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Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
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Realität und Traum.
Doch hier konnte sie nicht bleiben. Sie musste weiter.
Wie in Trance schob sich Vell durch die Menge.
Willet hatte Recht gehabt. Sie konnte tatsächlich bald den
Kirchturm
sehen
und eine Seitengasse später
auch
den
Meeresarm. Aber niemand würde ihr glauben. Weder dass
sie im Schlaf gewandelt war, noch dass sie unter einer
seltsamen Amnesie litt. Es würde Ärger geben. Und ihr
blieben
nur
noch
wenige
Meter,
um
sich
darauf
vorzubereiten.
Auf einmal hörte sie hinter sich Schritte. Wie aus dem
Nichts stahl sich jemand in ihren Rücken und hielt sie fest.
Als sie sich umwand sah sie ein vernarbtes Gesicht.
Noch ehe sie etwas begriff, wurde sie gewaltsam in eine
dunkle Gasse gezerrt. Ihr erstickter Schrei verstummte und
der Mann hielt sie fest. „ Das ist das Mädchen“, rief er,
„ schafft sie in die Kutsche, wir fahren!“

*
    An diesem Morgen waren viele Kutschen unterwegs. Ein
prunkvolles Gefährt hielt jetzt vor dem Königspalast, direkt
an den großen Treppen.
Ein Mann in Robe half sich heraus. Er trug einen gepflegten
Kinnbart und das kahle Haupt wurde von einem grauen
Haarkranz gesäumt. Als er hinauf zum Palast blickte, sah er
ein bleiches Antlitz am Fenster. Es war die Königin, die auf
ihn herab blickte.
Ihre
voluminöse Perücke
saß heute perfekt,
auch
das
prächtige,
blaue Kleid.
Nur
ihre
Augen
verrieten
den
Kummer und die Sorgen, die sie mit niemandem teilte.
Erhobenen Hauptes schritt sie zur großen Halle und machte
sich bereit ihren Gast zu empfangen.
    „ Majestät“, verneigte sich der Kardinal, „ich kam so schnell
ich nur konnte.“
„ Wie erfreulich“ stellte sie fest , „diese Angelegenheit kann
nicht warten.“
„ Worum geht es, eure Hoheit?“
„Besser ihr folgt mir, Kardinal. Dieses Haus hat Augen und
Ohren.“
Gemeinsam durchquerten sie den langen Säulengang und
spazierten in Richtung Palastgarten.
„Diesmal ist es nicht die Beichte, die ich von euch erbitte ,
s ondern euren Rat. Diese Angelegenheit ist geheim und ich
möchte auch, dass es so bleibt. “
„ Sprecht frei heraus “ , erwiderte der Kardinal, „ nur Gott ist
euer Zeuge.“
„Wie ihr
wisst,
ist
es
meine
Aufgabe
dieses
Reich zu
beschützen.
Doch es scheint
nun,
als
würden wir
einem
furchtbaren Unheil gegenüber stehen.“
„Wovon sprecht ihr, Majestät?“
„Von einem Organum, Eminenz, geschmiedet durch die Hand
dunkler Priester."
„Aber Majestät, seid ihr euch sicher, dass…"
„Ganz sicher!", beharrte die Königin, „ ich sah es mit eigenen
Augen. Noch immer gibt es Mächte, die sich der Blutkunst
widmen. Es darf ihnen nicht in die Hände fallen.“
„Dann wisst ihr, wo es sich befindet?“
„Selbstverständlich, es wird streng bewacht. Und ich bin mir
nicht sicher, wem ich noch trauen kann.“
„Weiß euer Gemahl schon davon?“
„Natürlich nicht. Gott bewahre. Der Rat pflegt Kontakt nach
Amand und wir
dürfen
nicht zulassen,
dass
sich
dieses
Gerücht dort verbreitet.“
„ Es ist wahr, Majestät . Unsere Feinde sind zahlreich. Lasst
mich wissen, wo es sich befindet. Und ich werde mich darum
kümmern"
„Wozu? ich brauche eure Hilfe nicht."
„Aber, Majestät bedenkt doch die Bürde."
„ Genug jetzt! “, sprach die Königin, „ mein
Leben
gehört
diesem Land, Kardinal. Und nun entschuldigt mich, es bedarf
meiner Aufmerksamkeit.“
Dann wand sie sich ab und ging.

*
    Neue Sorgen überschatteten den Nachmittag. Auch Orte die
keinen Namen hatten. Während die Sonne über die Dächer
kletterte,
saß Willet
beobachtete
die
im
Schatten
einer
Parkmauer
und
    Residenz
des
Markgrafen.
Die
Vorbereitungen für den anstehenden Ball liefen bereits auf
Hochtouren und er sah emsige Diener, die Weinfässer hin
und her schleppten. Doch nicht in Wahrheit. In Wahrheit
war
er
weit
weg
und
zerbrach
sich
seinen
mehr als
angeschlagenen Kopf.
Er hatte sein Leben schon oft hinterfragt, jedoch nur mit der
Aussicht es
frühzeitig zu beenden. Und die Einfachheit
seines
Lebenskonzepts schien
nun
zum
größten
aller
Probleme zu werden.
Woher sollte er Alternativen nehmen, wenn es nie welche
gegeben hatte? Nicht einmal Iman hatte je über Zukunft
gesprochen, bis auf das eine Mal an jenem kalten Abend vor
achtzehn Monaten. Er erinnerte sich noch genau daran,
wohl deshalb, weil es der Letzte war.
Binnen
zwei Tagen
war der
Winter
eingebrochen
und
Schnee und Frost hatten Tarlond in eine Stadt aus Eis
verwandelt.
Er
selbst
war
von
seinen
Erkundungen
zurückgekehrt, um im Keller nach Iman zu

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