Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)
leid, Sir. Das Boot verfügt nicht über einen Satellitensender an Bord. Auch ein privates GPS ist nicht vermerkt. Ich kann Ihnen Bescheid geben, wenn es zurück in den Hafen kommt …«
»Sicher«, unterbrach er ihn. »Das wäre nett. Ich melde mich bei Ihnen. Danke.« Er unterbrach die Verbindung. Mist! Er wollte nicht warten, bis die Mickey in einen Hafen einlief, und das Anlegen registriert wurde. Auf offener See konnte ihr kein Zufall mehr helfen, er würde sie endgültig kriegen.
Bloodhound rief seine ständig eingehenden Daten ab. Alles, was er meinte, überwachen oder wissen zu müssen, speicherte sein Laptop für ihn automatisch ab. Die meisten hatten ja keinen blassen Schimmer, wie leicht es war, über ein virtuelles privates Netzwerk eine falsche Spur im Netz zu hinterlassen oder mithilfe eines Trojaners an Daten zu gelangen. Grundsätzlich hinterließ er viele Spuren aus verschiedenen Ländern innerhalb von Sekunden. Andersherum leisteten seine Trojaner in den Computern der Hinterbliebenen seiner Opfer mit seinem Programm vorzügliche Arbeit. Ab und an entdeckten Virenprogramme sein Programm, aber dafür versteckte er immer ein weiteres auf dem PC, das ihm eine Hintertür für den Fall der Fälle aufstieß.
Er überflog die eingegangenen Kürzel der vergangenen Stunden. Ein befriedigtes Grinsen breitete sich von seinem Gesicht kribbelnd über seinen Körper aus.
Endlich! Es juckte ihm in den Fingern, sie zu fassen. View hatte Kontakt zu ihrem Computer aufgenommen – dem Psychologen Braxton Pearson.
In das absolut sichere Datennetz von Max’ unterirdischem Laboratorium kam selbst er nicht hinein. Er hatte es unzählige Male probiert. Das System war ein interner Kreislauf, da hatte er keine Chance, irgendwie einzudringen. Aber das hieß natürlich nicht, dass er nicht informiert war. Max hatte sich eine vermeintlich sichere Leitung in sein abgeschiedenes Versteck legen lassen und diese war, nach einem einzigen Besuch in seinem Haus, mit einem Trojaner genauso leicht anzuzapfen wie beinahe alles auf der Welt. Die Herausforderung lag in diesem Fall woanders. Maydermans Privathaus – von ihm tiefstapelnd als Blockhütte bezeichnet – schützten die neuesten technischen Sicherheitssysteme. Kein Wunder, dass Max ihn angesehen hatte, als wäre er ein Gespenst, das ihn in sein Spukschloss holen wollte, als er plötzlich des Nachts in seinem Schlafzimmer vor ihm stand, und Max ihn höchstwahrscheinlich am liebsten über den Haufen geschossen hätte. Es hatte ihn einige Monate Recherche gekostet, um in die Luxushütte einzubrechen, doch das wusste das Mäxchen schließlich nicht, und so würde es auch bleiben.
Für den Bloodhound war alles eine Leichtigkeit – zumindest sollte es so wirken und er ließ dies alle glauben. Nichts ging eben über den perfekten Ruf, das verschaffte gehörigen Respekt. Und den hatte er seit Jahren inne.
Dass im Netz Gerüchte gehandelt wurden, sein Spitzname würde etwas mit der geheimen US-Operation des Nachrichtendienstes »bloodhound« zu tun haben, kümmerte ihn nicht im Geringsten, auch wenn sie damit der Wahrheit um seine frühere Identität ziemlich nahe kamen. Nun ja, man wurde ja auch nicht über Nacht zu einem Bloodhound, so geboren oder gar dazu ausgebildet. Man wuchs in diese Rolle hinein, und wenn man gut war, und das war er, dann blieb man bei dem einst gewählten Namen. Weshalb Bewährtes ändern ?
Die Verbindung zu seinem Großvater Karl Erich Braun störte ihn auch nicht, ganz im Gegenteil, er war mehr als stolz auf den einstigen nachrichtendienstlichen Agenten des Deutschen Reiches.
Außerdem glich er, Bloodhound, eher einem Geist. Er existierte schon lange nicht mehr. Einen Michael Erich Braun gab es nicht mehr, seitdem er sich mit fünfzehn dazu entschlossen hatte, fortan eine andere Person zu sein.
Seine Mutter hatte seinen Erzeuger Hans verlassen, weil er weder Eier in der Hose noch Grips in der Birne gehabt hatte. Hans war ein Schwächling, der vor Demut und Schmach verging, weil sein Vater Karl ein Doppelagent gewesen war. Als Opa Karl kurz vor seinem vierzehnten Geburtstag starb, entschied er, sein Andenken auf seine Weise zu ehren und trat heimlich in Opas Fußstapfen. Das ständige Geheule und Gejammer von Weichei Hans, die Predigten und Bitten, die Verbote und Anstandsregeln waren ihm irgendwann derart auf die Nüsse gegangen, dass er dem Leiden seines Alten – und seinem – ein Ende bereitet hatte. Als dieser nach einer durchzechten
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