Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
die königlichen Hände rein zu halten und
dafür unschuldige beschmutzt. Deshalb fordere ich an ihrer
Stelle eine angemessene Entschädigung für sie und außerdem
freies Geleit.“
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie noch ein Mündel ist.
Die Entschädigung fällt somit ihrem neuen Vormund zu.“
„Sie hat keinen Vormund!“
„Ich fürchte, doch“, entgegnete der König, „ Lord Seraphim
fühlt sich für das Mädchen verantwortlich. Und ich gab ihm
mein Wort, dass ich sie schnell möglichst finden werde.“
„Dieser Mann hat ihren Onkel vergiftet!“, stellte Willet klar,
„ ihr müsst sie davon entbinden! “
„Ich bin nur der König, nicht das Gesetz.
Um ihn
zu
verurteilen, fehlen uns die Beweise. Davon abgesehen, ist sie
ist eine junge Waise und ohne das Testament ist sie praktisch
mittellos.“
„Sie wird niemals zurückkehren“, stellte Willet klar, „sie will
ein anderes Leben.“
„ Und das ist sicher nur euer Verdienst“, tadelte Ethnagard,
„ ich hörte, ihr habt euch ihrer angenommen.“
Erstarrt suchten Willets Augen das Meer. Er hatte mit einem
Angriff auf seine Ehre gerechnet, aber vergessen wie sich das
anfühlte:
„ Verurteilt meinen Verstand, meine Vernunft, und vielleicht
mein Gefühl für Ehre.“ Er sah dem König nun direkt in die
Augen, „ aber niemals werde ich mich vor euch rechtfertigen!“
„Sieh einer an. Ihr wollt also eure Geliebte schützen und ich
mein Land. Nun, mir scheint, dass hierin für uns die einzig
mögliche Übereinkunft liegt.“
„Was meint ihr?“
„Nun, das Auftauchen dieses Numens hat für
mich
zu
unvorhersehbaren Problemen geführt. Und angesichts meines
infiltrierten Hofstaates fürchte ich um die Sicherheit. Ihr aber
wisst, wo es sich befindet und ich verlange, dass ihr das
zugebt."
„Ich habe es euren götzenanbetenden Freunden gestohlen“, erzählte Willet, „ es gibt mehr davon, als ihr wisst.“
„Dann ist die Geschichte also wahr. Aber was genau ist es?“ „ Eine Art Stein. Wenn man ihn erwärmt, setzt er Licht frei.
Aber um ihn zu untersuchen, bräuchte ich etwas mehr Zeit.“
„Welche wir im Grunde nicht haben“, unterbrach ihn der
König, „ ein Nachfahre der Zech besteigt bald den Thron. Und
wenn er erst gekrönt ist, können wir nur noch beten.“
„Wer in aller Welt soll das sein?“
„König Erebus. Er entstammt der mütterlichen Blutlinie. Und
sollte Hochkönig Rahir
sterben,
wird er
seinen
Platz in
Amand einnehmen.“
„Und wenn schon. Er wäre vermessen, den Frieden auf Spiel
zu setzten.“
„Nun, soweit ich weiß, hat er viele Schiffe. Seine Anhänger
sehen sich als herrschende Rasse. Und bald hat er keinen
Grund mehr, seine Flotte im Hafen zu lassen.“
„Eure Sorge in Ehren, aber ich denke nicht, dass es so weit
kommen wird.“
„ So dachte auch mein Großvater“, entgegnete der König,
„ doch es folgten Jahrzehnte des Krieges, in denen es mehr
Särge als Seelen gab.“
„ Na schön, wie ist dann euer Plan? Wollt ihr ihm mit Blumen
entgegen fahren?“
„Nein, es gilt nun das Richtige zu tun. Ihr besitzt den Stein
und ich das Organum. Beides muss geschützt werden, deshalb
halte ich es für das Beste, sie außer Landes zu bringen.“
„Zu welchem Zweck? Dort sind sie nicht sicherer.“
„Der Legende nach soll es in der Wüste einen Ort geben, an
dem das alte Wissen darüber verborgen liegt. Der Tempel der
Namenlosen.
Wir
müssen
ihn
finden
und
die
Magie
entschlüsseln. Nur so können wir unseren Feinden die Stirn
bieten.“
„Ich denke, ihr seid wahnsinnig! Nicht mal die Zech konnten
es kontrollieren! Warum sollte es euch gelingen?“
„Mit bleibt keine Wahl“, entgegnete Ethnagard , „und euch
auch nicht. Euer Mentor, der Syrer, versprach mir einst in
Zeiten der Not seine Hilfe und da er nicht mehr ist, werdet ihr
seinen Platz auf dem Schiff einnehmen.“
„ Das ist vollkommen absurd! Außerdem werde ich Velura
nicht hier lassen!“
„Das könnt ihr auch nicht“, bestimmte der König, „ da ich sie
vom Gesetz freispreche, verliert sie hier jedes Recht und steht
fortan in eurer Obhut. Habt ihr verstanden? Sie ist euer
Mündel.“
„ Ja, aber..“
„..Gut“, fiel ihm der König ins Wort, „ ihr findet euch heute
zur elften Stunde am Hafen ein. Mit ihr und dem Stein. Dann
habt ihr mein Wort, dass ich zu meinem Versprechen stehen
werde.“
„Wartet!“, rief Willet. Doch der König wendete sich bereits
zum Gehen. Bald hatte Ethnagard seine Männer erreicht
und er sah wie sie ihn
Weitere Kostenlose Bücher