen Sie schnell«, sagt Lillia und fasst die Trainerin am Arm. »Ich glaube, eine von den Freshmen hat einen Zusammenbruch oder so. Sie rastet gerade total aus!«
    Die beiden verschwinden über den Flur.
    Kat und ich grinsen einander an, dann blicken wir uns noch einmal schnell um, ob uns auch niemand beobachtet, und schlüpfen ins Büro. Ich bleibe möglichst unauffällig bei der Tür stehen, während Kat schnurstracks die Wahlurne ansteuert. Angeblich hat sie schon als kleines Mädchen von ihrem Bruder gelernt, wie man Schlösser knackt. Man brauche dafür nichts weiter als ein Stück von einer Cola-Dose, sagt sie. Mir kam das verrückt vor, aber Kat hat die Urne in fünf Sekunden geöffnet. Sie kippt den Inhalt auf Coach Christys Schreibtisch.
    »Sieht so aus, als hätte Reeve auch ganz ohne unsere Hilfe gewonnen«, knurrt Kat, als sie den Haufen sichtet.
    »Wundert mich nicht«, sage ich. »Er sieht ja auch definitiv am besten aus vom ganzen Jahrgang.«
    Kat sieht mich merkwürdig an, aber es ist ja wahr. Sie stopft ein paar Zettel in ihre Umhängetasche. Stimmen für Rennie, nehme ich an. Sie wird also nicht mit ihm oben auf der Bühne stehen. Pech! Vielleicht sollte sie andere Leute nicht so schikanieren.
    Ich richte meine Augen wieder auf den Flur. Lillia und Coach Christy können jeden Moment zurück sein. »Bist du bald so weit?«, flüstere ich.
    Kat senkt den Kopf über die Stimmzettel. »Ich zähle nur noch durch, damit ich weiß, ob
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