Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
eine kurze Mittagspause unterbrochen.
Um Punkt zwei fanden sich alle wieder im Saal ein und der Gerichtsdiener dimmte das Deckenlicht herunter. Das Lämpchen, das anzeigte, das die BlackBox aktiviert war, glühte weiterhin rot über der hinteren Tür. Anschließend nahmen zwei sichtlich angespannte Jugendliche mit dem Rücken zueinander neben dem Zeugenstand Platz – ein schwarzer, etwa fünfzehnjähriger Junge und ein blondes Mädchen, das aussah wie zehn, aber mindestens vierzehn sein musste, da dies das Mindestalter für gerichtliche Geisterdolmetscher war. Sie würden das, was Logan auf die an ihn gerichteten Fragen antwortete, abwechselnd laut für die Prä-Shifter wiedergeben, wobei ein blau leuchtendes Lämpchen anzeigte, wer von den beiden jeweils dran war.
Der Richter nickte dem Gerichtsdiener zu, der daraufhin zur Wand ging und einen Schalter betätigte. Das rote Licht über der Tür erlosch.
Im nächsten Augenblick saß Logan, der in seinem bis zum Bauchnabel aufgeknöpften zerknitterten Hemd und den Skatershorts völlig fehl am Platze wirkte, im Zeugenstand und sah sich verblüfft im Saal um.
»Wetten, die Überraschung ist nur gespielt?«, flüsterte Megan. »In Wirklichkeit genießt er seinen Auftritt wahrscheinlich in vollen Zügen.«
Ich nickte nur kurz, während ich den Kopf reckte, damit Logan wusste, wo ich saß. Als unsere Blicke sich trafen, schien sich der Raum für einen Moment zu verdunkeln, und mir kam es so vor, als wären plötzlich Scheinwerfer auf uns gerichtet. Erneut breitete sich diese schmerzhafte Leere in mir aus, wie ich sie schon in der Nacht zuvor empfunden hatte, als er mir das Lied vorgesungen hatte.
Wie um mir selbst Kraft zu geben, schlang ich die Arme um meinen Oberkörper und schickte ihm eine stumme Botschaft: Bitte sorg dafür, dass es bald vorbei ist, Logan. Sorg dafür, dass deine Eltern den Prozess gewinnen, damit du von hier fort kannst.
Harriet Stone erhob sich von ihrem Tisch und ging zu den Dolmetschern. Nachdem sie leise ein paar Worte mit ihnen gewechselt hatte, drückte sie auf den Schalter am Platz des Jungen, worauf das blaue Lämpchen aufleuchtete. Dann stellte sie sich vor Logan, obwohl sie ihn nicht sehen konnte.
»Bitte nennen Sie dem Gericht für das Protokoll Ihren Namen.«
»Logan Patrick Keeley.«
Der Junge wiederholte, was Logan gesagt hatte. Harriet Stone fuhr mit den üblichen Fragen zu seiner Person, seinem Alter und seinem Geburtsort fort, die Logan mit leicht gelangweilter Stimme beantwortete. Die beiden Dolmetscher gaben seine Aussagen abwechselnd für die Prä-Shifter wieder, und derjenige, der nicht gedolmetscht hatte, nickte anschließend, um die Richtigkeit der Übertragung zu bestätigen.
Nachdem die Formalitäten geklärt waren, begann Harriet Stone mit der eigentlichen Befragung. »Mr Keeley, dann schildern Sie uns doch bitte zunächst einmal, wie der Kontakt zu Warrant Records zustande kam.«
»Wir bekamen einen Anruf des A&R Managers«, antwortete Logan. »Ein Bekannter von ihm war im September auf einem unserer Konzerte gewesen und hatte ihm davon erzählt.«
»Ich nehme an, wenn Sie von ›unseren‹ Konzerten sprechen, beziehen Sie sich auf die Band The Keeley Brothers «, hakte Harriet Stone nach.
»Richtig. Jedenfalls meinte der Typ, dass er uns gern live sehen würde, und wir haben ihn eingeladen, zu dem Konzert an meinem Geburtstag im Community Center in Northwest Baltimore zu kommen. Wir haben an dem Abend komplett die Sau rausgelassen und einen absolut geilen Gig hingelegt …« Er hielt kurz inne und wandte sich an die Dolmetscherin. »Du musst das nicht wortwörtlich wiedergeben. Wenn es dir lieber ist, kann du auch sagen, dass wir ›echt gut‹ gespielt haben.«
Megan war die Einzige, die lachte.
»Nach dem Konzert ist der Typ dann hinter die Bühne gekommen und hat sich vorgestellt«, fuhr Logan fort, als das Mädchen seine Antwort wiedergegeben hatte. »Er war so begeistert von uns, dass er uns am liebsten gleich unter Vertrag genommen hätte. Aber Warrant war nicht unsere erste Wahl, es gab da noch ein anderes Label, bei dem wir lieber unterschrieben hätten, und abgesehen davon hatten wir unseren Eltern versprochen, in so einem Fall vorher erst mit ihnen darüber zu sprechen.« Während diesmal der Junge alles wiedergab, schaute Logan nach Anerkennung heischend zu Mr und Mrs Keeley hinüber, die jedoch anscheinend nicht so reagierten, wie er es sich vielleicht erhofft hatte, denn es huschte ein
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