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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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auf deine Frage von vorhin zurückzukommen – ich brauche keine Hilfe bei meiner Arbeit.«
    »Mrs Richards hat mich schon vorgewarnt, dass du so reagieren würdest, aber ich soll dir ausrichten, dass du keine Wahl hast.« Er zückte blitzschnell sein Handy, als würde er eine Waffe ziehen. »Wie wäre es, wenn wir uns am Sonntag treffen und alles in Ruhe besprechen? Gibst du mir deine Nummer?«
    Ich ließ mich stöhnend gegen die Rückenlehne der Bank fallen, diktierte ihm dann aber brav meine Nummer und tippte anschließend seine in mein Handy ein. »Sonntag geht nicht«, sagte ich, nachdem ich einen Blick in meine Kalender-App geworfen hatte. »Da habe ich um eins mein erstes Treffen mit der Dozentin vom College, die meine Facharbeit betreut.«
    »Cool. Da kann ich dann ja gleich mitkommen. Holst du mich so gegen zwölf bei mir zu Hause ab? Ich hab keinen Führerschein und der öffentliche Nahverkehr scheint hier nicht sonderlich gut ausgebaut zu sein.«
    Ich zögerte. Irgendwie war mir der Gedanke, mit einem Jungen, den ich praktisch nicht kannte, allein in der Gegend herumzufahren, nicht ganz geheuer. Ich beschloss, mich noch einmal bei Mrs Richards nach ihm zu erkundigen und sie zu bitten, mir einen anderen Partner zuzuteilen, falls er irgendwelche Serienkillertendenzen an den Tag legen sollte.
    »Aber dir ist hoffentlich klar, dass du nur mein Assistent bist, ja?«, gab ich ihm noch einmal deutlich zu verstehen. »Ich bin mit dem Projekt schon ziemlich weit und habe eine ganz klare Vorstellung davon, wo ich hinwill.«
    »Und wo willst du hin, Aura?« Zachary erwiderte meinen trotzigen Blick mit einem entspannten Lächeln. »Was hoffst du, herauszufinden?«
    »Wir müssen los«, wich ich einer Antwort aus, schob den Ordner in meine Tasche und stand auf. »Die Infoveranstaltung fängt gleich an.«
    »Aber du weißt noch gar nicht, wo ich wohne.«
    »Du kannst mir deine Adresse ja aufschreiben, wenn wir gleich in der Aula sind«, sagte ich, während ich schon mal auf die breite Doppeltür unter dem gemauerten gotischen Bogen zuging.
    »Ich gehe nicht zu der Veranstaltung.«
    Erstaunt blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. »Ich dachte, du wärst auch in der Zehnten.«
    »Ja, aber ich bin vor dem Shift geboren worden.« Zachary stand mit einer geschmeidigen Bewegung von der Bank auf. »Exakt eine Minute davor, um genau zu sein«, fügte er im Vorbeigehen hinzu.
    Mir glitt die Tasche aus der Hand. Dumpf schlug sie auf dem Boden auf.
    Zachary ging einfach weiter.
    Ich saß in der Aula und umklammerte die Armlehnen meines Sitzes, um meinen Fluchtinstinkt zu unterdrücken, während ich mich zwang, dem wahrscheinlich langweiligsten Vortrag meines Lebens zu lauschen.
    Eine blonde DMP -Agentin in blütenweißer Uniform richtete ihre Fernbedienung auf den Beamer und warf das zweite Bild ihrer PowerPoint-Präsentation auf die Leinwand.
    »Nach allem, was wir zum gegenwärtigen Zeitpunkt wissen«, sagte sie, »fand der Shift zur Wintersonnenwende am 21. Dezember um 8:50 Uhr Weltzeit beziehungsweise 3:50 Uhr Ortszeit statt …«
    Ich sah zu Megan, die zusammengesunken neben mir saß und sich ihre Jacke bis über die Ohren hochgezogen hatte. Sie war einer der wenigen Menschen, die wussten, dass das exakt der Zeitpunkt meiner Geburt war.
    Klar, irgendjemand musste ja genau in der Minute zur Welt gekommen sein. Genauso wie es jemanden geben musste, der kurz davor geboren worden war – Zachary. Aber wahrscheinlich lebten noch Hunderte andere Jugendliche, die während dieser kurzen Zeitspanne das Licht der Welt erblickt hatten. Ganz bestimmt sogar. Sicher war ich nicht die allererste Post-Shift-Geborene und Zachary nicht der allerletzte Prä-Shift-Geborene.
    Trotzdem kam ich nicht darüber hinweg, was für ein absolut verrückter Zufall es war, dass wir uns kennengelernt hatten. Und zwar nicht an irgendeinem mystischen Ort, an dem die Kräfte des Universums in einem Strudel zusammenflossen wie in Stonehenge oder Sedona in Arizona, sondern ausgerechnet hier in Baltimore – der Stadt, die für ihre gedämpften Krabben und aufgetakelten Frauen berühmt ist. Der Stadt, in der nicht einmal Edgar Allan Poes Geist jemals gesichtet worden ist, obwohl der berühmte Autor unzähliger Schauergeschichten hier in der Fayette Street gestorben ist.
    Megan stieß mich mit dem Ellbogen an und hielt mir ihr Ringbuch hin, in das sie etwas gekritzelt hatte (wir mussten zu solch altmodischen Methoden greifen, weil in versiegelten Räumen keine

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