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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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Einsatz gebracht? Was hat er wo gekauft?

Kapitel 42
     
    Berlin, Justizvollzugsanstalt Moabit, Freitag,
26.05.1995, 09.00 Uhr
     
    Die Zellentür wurde aufgerissen. Ein Wärter,
groß wie ein Bär mit Oberarmen wie Baumstämme, trat an die Pritsche. Sein
Schatten verdunkelte den kleinen Raum. „Los, los, auf die Beine, Schukow, der
Kommissar verlangt nach Ihnen“. Handschellen legten sich um Schukows
Handgelenke. Unsanft wurde er vorwärts gestoßen. „Beeilung, Oberst, wenn ich
bitten darf. Wir wollen den Herrn Kommissar doch nicht warten lassen“.
    „Woher wissen Sie, dass ich Oberst bin“,
verlangte Schukow mit großer Neugier zu wissen.
    „Neuigkeiten, Herr Oberst, haben im Knast
Flügel. Nichts verbreitet sich hier schneller. Und die Ehre, einen Oberst des
ehemaligen sowjetischen Geheimdienstes beherbergen zu dürfen, ist uns noch nie
zuteil geworden“, spöttelte der Wärter frech zurück und schubste Schukow in ein
Vernehmungszimmer.
    Ein gut vorbereitetes Verhör gleicht einem
Kunstwerk mit einer eigenen Anmut. Manchmal ist es ein wenig ruppig, barsch und
taktlos, oft subtil, bisweilen grausam und strahlend zugleich, es ist ein
intellektuelles Kräftemessen. Grausam für den Beschuldigten, wenn ihm en detail
die Schuld bewiesen wird und strahlend für den Beamten, wenn es mit einem
Geständnis, der Krönung eines jeden Kriminalfalls, abschließt.
    Hanson hatte sich gut vorbereitet. Die
Vollzugsbeamten waren angewiesen, den kleinsten Raum der Haftanstalt Moabit für
die Vernehmung zur Verfügung zu stellen. Hanson wusste, dass ihm eine
Vernehmung in räumlicher Enge immer ein besseres Gefühl für sein Gegenüber
gewähren würde. Das Verhörzimmer hatte alles, was zu einem Vernehmungsraum
gehörte. In der Mitte ein Tisch mit zwei gegenüberstehenden Stühlen und einer
Karaffe Wasser mit zwei Gläsern. Hanson wartete bereits mit einer etwas
dickeren Handakte, die aufgeschlagen vor ihm auf dem Tisch lag.
    Der Wärter drückte Schukow auf einen Stuhl. Dann
saßen sie sich in dem kleinen Vernehmungsraum mit ineinander verfangenen
Blicken gegenüber. Beide waren angespannt. Beide versuchten einen Blick in das
Innere des Anderen zu werfen, um herauszufinden, was im Kopf des Betreffenden
vorging. Jeder war sich bewusst, einem Mann mit einem scharfen Intellekt
gegenüberzusitzen, mit dem sich zu messen, kein Vergnügen sein würde.
Selbstredend waren beide Profis, darauf trainiert mit einem Pokerface
gegeneinander anzutreten.
    Eine kitzlige Situation, dachte Hanson, wer
hatte die besseren Nerven?
    Der Oberst schien sich innerlich zu wappnen.
Eine leichte Nervosität konnte er nicht verbergen. Zu häufig wechselte er die
Sitzposition, indem er einmal das linke Bein über das rechte schlug und dann
wieder das rechte gegen das linke einwechselte. Keine Frage, er fühlte sich
unbehaglich.
    Eine komplizierte Persönlichkeit, aber
berechenbar, erkannte Hanson.
    „Hanson, es tut mir leid, dass Sie durch mich so
schwer verletzt wurden“, brach Schukow das Schweigen in einem überaus
freundlichen und verbindlichen Ton, „aber glücklicherweise sind Sie dem
Gevatter Tod ja doch noch einmal durch die Finger gerutscht, darüber bin ich
froh. Und wie mir scheint, haben Sie die Schussverletzung gut auskurieren
können“.
    Hansons Blick bohrte sich in Schukows Augen und
suchte nach Anzeichen von Unsicherheit. Stattdessen sah und spürte er Arroganz.
Vielleicht aber, dachte Hanson, kann er Schweigen nicht gut ertragen und wollte
rhetorisch die Initiative übernehmen.
    „Schukow, mit einer Entschuldigung kommen Sie
aus dieser Nummer nicht raus. Was hoffen Sie damit zu erreichen?“
    „Nichts, glauben Sie mir doch, es war eine
Verkettung unglückseliger Umstände“.
    Hanson verzog verächtlich seine Mundwinkel.
„Schukow, Sie tun nichts unüberlegt. Ihr Handeln wird von einer eiskalten,
menschenverachtenden Logik bestimmt“.
    „Nein, nein, durch ihren vermaledeiten Fauststoß
habe ich mich so verkrampft, dass sich der Schuss aus meinem Derringer löste,
unabsichtlich löste, das, Hanson, ist die Wahrheit, und Sie wissen es genau“.
    Recht hast du, dachte Hanson. Und wenn wir dir
die Giftmorde nicht beweisen können, steht immer noch der versuchte Mord an
mich zur Debatte. Selbst der beste Rechtsanwalt wird dich vor einer Mordanklage
nicht bewahren können.
    „Schukow, es ist völlig egal, ob Sie gewollt
oder unabsichtlich geschossen haben. Die Tatsache, dass Sie geschossen haben,
bleibt bestehen. Sie sitzen

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