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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Menschen nicht immer einfach sei, Gottes Entscheidungen zu verstehen. Aber als er behauptete, Logans Seele sei jetzt an einem »besseren Ort«, konnte ich ihn wirklich nicht mehr ernst nehmen.
    Zufälligerweise wusste ich genau, dass Priester immer ein eingehendes Gespräch mit den Hinterbliebenen führten, um ein paar persönliche Worte über den Verstorbenen sagen zu können. Okay, vielleicht hatten die Keeleys Father Carrick von sich aus nicht erzählt, dass Logan zum Geist geworden war, aber hätte er nicht danach fragen können? Schließlich kannte er Logan, seit die Familie nach Hunt Valley gezogen war, und hätte sich denken können, dass sich jemand wie er nicht so einfach sang- und klanglos aus dieser Welt verabschieden würde.
    Ich gab es auf, Father Carrick zuzuhören, und ließ den Blick zu Dylan wandern, der am anderen Ende der Bank saß. Er hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Kinn auf die geballten Fäuste gelegt und schien tief in seine eigenen Gedanken versunken zu sein. Logans jüngere Cousins guckten gelangweilt zu den Buntglasfenstern der Kirche auf und achteten überhaupt nicht auf den Priester. Megan saß ein paar Reihen hinter mir neben ihrer Mutter, aber ich wagte es nicht, mich zu ihr umzudrehen, weil ich Angst hatte, dass mir dann jeder am Gesicht ansehen würde, wie grauenhaft und verlogen ich diese Zeremonie fand. Am liebsten hätte ich meine Skelett-Stinkefinger-Handschuhe ausgepackt.
    Stattdessen saß ich bloß mit brennenden Augen da und starrte ins Leere. Gina steckte mir ein Taschentuch zu, das ich aber unbenutzt zwischen den Fingern zerknüllte. Wann würden endlich auch die anderen Prä-Shifter begreifen, wie sehr sich das Leben und das Sterben verändert hatte? Wir konnten nur hoffen, dass wir eines Tages Mittel und Wege finden würden, es ihnen begreiflich zu machen, falls sie das überhaupt wollten. Bis dahin blieben uns nur Menschen wie Gina, die den Mut hatten, ihre eigene Angst vor dem Unbekannten zu unterdrückten, um uns zu helfen, mit unserer Situation klarzukommen.
    »Aura?«, hörte ich plötzlich Logans körperlose Stimme im Mittelgang neben mir.
    Ich schnappte überrascht nach Luft. Meine Tante, die wohl glaubte, ich würde ein Schluchzen unterdrücken, steckte mir schnell ein weiteres Taschentuch zu.
    »Mir ist der ideale Platz eingefallen, an dem wir allein sein können«, sagte Logan. »Dort ist es so dunkel, dass du mich sehen kannst.«
    Ich sah mich verstohlen um, ob ihn jemand gehört hatte, aber alle um mich herum waren älter als ich, und in der Kirche war es zu hell, als dass die anderen Post-Shifter Logan hätten sehen können.
    »Geh in den Vorraum«, sagte er, »und dann links durch die Tür. Ich warte im dritten Beichtstuhl, okay?«
    Ich nickte und tat dann so, als müsste ich husten, um mein Lächeln hinter vorgehaltener Hand zu verbergen. Sobald alle aufstanden, um das Vaterunser zu beten, ließ ich Ginas Hand los.
    »Ich muss kurz mal raus an die frische Luft«, flüsterte ich.
    Sie nickte verständnisvoll und strich mir über die Wange. Mit gesenktem Kopf schlich ich durch das Kirchenschiff, in dem sämtliche Bankreihen bis zum letzten Platz besetzt waren. Anscheinend hatte man den Schülern an Logans neuer Schule extra für die Trauerfeier freigegeben. Ich fragte mich, ob das für einen weniger beliebten Schüler genauso gemacht worden wäre.
    Die Trauergemeinde hatte gerade begonnen, das feierliche Sanctus anzustimmen, als die Schwingtür zum Vestibül hinter mir zuklappte und die Stimmen dämpfte. Ich wandte mich nach links zu den Beichtstühlen.
    Mit zittrigen Knien ging ich zur dritten Kabine und öffnete die Tür. Ein violetter Lichtschein erstrahlte, und ich sah Logan, der sehr zufrieden mit sich zu sein schien. Ich schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter mir.
    »Endlich!«, rief er. »Ich wäre vor Sehnsucht nach dir fast gestorben.« Er musste grinsen. »Wenn ich nicht sowieso schon tot wäre.«
    Zum ersten Mal seit seinem Tod konnte ich wieder lachen. In der dunklen Kabine war jedes Detail seines Gesichts zu erkennen – jedes einzelne Haar auf seinem Kopf und sogar die feinen Bartstoppeln auf seinem Kinn. »Du siehst toll aus, Logan. Für einen Geist, meine ich.« Ich musste mir die Hand auf den Mund pressen, um mein glückliches Lachen zu unterdrücken.
    Er deutete auf das goldene Samtkissen, auf dem er saß. »Setz dich.«
    Ich zögerte kurz und nahm dann auf der äußersten Kante des Kissens Platz. Wenn Logan noch am Leben

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