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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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gewesen wäre, hätte ich mich natürlich auf seinen Schoß gesetzt, aber aus irgendeinem Grund verspürte ich eine seltsame Scheu, den violetten Konturen zu nahe zu kommen.
    »Warst du da?«, fragte ich ihn. »Hast du mich die ganze Zeit beobachtet, während ich dich nicht sehen konnte?«
    »Nein!« Logan schüttelte den Kopf. »Ich bin doch kein perverser Stalker.«
    »Wirklich kein einziges Mal?«
    »Okay, einmal bin ich bei dir im Zimmer gewesen«, gab er zu. »Aber ich schwöre, ich wollte dir nicht nachspionieren, sondern nur mit dir reden.«
    »Und warum hast du nichts gesagt?«
    »Ich habe es nicht geschafft. Als ich deine rote Bettwäsche gesehen habe, wurde mir wahnsinnig schwindelig. Es war ein ekelhaftes Gefühl. So als wäre ich total seekrank.«
    Ich sah ihn erschrocken an. »Daran habe ich gar nicht gedacht. Ich besorge sofort neue Bezüge!«
    »Das wäre toll.« Er drehte sich ein wenig zur Seite, um mich anzusehen, und bewegte dabei seine Knie durch meine, ohne dass ich etwas spürte. »Ich wollte dir erzählen, was für abgefahrene Sachen ich gerade erlebe. Geist sein ist wie ein krasser Trip. Irgendwie beängstigend und surreal, aber gleichzeitig auch der absolute Wahnsinn.«
    »Wie hat sich das Sterben angefühlt?« Ich streckte instinktiv die Hand nach seiner Brust aus. »Hat es wehgetan?«
    »Nein, es ging alles unglaublich schnell. Ich hatte eine Line von dem Koks gezogen …« Er stockte und sah mich reumütig an. »Ich weiß, dass ich ein Idiot bin. Jedenfalls wollte ich gerade noch ein bisschen was schnupfen, als mein Herz plötzlich anfing zu … flattern. Es hat sich angefühlt, als wäre mein Brustkorb voller sich schlängelnder … Würmer.«
    »Oh Gott, das klingt wie ein Albtraum!«
    »Dann wurde es um mich herum schlagartig dunkel. Und im nächsten Moment stand ich plötzlich neben mir selbst und sah auf mich herunter. Ich war mit meinem toten Selbst im Bad gefangen. Dadurch, dass der Raum versiegelt ist, bin ich erst rausgekommen, als Mickey die Tür aufgerissen hat. Anscheinend hat irgendjemand gesehen, wie ich ins Bad gegangen bin, und sich gewundert, warum ich so lange brauche.«
    Er schwieg und starrte auf den Boden, als könnte er dort wieder seinen toten Körper sehen. »Ich habe mich nicht tot gefühlt«, sagte er nach einer Weile. »Mir ging die ganze Zeit der Song durch den Kopf, der gerade auf der Anlage lief, als ich aus dem Zimmer bin.« Er fuhr sich nachdenklich über die Lippen und sah mich an. »Ich konnte dich immer noch spüren.«
    Bei dem Gedanken an unsere letzten gemeinsamen Minuten krampfte sich mein Herz zusammen. Ich hatte Logan einen Idioten genannt.
    Ich schluckte. Mein Instinkt riet mir, nicht mit ihm darüber zu sprechen, allein damit klarzukommen, aber ich musste es ihm einfach sagen. »Es tut mir total leid, dass ich dich so unter Druck gesetzt habe, Logan«, sagte ich mit belegter Stimme. »Wenn ich dich in Ruhe gelassen hätte, wärst du einfach eingeschlafen und …«, die bittere Erkenntnis brannte wie Galle auf meiner Zunge, als ich sie aussprach, »… dann wärst du jetzt noch am Leben.«
    »Nein!« Sein Gesicht verzog sich in einem violetten Wirbel. »Bitte gib dir nicht die Schuld, Aura. Das war meine eigene Entscheidung. Sie war mehr als bescheuert und hat mich das Leben gekostet, und wenn hier jemand schuld ist, dann bin das ich ganz allein. Okay?«
    Ich zog traurig die Schultern hoch.
    Er stieß einen tiefen Seufzer aus. »Bitte versprich mir, deswegen keine Schuldgefühle zu haben.«
    Ich hatte ihn noch nie angelogen. »Das kann ich dir nicht versprechen.«
    »Doch. Du musst es mir schwören. Spinnenschwur!«
    »Logan …«
    »Schwöre es!« Er hielt mir die rechte Hand mit gespreizten Fingern hin. »Schwöre es oder ich werde dich nie mehr heimsuchen.«
    Ich zögerte. Der Spinnenschwur war unser heiliges Ritual. »Wir sind keine sechsjährigen Kinder mehr und außerdem …«, ich unterdrückte ein Schluchzen, »können wir uns doch gar nicht mehr spüren.«
    »Das macht nichts.« Er streckte mir die Hand noch ein Stückchen mehr entgegen. »Tun wir einfach so, als könnten wir es.«
    Ich erinnerte mich daran, wie kalt sich seine Finger angefühlt hatten, als er mir das letzte Mal über die Wange gestrichen hatte, bevor er aus dem Zimmer und, ohne es zu wissen, seinem Tod entgegen gegangen war.
    Warte auf mich , hatte er gesagt.
    Als wir jetzt behutsam unsere Handflächen aufeinanderlegten und die Finger verschränkten, hielt ich den Atem an.

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