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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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zu heben. Ihre Zähne klapperten unkontrolliert aufeinander. Dunkle Flecken im Wasser verrieten die Steinformationen, die sie streifte. Und wenn sie sich nicht völlig irrte, blutete sie aus mehreren Wunden. Ihre Apathie und das kalte Wasser wirkten betäubend, sonst hätte sie die Schnitte längst deutlicher spüren müssen.
    Fürchterliche Angst drohte, sie zu überwältigen. Sie japste nach Luft. Hilflos und bewegungsunfähig im Ozean zu dümpeln, blutend auf den ersten Biss eines Raubtiers zu warten, war einfach zu viel. Vor Entkräftung und Kälte im Schlaf zu sterben, war okay, aber das … Sie zog einen Arm durch die Wellen, drehte sich mit der Weste um die eigene Achse und blinzelte erneut. Verschwommen sah sie tatsächlich einige Felsen immer mal zwischen den Wogen aus dem Wasser ragen – leider kein Land.
    Die Hoffnungslosigkeit zerriss sie innerlich. Was brachten ihr messerscharfe Felsklippen ohne richtiges Land? Gab es hier Korallen? Doch vielleicht sah sie das Festland bloß nicht, und die Rettung war greifbar nah? Es musste doch Festland in der Nähe sein, schließlich ragten nicht mitten auf offener See Felsen aus dem Wasser, oder?
    Verzweifelt versuchte sie, mit den Füßen Halt an den Steinen unter Wasser zu finden, doch die Wellen trugen sie immerzu wieder fort, sobald sie den Grund ertastet hatte. Zumeist jedoch durchfuhr sie ein unermesslicher Schmerz. Vor Furcht japste sie fortlaufend nach Luft. Was konnte sie tun? Die Rettungsweste ausziehen, um nicht ständig mit den Wogen davongeschwemmt zu werden? Tränen quollen hervor, verschleierten noch weiter ihre Sicht. Nein, das schaffte sie nicht. Nur wegen der Weste lebte sie überhaupt noch. Sie wäre überhaupt nicht mehr fähig, sich selbst über Wasser zu halten.
    Sterben? Nein! Nein, das wollte sie auch nicht. Ihr Blick streifte zum wiederholten Male die Trillerpfeife und das ständig blinkende Licht an der Weste. Hier war niemand, sonst hätte man sie doch schon längst gesehen, gefunden, gerettet. Doch auch wenn die Chance gleich null war …
    Sie öffnete den Mund. »Hilfe«, krächzte sie. Es drang kaum an ihre Ohren. Wer sollte sie so hören? Ihre aufgeplatzten Lippen zitterten. Mühsam schaffte sie es, sich die Pfeife in den Mund zu schieben. Ihre Zunge klebte geschwollen am Gaumen. Fast zu dick, um zu schlucken. Erst beim zweiten Versuch hatte sie genug Luft in den Lungen, um einen Ton hervorzubringen. Leise, aber durchdringend. Es gab ihr neuen Mut, und mit stoischer Verzweiflung versuchte sie, immer mal wieder einen schrillen Ton in die weite Leere des Meeres hinauszuschicken.
     
    *
     
    Anja hielt an einer roten Ampel. Ihr Handy klingelte und sie nahm nach dem ersten Ton ab. »Hallo?«
    »Royal Canadian Mounted Police. Mrs. Anja Summer ?«
    Anja lächelte. »Ja, ich bin Anja Sommer.«
    »Schön, dass ich Sie erreiche. Ich rufe im Namen von Sergeant Major Raulson an. Er hat Informationen für Sie und bittet Sie, aufs Revier zu kommen, falls es Ihnen gerade möglich ist.«
    Ihr Puls beschleunigte sich sofort. War der Anruf nun gut oder schlecht? »Das passt mir. Ich komme gern. Danke für Ihren Anruf.«
    »Gern, Mrs. Sommer.« Die Frau betonte das o mit einem Lächeln in der Stimme. Es klang irgendwie putzig.
    »Danke. Bis gleich.« Anja legte auf, die Ampel sprang auf Grün. Sie bog zweimal ab und fuhr auf den großen, fast vollen Parkplatz des Reviers. Welch ein Glück, dass sie gerade in der Nähe war. Die Schießübungen auf dem Schießstand mussten warten. Sie öffnete zwei Fenster jeweils einen halben Zentimeter und strich Zorro über das Köpfchen. »Bewach das Auto, ja?«
    Zorro sah sie an und legte den Kopf leicht schräg, als würde er sie für verrückt halten, dies auf einem Polizeiparkplatz zu sagen. Vor allem zu ihm. »Du hast das Knurren vergessen, Süßer«, rügte sie ihn und musste grinsen. »Bis gleich.«
    Im Laufschritt überquerte sie den Platz, bis ihr auffiel , wie das wirken musste. Sie öffnete die Tür, und die inzwischen beinahe gewohnte Menge an Menschen erwartete sie. Diese gepushte Panikmache zog immer weitere Kreise. In den Nachrichten zeigten sie eine Schreckensnachricht nach der anderen, stopften die Fernsehprogramme voll mit Dokumentationen über Naturkatastrophen. Mittlerweile waren weltweit schon fast hundert Menschen aus mannigfaltigen Gründen zu Tode gekommen. Die Ursache war in den meisten Fällen die Weltuntergangspanik, jedenfalls nicht der Weltuntergang selbst.
    Das Schlimme war, man konnte

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