Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Dann bewegten wir die Finger so, als wären es Spinnenbeine.
    »Spinnenschwur!«, sagten wir gleichzeitig und brachen in Prusten aus.
    »Damit ist es amtlich«, sagte Logan. »Keine Schuldgefühle mehr.«
    »Danke für die Absolution, Father Logan.«
    Er lachte. Unsere Finger waren immer noch ineinander verschränkt.
    »Kannst du mich spüren?«, flüsterte ich.
    Er blickte feierlich auf mich herunter und sagte: »Ich werde dich immer spüren, Aura.«
    Ich schloss die Augen, als Logan mich küsste. Und dieses Mal spürte ich alles. In meiner Seele.

Neuntes Kapitel
    Am nächsten Abend holte ich Zachary bei sich zu Hause ab, um mit ihm aufs Land zu fahren und an unserer ersten Sternenkarte zu arbeiten. Ich hielt in zweiter Reihe vor dem Broadview-Apartmentkomplex und setzte den Warnblinker. Dann drehte ich mich nach hinten, um mein Handy aus der Tasche zu ziehen und Zachary Bescheid zu geben, dass ich da war – und stieß einen spitzen Schrei aus.
    Logan saß auf der Rückbank.
    »Gott, hast du mich erschreckt!«, rief ich.
    »Hey, ich bin ein Geist. Leute erschrecken ist mein Job.«
    »Nein, ist es nicht. Vor allem nicht mich.« Trotzdem musste ich lächeln, weil es mich so glücklich machte, ihn zu sehen. »Aber danke, dass du wenigstens gewartet hast, bis ich angehalten habe.«
    Er beugte sich zu mir vor. »Hast du schon neue Bettbezüge besorgt?«
    »Bis jetzt bin ich noch nicht dazu gekommen, weil Gina das Auto die ganze Zeit selbst gebraucht hat, aber ich wollte nachher welche kaufen.«
    Logan sah aus dem Fenster. »Was machst du hier in der Gegend?«
    »Ich muss jemanden aus meiner Klasse abholen … für ein Schulprojekt.«
    »Ach so.« Er räusperte sich, obwohl er als Geist sicher keine belegten Stimmbänder hatte. »Eine von deinen Mitschülerinnen, die ich kenne?«
    »Mitschüler. Er ist neu an unsere Schule und heißt Zachary. Ich hab ihn als Partner für die Facharbeit in Geschichte zugeteilt bekommen.« Endlich hatte ich mein Handy gefunden. »Wir sollen eine Sternenkarte zeichnen.«
    »Macht ihr was über Astrologie?«
    »Nein, es geht nur um die Sternkonstellationen. Wir sollen einfach zeichnen, was wir sehen.«
    »Moment mal …« Logan zog die Brauen zusammen. »Das heißt, du sitzt mit irgendeinem Typen in der Dunkelheit und schaust dir Sterne an?«
    »Es ist für die Schule.«
    »Kann ich mitkommen?«
    »Ich glaube nicht, dass du da, wo wir hinfahren, schon mal gewesen bist. Es ist eine kleine Farm irgendwo im Nirgendwo an der Grenze zu Pennsylvania.« Ich scrollte in meinem Adressverzeichnis zu Zacharys Namen und drückte auf das Anrufsymbol.
    »Wow. Du hast seine Nummer schon unter deinen Favoriten abgespeichert«, stellte Logan, der mir über die Schulter gesehen hatte, fest. »Wer ist der Typ?«
    »Er ist mit mir im Geschichtskurs.« Ich dachte daran, wie Megan und Zachary mich am Montag bis aufs Blut verteidigt hatten. »Und er ist echt okay. Einer der wenigen Leute aus der Schule, die sich nach allem, was passiert ist, noch mit mir abgeben.«
    »Hallo, Aura«, meldete sich Zachary am anderen Ende der Leitung. »Bin in zwei Minuten unten. Sorry, dass du warten musst.«
    »Quatsch. Ich bin zu früh dran. Bis gleich.« Ich legte auf und sah Logan an. »Kommst du heute Nacht zu mir?« Bei dem Gedanken, dass er – wenn auch nur als Geist – bald wieder neben mir liegen würde, wurde mir heiß. Ich sehnte mich so sehr danach, mit ihm allein zu sein. »Aber warte bitte, bis Gina eingeschlafen ist. Ich will nicht, dass sie hört, wie ich mit dir rede.«
    »Okay.« Logan machte keine Anstalten, sich zu verabschieden, sondern wackelte nervös mit den Knien und starrte aus dem Fenster. »Wo willst du den Bettbezug denn kaufen? Vielleicht kann ich ja mitkommen und dir helfen, ihn auszusuchen?«
    »Lieber nicht. Das wäre Zachary gegenüber ziemlich unhöflich. Er ist ein Prä-Shifter und kann dich nicht sehen. Ich will nicht, dass er sich so bescheuert fühlt wie ich, wenn meine Verwandten plötzlich anfangen, Italienisch zu reden.«
    »Verstehe.« Logan biss sich auf die Unterlippe. »Kann ich ihn mir wenigstens kurz ansehen?«
    »Logan …«
    »Schon gut. Ich geh ja.«
    Aber er blieb sitzen und starrte weiter auf die Eingangstür des Apartmenthauses.
    »Hey, du. Wir sehen uns später, ja?«
    Schließlich verschwand Logan, ohne sich zu verabschieden oder noch etwas zu sagen.
    Ich zuckte zusammen, als im selben Moment die Beifahrertür aufgerissen wurde und Zachary atemlos in den Wagen schlüpfte. Er