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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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willst. Sie hat nur noch dich«, fauchte sie ihr Spiegelbild an, »Und wenn es das Letzte ist, was du tust!« Sie wandte sich ruckartig ab.
    Eleonore legte ihre Armbanduhr um. Es war kurz nach Mitternacht, doch an Schlaf war noch nicht zu denken. Sie zog die Vorhänge ihres Zimmers zu. Schwere Baumwolle, hellgrün, Karomuster. Nicht schön, aber das Motel gefiel ihr besser als das vorherige. Sie schloss sorgfältig ab und begab sich über lange überdachte Korridore zur Rezeption. Ein Schild wies ihr den Weg zur kleinen Bar mit einem Internetbereich. Normalerweise fuhr sie eine vorher nicht geplante Route, wenn es erforderlich war, weiterzuziehen. Dieses Mal nicht. Sie hatte heute eine recht weite Strecke hinter sich gebracht. Dieses Motel war ihr unbekannt, denn sie besuchte jedes aus Sicherheitsgründen nur ein Mal, aber es hatte sie nach langer Zeit zurück in ihr Heimatland gezogen. Mit Italien fühlte sie sich trotz der schrecklichen Ereignisse vor vier Jahren tief verwurzelt. Sie spürte, wie sie neue Kraft brauchte, innerlich auftanken musste, um nicht aufzugeben.
    »Signora«, begrüßte sie die junge, männliche Servicekraft mit einem einladenden Kopfneigen.
    »Ich hätte gern einen Tisch mit Computer in einer ungestörten Ecke.«
    »Hier entlang, bitte.« Er wies ihr den Weg und ließ sie vorgehen. Sie durchquerte den modern mit Holz kombinierten Barbereich mit langem Tresen und stieg ein paar Stufen auf eine Empore. Eine Handvoll Tische mit Bildschirm und Tastatur standen mit weitem Abstand zueinander auf dem Holzpodest.
    »Ich nehme den da.« Eleonore deutete in die hinterste Ecke.
    »Bitte.« Er führte sie zum Platz und schaltete den Monitor ein.
    »Danke.« Sie lächelte. Das konnte sie schon noch allein, aber der junge Bursche gab sich sichtlich Mühe.
    Er drückte den On-Knopf des Computers unter dem Tisch. »Sie kommen zurecht?«
    »Danke, ich kenne mich aus. Bringen Sie mir doch bitte einen Tomatensaft«, bat sie ihn. »Danke.«
    Kaum war er weg, lehnte sie sich äußerlich gelassen zurück und verschaffte sich einen Überblick über die Räumlichkeit. Außer ihr hielt sich keine weitere Person in dem abgetrennten Bereich auf. Niemand konnte auf ihren Bildschirm sehen und auch hinter ihr befand sich kein Fenster oder Spiegel. Aber wahrscheinlich lauerte die Gefahr eher zwischen den Bits und Bytes, mit denen sie sich so gar nicht auskannte. Mit Computern hatte sie nie viel im Sinn gehabt. Sie konnte inzwischen erfolgreich Informationen im Internet recherchieren, war aber weit davon entfernt, sich mit diesen Dingern wirklich auszukennen wie die jüngeren Generationen. Ihr Metier war die Schönheit des Klangs und die Bedeutung von Sprache, doch sie hatte nicht lange als Lehrerin gearbeitet. Eine Menge verstand sie zudem vom Schmuckdesign, erkannte, was zusammen harmonierte, wusste, was gefragt war und sich verkaufte, und wo man zu guten Preisen hochwertige Mineralien ankaufte, weil sie jahrelang ihrer Schwiegertochter Lore und ihrem Sohn Jorge bei »Mariani’s Schmuckdesign« ausgeholfen hatte. Während die beiden in der Weltgeschichte herumreisten, Messen und Großkunden besuchten, blieb sie daheim mit Joy und vertrat die Marianis in dem Geschäft in ihrem Heimatsort.
    Bis vor vier Jahren. Seitdem lebte sie von dem Verkauf ihrer Stadtimmobilie, ihres Schmucks und ihrer Aktien. Ohne Konto, ohne Versicherungen, ohne echten Pass. Tote brauchten so etwas schließlich nicht. Einzig ihr in einem Waldstück versteckt liegendes Häuschen hatte sie aus reiner Sentimentalität behalten. Im Garten hatte sie fast alles angebaut, was sie gebraucht hatte. Nur dorthin zurückkehren tat sie nie. Mit dem ständigen Wechseln des Aufenthaltsortes, dem Bemühen, unsichtbar zu sein, der Recherche im Internet und der diffusen Flucht vor einem Killer, hatte ihr früheres Leben so viel zu tun wie ein Diamant mit Modeschmuck.
    Der junge Mann stellte das Getränk vor ihr auf einen Untersetzer, dazu gab es ein kleines Schälchen mit Cashewnüssen. Sie sah vom leeren Bildschirm auf. Das war ja mal nett. Sie würde zwar keine wahrscheinlich schon einmal angegrabbelten Nüsse verzehren, ebenso wenig wie offenes Essen, dennoch hatte er sich ein weiteres Lächeln verdient. Nun würde sie endlich ungestört sein und mit ihrer Recherche beginnen. Viel zu lange hatte sie sich aus den öffentlichen Netzen ferngehalten, musste ohne auskommen, aus Angst, irgendeine Spur zu hinterlassen.
    Sie nippte an ihrem Tomatensaft, schmeckte

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