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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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beigebracht hatte. Sie ging in die Hocke, ohne ihre sicheren Hände von mir zu nehmen, und ließ mich im Kreis schwimmen, als wäre sie die Achse und ich das Karussell. Ich sah zur Seite, in Grandmas immerzu offenes und fröhliches Gesicht. Ihre sonst dunkelbraunen Haare wirkten nass, fast schwarz wie meine, und klebten ihr am Kopf. Ohne Schminke gefiel sie mir am besten. Ihre schwarzen Augen, in denen ich mich stets verlieren wollte, weil sie mir Geborgenheit und Liebe schenkten. Und Zuversicht, dass ich alles schaffen konnte, was ich wirklich wollte, obwohl ich mich vor vielen Menschen fürchtete, ohne zu verstehen, weshalb. Sie jagten mir Angst ein. Ich spürte es tatsächlich körperlich, ohne dass sie aussahen wie Monster. Deshalb hatte ich schon etwas Bammel, weil ich in einem Jahr in die Schule kommen sollte, obwohl ich mich auch etwas darauf freute. Ganz viele Namen konnte ich jetzt schon schreiben.
    Wasser legte sich über mein Ohr, weil ich den Kopf zur Seite geneigt hatte und Grandma ansah. Die Geräusche veränderten sich zu einem dumpfen Pochen. Ich grinste. »Bald kann ich dann mit dir im Meer schwimmen.«
    Eli fasste unter meine Achseln und zog mich an ihren Oberkörper. Sie drückte mich an sich und küsste meine Wange. »Versprochen, sobald du deinen Freischwimmer hast, meine Kleine.«
    »In dem Alter sollten Sie erst einmal mit dem Seepferdchen anfangen.«
    Eli und ich wandten uns gleichzeitig dem in weiß gekleideten Mann zu, der am Beckenrand stand und hoch über uns aufragte. Er lächelte, doch sein Blick verriet mir geradewegs, dass er kein netter Mann war. Selten nahm ich die Aura von Menschen wahr, doch seine schimmerte in einem schmutzigen Rot. Ich wusste nicht, was das bedeutete oder wie sie hätte sonst aussehen sollen, aber sie leuchtete nicht wie bei Grandma oder Pap à. Ich versteifte mich in Elis Armen.
    Grandma drückte mich fester an sich, legte mir beruhigend ihre Hand auf den Hinterkopf. Sie verstand sofort, was in mir vorging. Niemand außer ihr konnte meine Reaktionen auf andere so eindeutig nachvollziehen wie Eli. »Danke für den Hinweis«, sagte sie freundlich, drehte mich aus seinem Blickfeld und trug mich durchs Wasser bis zur anderen Seite des Beckens. »Alles ist gut, mein Spatz«, flüsterte sie mir Wange an Wange ins Ohr. »Ich bin bei dir. Niemand wird dir etwas tun. Ich werde dich immer beschützen und immer für dich da sein.«
     
    View weinte. Die kullernden Tränen weckten sie aus ihrer tiefen Bewusstlosigkeit. Es dauerte, bis sie erwachte. Sie lag auf hartem Untergrund, der schwankte, behutsam, aber unaufhörlich. Wie betäubt drehte sie sich zur Seite und erbrach Salzwasser. Ihr Körper fühlte sich an wie ein einziger Eiszapfen. Die Stirn seitlich aufgelehnt ließ sie die hochkommenden Reste aus ihrem Mund laufen. Sie keuchte und spuckte. Ihr Körper krampfte und fröstelte zugleich. Völlige Erschöpfung wollte sie erneut in dringend benötigten Schlaf ziehen, doch sie musste unbedingt wach bleiben, durfte dem nicht nachgeben.
    Das Tau um ihre Mitte drückte ihr unangenehm in die Seite. Wie hatte sie es geschafft, wieder an Bord zu klettern? Sie fühlte sich halb erfroren und erinnerte sich nicht. Nur daran, dass sie Zac nicht hatte finden können. Dass sie gerufen und gerufen hatte, geschwommen und getaucht war … nichts. Erneut liefen ihr die Tränen aus den geschlossenen Augen, die schlimmer brannten als jemals zuvor.
    Ihre Augen! Ein Schock wie ein Blitzschlag durchfuhr sie und ließ sie sich aufsetzen. Reflexartig griff sie nach der untersten Strebe der Reling, um nicht wieder umzukippen. Sie horchte, doch außer dem Rauschen des Meeres vernahm sie nichts. Niemand war in der Nähe, dem sie schaden könnte. Vorsichtig blinzelte sie. Das Innere ihrer Lider kratzte wie Schmirgelpapier über ihre empfindsame Augenhornhaut, doch das kannte sie, es hielt sie nicht davon ab, sich zu vergewissern, ob sie die Linsen tatsächlich nicht mehr trug. Ob sie sehen konnte?
    Grelles Licht flutete ihre Augen, obwohl sie die Lider nur einen winzigen Spalt geöffnet hatte. Ihr Puls begann zu rasen und Übelkeit kam erneut in ihr hoch. Sie legte sich langsam wieder rücklings aufs schwankende Deck, die Arme zu beiden Seiten ausgebreitet, um nicht hin- und herzurollen. Ihre Zähne klapperten aufeinander.
    Sie hatte die Linsen wirklich rausgenommen. Absolut logisch. Wie sonst hätte sie Zac suchen sollen? Dennoch schockte sie ihr Verhalten zutiefst, was sie wiederum zusätzlich

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