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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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habe Zeit. Ich hör dir auch gern zu, vertraulich natürlich. Kekse?«
    Babs drückte ihr ein handgroßes Gebäckstück in die Finger. Es duftete herrlich nach Zimt und Rosinen und es schmeckte göttlich. Sie kaute und überlegte, ob sie Babs wirklich etwas erzählen sollte. Sie entschied sich lieber fürs Fragenstellen. »Machst du das schon lange?«
    »Ja. Schon über drei Jahre. Dank der großzügigen Spenden, der Presse und dem friedlichen Miteinander läuft es ganz gut.«
    »Sie sind sehr zivilisiert«, rutschte es View hinaus.
    »Du meinst, weil es ein Haufen unrasierter, ungewaschener, meist alter Männer ist?« Babs lachte herzhaft auf. »Ja, sind sie, so wie du. Sonst würde es auch nicht gehen, hier, nahe an den Wohnsiedlungen. Die Anwohner würden sich beschweren und man würde es nicht mehr unterstützen.«
    »Weißt du etwas über ein Laboratorium in den Bergen in der weiteren Umgebung?« View hielt den Atem an und verschluckte sich beinahe, weil sie auch nicht weiterkaute.
    »Nein, hier in der Gegend sicher nicht. An so etwas würde ich mich erinnern.«
    Wieder fiel View auf, dass Babs nicht nachhakte, trotz dieser seltsam erscheinenden Frage. Sie antwortete einfach neutral und ohne jede Wertung. Sicherlich hätte sie sonst schon alle Obdachlosen vertrieben, die bestimmt ebenso verstockt waren wie sie. Jeder trug sein schweres Paket mit sich herum und sie alle hatten gemein, dass ihre Lebensgeschichte nicht zum Vorzeigen war. » Babs, darf ich dir noch eine Frage stellen?«
    »Klar.« Eindeutig lächelte sie.
    »Was meinst du, wie alt bin ich?«
    Babs schien sie zu mustern und gab dabei Murmeltöne von sich. »Du versteckst deinen Körper ziemlich unter den weiten Sachen«, sagte sie ernst. »Ich halte dich für … hm … zwischen siebzehn und neunzehn.«
    Babs klang sehr sachlich, beinahe alarmierend distanziert. Dachte sie nun, View wäre verrückt oder aus einer Irrenanstalt geflohen? Die Frage hätte sie nicht stellen dürfen. Vielleicht glaubte Babs auch, sie hätte ihr Gedächtnis verloren und wäre geistig verwirrt. »Ich, ich bin blind, deshalb … also, ich wollt nur wissen, für wie alt man mich hält .«
    »Ist schon okay. Du brauchst dich vor mir nicht zu rechtfertigen.«
    »Okay.«
    »Noch etwas zu trinken?«
    »Gern. Kann ich meinen Bademantel gegen einen Pullover oder so eintauschen?«
    »Oh, hm.« Babs nahm ihr den dicken Wollmantel aus den Händen, den sie sich von den Hüften gebunden hatte. »Deiner, hm?«
    »Nein, leider nicht«, gab View rasch zu. Ihr stieg die Röte ins Gesicht.
    »Na, nach dem Emblem auf dem Frottee zu urteilen, konnte derjenige den Verlust verkraften. Warte mal, ich kenne jemanden, der nachts ständig friert und diesen guten Deal sicher machen möchte. Wartest du hier?«
    »Ja, klar.«
    View lehnte sich an die Hauswand und genoss das Wasser, das Babs ihr erneut in die Hände gedrückt hatte. Die Luft roch warm-würzig, ähnlich dem Mutterboden auf der kleinen Lichtung, auf der sie vor einigen Tagen gelegen hatte. Natürlich bei Weitem nicht so intensiv. Aber es roch nach Freiheit. Wo blieb Zac? Wollte er nichts essen und trinken? Sie ließ absichtlich etwas im Becher, dann konnte sie ihm etwas abgeben. Bestimmt hatte Babs auch noch ein paar Kekse für ihn.
    Ein Mann in Turnschuhen kam mit eher unsicheren Schritten über den Parkplatz auf sie zu. Ansonsten herrschte die Stille der nahenden Nacht. Die entfernten Geräusche der Stadt verschwammen zu einem Hintergrundrauschen. Views Gehör stellte sich vollkommen auf die sich nähernde Gestalt ein. Sie drehte sich nicht um, wollte weder, dass er ihre plötzlich aufkeimende Furcht noch ihre angebliche Blindheit bemerkte. Sie wäre ein leichtes Opfer …
    Er räusperte sich.
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf.
    »Ist Babs schon weg?«, fragte er sanft.
    Ein eiskalter Hauch fuhr durch ihren Körper. Sie kannte diese Stimme! Aber woher? Wer? Wieso? Ihre Gedanken rasten, drehten sich im Kreis – ohne Ergebnis. »Sie ist sofort wieder da«, wisperte sie.
    »Okay.«
    Sie schwiegen. Er rührte sich nicht, war ihr auch nicht unangenehm nahe gekommen . Sie sollte sich entspannen, doch es gelang ihr nicht. Wo zum Henker blieb Zac, wenn sie ihn mal brauchte? Am liebsten hätte sie nach ihm gerufen. Geschrien. Die Panik in ihr wütete wie besessen, ohne dass sie einen Grund fand. Vielleicht sollte sie den Mittvierziger geradeheraus fragen, wer er war.
    Es knisterte kaum vernehmlich, als er sich durch längeres Haar

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