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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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wenn sie nicht wusste, wo er genau saß. »Danke«, murmelte sie nur, obwohl sie keine Ahnung hatte, ob man sich dafür überhaupt bedankte. Es war zu grotesk.
    »Die Läden schließen gerade.«
    Er wechselte das Thema. Gut. »Okay.« Sie stand auf, versuchte, ihre Kleidung zu glätten und ging ein wenig auf und ab , um ihre steifen und lädierten Glieder zu bewegen. Mann, würde sie froh sein, wenn sie endlich bei Zacs Eltern ankamen, und sie nach einem ausgiebigen Mahl in ein weiches Gästebett fallen konnte. Von ihr aus auch ein Sofa oder eine Luftmatratze. Hauptsache, einige ungestörte Stunden erholsamen Schlafs. Danach würden ihre alten , die echten Erinnerungen auftauchen, da war sie sich ganz sicher. »Ich werde mich bald erinnern und dann reise ich zu meinen Eltern. Sie hatten sicher ihre Gründe, mich wegzugeben. Vielleicht hatten sie Angst vor mir? Aber garantiert wollten sie nur das Beste. Ich bin ihre Tochter, nicht?« Sie plapperte. Was sollte Zac dazu sagen? Er kannte weder sie noch ihre Eltern.
    »Ich hoffe, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen«, sagte Zac nach einer gefühlten Ewigkeit steif.
    Seine Reaktion versetzte ihr einen bohrenden Stich. »Das klingt nicht so, als wenn du daran glaubst.«
    »Ach, View. Du hast doch keine Ahnung«, rief er aufgebracht, sodass sie zurückschreckte.
    »Wie auch?« Sie stutzte. »Du denn? Verdammt, dann red doch endlich. Was verschweigst du mir?«
    »Alles!«
    »Was?« Views Herz tat einen schmerzhaften Aussetzer.
    »Um dich zu schützen.«
    Bitte? »Wie kann Unwissenheit schützen? Rede endlich oder ich gehe. Auf der Stelle!«
    Stille. Dann fing Zac unterdrückt an zu lachen. Es steigerte sich zu einem lauten, irren und zugleich beinahe traurigen Gelächter, bis View nicht mal mehr sagen konnte, ob er lachte, schluchzte oder nur vergeblich versuchte, Luft zu holen. Es verwirrte und verunsicherte sie zutiefst. Lachte er sie aus? Weinte er vor Qual? Was hatte sie nun schon wieder Blödes gesagt? War es denn so lächerlich, wenn sie ihn einfach stehen lassen würde? Schließlich brauchte Mimose für jeden Handgriff einen Handlanger. Ohne sie wäre er genauso am Arsch wie sie ohne ihn. Oder etwa nicht?
    Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück an die Hecke. Es tat weh. Sehr weh. Sie gab vor, zu dösen, doch innerlich brodelte noch ziemlich lange ein ziemlich heißer und ziemlich verletzter Vulkan.
     
    »Kommst du?«
    Seit einiger Zeit vernahm sie die getuschelten Gespräche der Menschen, denen das Schicksal übel mitgespielt hatte, ohne die Worte zu verstehen. Sie versammelten sich ruhig auf dem Parkplatz, wo sie anscheinend Neuigkeiten austauschten. Kein lautes Geräusch drang zu ihnen herüber, niemand besaß ein Auto oder Motorrad, niemand fluchte oder rief nach jemandem. Dabei tippte sie auf etwa fünfzig verschiedene Stimmen, meist männlich, aber von jung bis alt. Lautlos und angepasst. Unsichtbar und nicht existent. Das Leben in der Schattengesellschaft hatte sie zu solchen werden lassen.
    View stand auf und folgte Zacs Richtungsangaben, bis sie einige Stimmen verstehen konnte. Näher wollte sie nicht unbedingt heran, auch wenn das bedeutete, dass sie vielleicht weder ein Stück altes Brot noch einen Pullover bekam. Ihre Zunge klebte am Gaumen. Sie lauschte einer Unterhaltung.
    »… das hat er gesagt?«
    »Ja, doch. Der Regenbogen ist das Zeichen dafür. Steht in der Bibel.«
    »Aha. Na denn.«
    »Du glaubst mir nicht.«
    »Doch, schon …«
    »Aber?«
    »Ich versteh echt nich, was der Regenbogen mit der Sintflut von anno dazumal zu tun hat.«
    »Mensch, das ist nur ein Symbol. Schön bunt, verspielt, am Himmel eben, kann jeder sehen. Was weiß ich, warum Gott den ausgewählt hat. Musst du ihn fragen.«
    Das beinahe geflüsterte Gespräch der vermutlich älteren Männer verstummte. Die beiden redeten über das erste Buch Mose, sie kannte das alte Testament. Piri und sie hatten die Bibel gelesen und darüber diskutiert. Sie ging in die Knie und berührte das Band, das sie zwischen die Schnürsenkel gebunden hatte. Piri war noch bei ihr. Es war hirnrissig, aber sie fühlte sich gleich sicherer, nicht so allein. Sie schüttelte leicht den Kopf über sich. Zac war doch bei ihr. Es gab keinen Grund, sich einsam zu fühlen. Ihre anderen Sinne schienen sie, seitdem sie aus dem Labor abgehauen war, im Stich zu lassen. Sie hatte wirklich gedacht, sich auf ihren Körper verlassen zu können. Blöd! Echt blöd. Sie war und blieb eingeschränkt und die

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