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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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der uns gefolgt war.
    Ein kleiner Junge in einer gelben Latzhose brach in Tränen aus. Seine Mutter nahm ihn in den Arm und sah sich verwirrt um, weil sie nicht verstand, was passiert war.
    »Hör gefälligst auf zu flennen!«, fuhr die Geisterfrau den Jungen an. »Du hast deine Mutter schließlich noch. Also stell dich nicht so an und halt den Mund, verstanden?«
    Darauf heulte der Junge noch lauter, während Megan und ich so schnell wir konnten auf den hell erleuchteten Ausgang zuliefen. Sobald wir draußen standen und die Glastür hinter uns zugefallen war, verstummte das Gekeife der Frau. Vermutlich hatte sie diesen Ausgang zu Lebzeiten nie benutzt.
    »War das wirklich nötig, Aura?«, stöhnte Megan. »Ich meine, musst du mitten in der Mall ein Therapiegespräch führen?«
    »Sie tat mir so leid.«
    »Es ist weniger grausam, wenn du sie einfach ignorierst.«
    »Ich weiß nicht. Kann sein.« Manche Leute waren der Ansicht, dass es für die Geister noch schwieriger war, sich von unserer Welt zu lösen, wenn man sich mit ihnen unterhielt und auf sie einging. Je länger sie hierblieben – und immer unglücklicher und einsamer wurden –, desto wahrscheinlicher war es, dass sie irgendwann zu Schatten mutierten.
    Trotzdem fiel es mir unglaublich schwer, sie zu ignorieren. Wenn ich mir vorstellte, wie es sein musste, körperlos in der Welt umherzuirren und das Gefühl zu haben, nichts ausrichten zu können und in der Falle zu sitzen, taten sie mir unendlich leid. Wie verloren musste man sich fühlen, wenn einen niemand sehen und hören konnte, außer kleinen Kindern, die anfingen zu weinen, sobald man sie ansprach, oder Jugendliche in meinem Alter, die einfach nur in Ruhe gelassen werden wollten?
    Ich blickte über die Schulter zurück zu der Geisterfrau, die im Gang des Einkaufszentrums stand und uns traurig hinterherschaute. Die Mutter mit dem kleinen weinenden Jungen lief ahnungslos mitten durch sie hindurch.
    Im Gemeindezentrum zogen Megan und ich uns in der Künstlergarderobe um und sicherten uns danach einen Platz ganz vorne an der Bühne. Den Soundcheck hatten wir absichtlich verpasst, weil wir aus Erfahrung wussten, dass es zwischen den beiden Brüdern dabei meistens zum Streit kam. Mickey brüllte herum, während Logan ihm meistens nur den Stinkefinger zeigte, um seine Stimme zu schonen.
    Es dauerte nicht lange, bis der Saal sich füllte und immer wärmer wurde, weil viele der Leute schon zu der Musik tanzten, die aus den Boxen dröhnte.
    Wir setzten uns auf den Rand der Bühne, von wo aus wir einen guten Blick aufs Publikum hatten.
    Ich stieß Megan an. »Wie die Manager von den Plattenfirmen wohl aussehen? Glaubst du, die haben Anzüge an?«
    »Der Typ von dem Indie-Label garantiert nicht«, meinte sie. »Der sieht wahrscheinlich krasser aus als wir.«
    »Was in meinem Fall keine große Leistung ist.« Gina erlaubte mir weder Piercings oder bunte Strähnchen wie die grüne, die Megan sich in ihre rote Mähne gefärbt hatte, noch Klamotten, die für einen höheren Coolnessfaktor mit der Schere bearbeitet worden waren.
    Piercings und gefärbte Haare ließen sich natürlich nicht vor meiner Tante verstecken, aber sie konnte mich nicht daran hindern, mich heimlich umzuziehen, und so trug ich an diesem Abend ein ärmelloses schwarzes Band-T-Shirt von Rancid, in dessen Vorder- und Rückseite diagonale Schnitte klafften, die aussahen, als hätte Freddy Krüger versucht, mich aufzuschlitzen. Darunter hatte ich ein einfaches weißes Baumwoll-Bustier an. Den BH aus schwarzer Spitze von Victoria’s Secret wollte ich erst später anziehen, weil Logan der Erste sein sollte, der mich darin zu sehen bekam. Eine abgeschnittene Jeans und zerlöcherte schwarze Strumpfhosen vervollständigten mein Outfit.
    Ich baumelte mit den Beinen und schlug die dicken Kreppsohlen meiner Creepers im Nadelstreifenlook aneinander, weil ich es kaum erwarten konnte, dass die Keeley Brothers endlich den ersten Song spielten. Wenn sie das Intro ohne Patzer hinter sich brachten, war der Abend gerettet – wenn nicht, sah es düster aus. Kain und Abel waren im Vergleich zu Logan und Mickey Schmusekätzchen gewesen.
    Die Musik aus der Konserve wurde leiser und der Saal verdunkelte sich. Megan und ich rutschten von der Bühne in das Meer von Menschen hinunter, die ungeduldig auf die Band warteten. Es waren bestimmt um die tausend Zuschauer gekommen und ihre lauten Rufe und Pfiffe heizten die ausgelassene Stimmung noch mehr auf.
    Nach ein paar

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