Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
Dolmetscherin noch geblieben, um den Ablauf der Beerdigung neu zu besprechen, da Logan als Geist natürlich ein Mitspracherecht zugestanden wurde.
»Er will verbrannt werden.« Megan spießte eine Cocktailtomate auf und deponierte sie am äußersten Rand ihres Salattellers. »Danach soll seine Asche am Fuße des Mount Tara in Irland verstreut werden … und in Molly Malone’s Bar in L.A.«
»Warum ausgerechnet dort?«
»Weil Flogging Molly dort ihren ersten Liveauftritt hatten. Das Problem ist nur, dass Katholiken eigentlich nicht eingeäschert werden dürfen. Daran halten sich zwar längst nicht alle, aber du weißt ja, dass die Keeleys Hardcore-Katholiken sind.«
»Und wie hat Logan reagiert, als sie ihm gesagt haben, dass das nicht geht?«
»Wie wohl? Er ist total ausgerastet.« Megan legte ihre Gabel beiseite und schob das gelbe Plastiktablett von sich. »Die Keeleys können von Glück sagen, dass er als Geist keine feste Materie mehr anfassen kann, sonst wäre das Wohnzimmer jetzt ein Trümmerfeld. Er hat immer wieder vergeblich versucht, irgendwelche Sachen an die Wand zu werfen, und wurde darüber immer frustrierter und wütender.«
Ich sog Eistee durch einen Strohhalm. Schon seit Tagen bekam ich kaum noch etwas runter und hatte ständig ein flaues Gefühl im Magen. »Er ist aber nicht …«, ich wagte kaum, es laut auszusprechen, »… zum Schatten mutiert, oder?«
Megan schüttelte beruhigend den Kopf. »So weit ist es zum Glück nicht gekommen.«
»Sicher? Du siehst ganz schön mitgenommen aus.«
»Ich bin bloß müde.« Sie griff nach ihrer Wasserflasche und nahm einen Schluck. »Und ein bisschen verkatert. Während die Keeleys sich gestritten haben, habe ich heimlich zwei Gläser Weißwein getrunken.«
»Und wie sind Logans Eltern damit klargekommen?«, fragte ich, während ich aus dem Augenwinkel beobachtete, wie Zachary in Begleitung zweier Mädchen die Cafeteria betrat. Er erzählte gerade etwas und die beiden schauten schmachtend zu ihm auf und hingen förmlich an seinen Lippen. Kein Wunder bei seinem unwiderstehlichen schottischen Akzent.
»Mrs Keeley hat geweint und Logan angefleht, hinüberzuwechseln«, antwortete Megan. »Und Mr Keeley hat die ganze Zeit rumgebrüllt, dass er zu einer Einäscherung auf keinen Fall seine Zustimmung geben wird. Ich konnte überhaupt nicht in Ruhe mit Logan sprechen.« Sie zog die Ärmel ihres Cardigans über ihre Hände und rieb die Knöchel aneinander. »Mein Vater hat immer wieder versucht, sie zu beruhigen, und sie gebeten, doch vernünftig darüber zu sprechen, wie die Trauerfeier aussehen soll. Es war total zwecklos, sie haben ihm gar nicht zugehört.«
»Aber bis morgen müssen sie sich entschieden haben.«
»Ich weiß.« Megan rieb sich die rot geäderten Augen. »Wenigstens haben sie Logan erlaubt, die Musik auszusuchen. Das hat ihn einigermaßen versöhnt.«
»Und was hattest du für einen Eindruck von ihm?«, fragte ich leise, weil ich Angst vor ihrer Antwort hatte.
»Er war eigentlich wie immer. Süß und witzig, aber als seine Eltern sich wegen der Einäscherung quergestellt haben, hat er einen seiner berüchtigten Wutanfälle bekommen.« Sie stützte das Kinn in die Hände und sah mich an. »Weißt du, was komisch ist? Er kam mir von uns allen im Raum noch am Normalsten vor, und dabei ist er derjenige, der tot ist.«
Eigentlich hätte es mir bei ihren Worten kalt über den Rücken laufen müssen. Schließlich unterhielten wir uns hier über meinen Freund und nicht über irgendeine anonyme violette Erscheinung, die sich in den Ecken der Cafeteria herumdrückte. Aber Logan fühlte sich für mich nicht tot an. Ich würde ihn zwar nie wieder berühren können, aber ich würde ihn sehen und seine Stimme hören. Ich war Megan dankbar dafür, dass sie von ihm nicht als dem »einstigen« Logan sprach, wie wir Post-Shifter es sonst bei Geistern machten. Gut möglich, dass sie es aus Rücksichtnahme auf mich tat, aber vielleicht kam er ihr dafür einfach auch noch zu lebendig vor.
»Ich hatte so gehofft, dass er danach noch zu mir kommt«, seufzte ich.
»Das wäre ja auch kein Problem für ihn gewesen, so oft wie er schon bei dir war.«
»Sogar in meinem Bett. Einmal jedenfalls.«
»Hm. Wirklich ein bisschen seltsam, dass er sich nicht bei dir blicken lässt.«
»Aura?«
Ich zuckte zusammen, als ich hinter mir Zacharys Stimme hörte, und drehte mich um. Der Trupp seiner Bewunderinnen war mittlerweile auf vier Mädchen angewachsen.
Ich
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