Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Kooperation von mir, schon vergessen? Also hören Sie sich die
zwei Voraussetzungen an, unter denen ich zu kooperieren bereit bin“. In seine
Stimme hatte sich etwas Drängendes gemischt.
Hanson ahnte, dass er an einem Punkt angekommen
war, wo die Wahrheit zum Greifen nahe schien. Er brachte keinen Laut heraus,
etwas schloss sich um seinen Hals und schnürte ihm die Kehle zu. Wie nahe war
er dem Warum tatsächlich gekommen? Er räusperte sich, hob begütigend die Hände
und hoffte, dass Schukow seine Nervosität nicht spürte. „Okay, ich höre“.
Die drei Worte hingen noch in der Luft, als
Schukow bereits befriedigt die Lippen schürzte. In seinen Mundwinkeln spiegelte
sich der Hauch eines spöttischen Lächelns wider, ein Lächeln, das auf Hanson
wie der Triumph eines Siegers wirkte.
Schukows Augen verengten sich. „Ich möchte
wissen, wie Sie auf meine Spur gekommen sind“, sagte er rau. „Das ist mein
erster Anspruch“, forderte er ultimativ und gönnte sich dabei wieder dieses
Lächeln, das nun aber höhnisch wirkte.
„Oberst, hören Sie ...“
Im jahrzehntelangen Kriminaldienst war eine
gewisse Raffinesse Hanson zur Selbstverständlichkeit geworden, quasi zur
zweiten Persönlichkeit. Blitzschnell überlegte er. Offensichtlich unterschätzte
Schukow die Kieler Kriminalpolizei. Mit der Frage nach der Spur offenbarte
Schukow da nicht seinen psychologisch wunden Punkt, wo mit einer kleinen Lüge
anzusetzen war?
Genau, Lügner sind immer dann erfolgreich, je
unglaubhafter die Wahrheit sich darstellt und vor Ort die Lüge nicht sofort als
solche überprüft werden kann. Wie sollte der Oberst als Untersuchungshäftling
diese Lüge erkennen.
Jetzt bot sich Hanson die Chance, den Oberst mit
einer brillanten Lüge bei den Eiern zu packen, um ihm sein persönliches
Waterloo vorzubereiten. Der Moment schien günstig, der Boden war vorbereitet,
die Saat der Lüge würde aufgehen. Schukow würde ihm ein williges und
neugieriges Ohr leihen. Endlich werde ich die Nabelschnur zu deinem ehemaligen
Dienst kappen und dein komfortables Gewissen, mit dem du hier in Deutschland
unterwegs warst zum Einsturz bringen, dachte Hanson. Dass es exzellente
Polizeiarbeit war, die uns deine Spur hat aufnehmen lassen, wirst du nicht
erfahren.
Hansons Gedanken reihten sich rasch aneinander.
Er wusste, nichts ist demütigender als erkennen zu müssen, nach einer
vermeintlich guten Sache schändlich verraten worden zu sein. Die Gedanken
formten sich zu einer Idee, zu einer infamen und boshaften Lüge. Wenn es
tatsächlich eine Freudsche Fehlleistung war, die dem Oberst unbeabsichtigt über
die Lippen gerutscht war, und ein Komplott in Moskau geschmiedet worden war,
gibt es dort Hintermänner, Hintermänner, die Schukow gesteuert ....
Ja, genauso musste der Dolchstoß ausgeführt
werden, dann könnte es funktionieren. Dein Grinsen wird dir gleich vergehen,
dachte Hanson und registrierte, dass sich seine innere Spannung, die
unaufhörlich an ihm genagt hatte, langsam löste.
Hanson hüstelte umständlich und setzte neu an:
„Oberst, wenn es Sie selig macht, werde ich Ihnen erzählen, wie wir auf Ihre
Fährte gekommen sind. Ich muss Sie aber warnen, der Pfad in die Seligkeit führt
oft durch die Hölle“.
„Ach Hanson“, unterbrach ihn der Oberst, „wir
machen uns alle unsere eigene Hölle, das liegt in der Natur der Menschen. Wir
beide mit unseren Berufen tarieren doch viel zu oft die Schwächen der Menschen
aus, um sie dann psychisch zu brechen. Dieses Agieren ist doch die
höchstentwickelte Form, im Namen des Teufels zu handeln. Nein, Hanson, uns
beiden ist die Hölle nicht fremd. Also wie sind sie auf meine Spur gekommen,
die Wahrheit bitte.
„Schukow, hören Sie“, fuhr Hanson mit einer
gespielten Gleichgültigkeit fort, „es ehrt mich, wenn Sie glauben, wir hätten
Sie ermittelt. Nein, nein, Schukow, so gut sind wir nicht. Es gab auch
meinerseits kein Heureka-Erlebnis in der Badewanne. Sie sind ...“
„Herr Kriminalhauptkommissar, lassen sie den
alten Archimedes ruhen. Also, wie sind Sie auf meine Spur gekommen, wie haben
Sie mich ermittelt?“
„Mir scheint, Oberst, Sie wissen es tatsächlich
nicht“.
„Was soll ich nicht gewusst haben?“
Im Tonfall, der die absolute Wahrhaftigkeit
reflektieren sollte, aber nicht das Geringste mit der Wirklichkeit gemein
hatte, spielte Hanson des Teufels Advokaten und log:
„Tja, Oberst, Ihr Führungsoffizier wusste nicht
viel über uns, aber alles über Sie. Hotel,
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