Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
enttäuschter Ausdruck über sein Gesicht, bevor er weitersprach. »Ich habe mitbekommen, wie der Typ Mickey ein Tütchen zustecken wollte, aber mein Bruder hat ihn total zusammengeschissen … Ich meine, er wurde sehr wütend und hat ihm gesagt, dass er sich gefälligst verpiss… äh, dass er kein Interesse an seinem Koks hat.«
»Und wie war das mit Ihnen?«, fragte Stone. »Hatten Sie Interesse?«
»Sagen wir mal so: Ich war sehr an einem Plattenvertrag interessiert und wollte es mir mit dem Typen nicht verderben. Meine Eltern haben mir beigebracht, dass es unhöflich ist, die Gastfreundschaft anderer abzulehnen. Es gibt den Leuten ein gutes Gefühl, wenn sie einem mit irgendetwas eine Freude machen können.«
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie dem Angestellten des Beklagten ein gutes Gefühl geben wollten, indem Sie das Kokain von ihm annahmen?«
»Ja, genau. Ich hatte nie vor, es zu schnupfen. Hören Sie, ich habe genug Musiker kennengelernt, die sich mit dem Zeug kaputt gemacht haben. Ich hatte sogar mit dem Kiffen aufgehört, um meine Stimme zu schonen. Drogen waren echt nicht mein Ding, da habe ich immer einen großen Bogen drum gemacht.«
Ich verdrehte die Augen. Nein Danke zu Drogen , sich dafür aber fast ins Koma saufen.
»Und warum«, fragte Harriet Stone, »haben Sie das Kokain am Ende doch genommen?«
Ich hielt unwillkürlich den Atem an, während ich auf seine Antwort wartete.
Obwohl die Anwältin ihn nicht sehen konnte, sah Logan ihr fest in die Augen. »Weil es Auras und meine erste echte gemeinsame Nacht werden sollte. Ich hatte zwar Geburtstag und wir haben mit ziemlich vielen Leuten gefeiert, aber ich wollte, dass der Rest des Abends nur uns beiden gehört.« Er fuhr sich seufzend durch die Haare. »Allerdings hab ich an dem Abend so viel getrunken, dass ich irgendwann keinen Überblick mehr hatte und … keine Ahnung … die flüssige Verblödung hat mir dann wohl den Rest gegeben. Ich hab einfach alles komplett vermasselt.«
Während der Übersetzung – im Moment war der Junge dran, der mittlerweile nicht mehr ganz so nervös wirkte –, ging Harriet Stone vor dem Zeugenstand auf und ab. »Ihre Freundin, Ms Salvatore«, führte sie die Befragung anschließend weiter, »hat gestern ausgesagt, der Alkohol habe es Ihnen unmöglich gemacht, den Beischlaf zu vollziehen. Weshalb haben Sie nicht einfach auf eine andere Gelegenheit gewartet?«
»Weil ich Angst hatte.« Logan schloss für einen Moment die Augen. Als er sie wieder öffnete, war sein brennender Blick direkt auf mich gerichtet. »Angst, Aura zu verlieren.«
Ich musste blinzeln, so fassungslos war ich. Logan hatte Angst gehabt , mich zu verlieren? In welchem bizarren Paralleluniversum hatte er in jener Nacht gelebt?
»Na ja, ich … ich hatte sie vorher schon mal enttäuscht und an dem Abend wollte ich alles wiedergutmachen, verstehen Sie?« Zeitversetzt hörte ich die gleichen Worte noch einmal aus dem Mund des Jungen. »Aura war für mich das Allerwichtigste auf der Welt. Sie ist es noch. Aber ich habe gespürt, dass sie kurz davor war, den Glauben an uns zu verlieren.«
Wie in Zeitlupe schüttelte ich den Kopf, obwohl es stimmte, was er sagte. Ich hatte so oft Zweifel gehabt.
»Und ich kann ihr daraus noch nicht einmal einen Vorwurf machen. Ständig habe ich nur davon gesprochen, dass ich Musik machen und berühmt werden will.« Ein schmerzerfüllter Ausdruck trat auf sein Gesicht, während der Dolmetscher seine Antwort wiederholte. »Sie sollte spüren, dass mir nichts so wichtig war wie sie.« Er sah mich an. »Ich hätte für dich alles aufgegeben, Aura, alles. Das schwöre ich.«
Meine Kehle schnürte sich zusammen. »Nicht …«, flüsterte ich heiser.
»Die Nacht, in der ich gestorben bin, war die glücklichste Nacht meines Lebens.« Logan zeigte an sich herunter. »Na ja, das sieht man mir ja wohl auch an.«
Nach Rücksprache mit dem Richter bat Harriet Stone die junge Dolmetscherin, Logans Kleidungsstücke fürs Protokoll eingehend zu beschreiben, danach wandte sie sich wieder an ihn. »Können Sie bezeugen, dass Sie wussten, was Sie taten, als Sie das Kokain konsumierten, und dass Sie sich der damit verbundenen Risiken bewusst waren?«
Meine Tante sprang auf. »Einspruch, Euer Ehren!«
»Einspruch abgelehnt«, gab der Richter zurück. »Der Zeuge möchte die Frage bitte beantworten.«
»Aber der Zeuge verfügt gar nicht über das nötige Fachwissen, um …«
Der Richter unterbrach sie mit einem scharfen
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