Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Hanson, ein wie auch immer geartetes Fanal am
Horizont aufsteigen. Andere wiegten nachdenklich den Kopf. Nachdem alle
gemeinsamen Faktoren der Morde, das gesamte Pipapo einer möglichen Zielrichtung
sowie die Motivation gründlich durchgekaut waren, alle gründlich bedachten
Fragen gestellt und genauso gut überlegt beantwortet waren, war keiner klüger,
weder in Kiel noch in Berlin. Man trat auf der Stelle, keiner ahnte wann, wo
und wie ein Fanal gesetzt werden sollte.
„Ich fürchte Schlimmeres“, wandte Haller ein.
„Ich fürchte ein Fanal für eine andere Zeit“.
Doch sein Einwand ging im Läuten eines Handys
unter. In irgendeiner Tasche klingelte ein Handy. War es hier oder klingelte es
in Kiel. Genervt schaute Hanson in die Runde seiner Mitarbeiter, die er auf dem
Bildschirm des Laptops sah. Endlich, Pelka griff in seine Jacketttasche und
schaltete das Handy aus. Hanson schaute Pelka mehr nachdenklich als
missbilligend an und erinnerte sich, dass sein eigenes verlorengeglaubtes Handy
in der Zahnarztpraxis ins Futter seines verschlissenen Trenchcoats gerutscht
war. Dieser Burberry-Trenchcoat war vor langer Zeit mal ein edles Stück, von
Hellen ausgesucht, gekauft und liebevoll verpackt, lag er vor vielen Jahren
unter dem Weihnachtbaum. Doch die besten Jahre dieses Mantels waren lange
vorbei, was die aufgeplatzten Taschennähte bewiesen.
Wie geistesabwesend, notierte Hanson auf seinem
Handzettel: Schukows Kleidung durchsuchen und Säume auftrennen ..., dann
schaute Hanson wieder fragend in die Runde: „Wo sind wir unterbrochen worden?“
„Chef, Sie zogen ein Resümee, das Sie
beunruhigte“, warf Peters ein, „und viele von uns glauben nun auch an ein
Signal oder Fanal. Wir haben darüber diskutiert“.
„Holger, ich danke Ihnen. Ja, ich bin über das
gesamte Ablaufprofil aller Morde sehr beunruhigt. Mit den üblichen Morden haben
diese Taten nichts zu tun. In Sachen Beyer gab es keine Täter-Opfer-Beziehungen
und keine ähnlichen Komponenten. Auch wenn wir den Drahtzieher einsitzen haben,
dürfen wir uns nicht der Hoffnung hingeben, alles geklärt zu haben. Wir dürfen
nicht glauben, wir könnten den Oberst an die Wand nageln. Dieser Ex-Agent wird
uns nach allen Regeln seines Metiers auf die Nudel zu schieben versuchen. Er
versucht, uns auszutricksen. Wenn er ist, was er vorgibt zu sein, und wenn „Die
drehenden Räder“ wie auch die “Aurora-Protokolle“ keine hohlen Worte waren, fürchte
ich das Schlimmste, was immer das auch sein mag. Ich kann es noch nicht
definieren. Ich brauche eure Hilfe. Unsere Fehler von heute, könnten morgen die
größten Auswirkungen zeigen. Lasst uns gemeinsam überlegen, gemeinsam nach
einer Strategie suchen, die den Oberst zu Fall bringt und uns Klarheit über die
Zielrichtung seiner gesamten Mission gibt“.
Nachdenklich wiegte Haller seinen Kopf. „Wir
sollten uns vielleicht auch vergegenwärtigen, dass sich der Oberst in seiner
jetzigen Situation nur aufplustert, um zu retten, was zu retten ist“.
Hanson biss sich nachdenklich auf seine
Unterlippe und sah unvermittelt wieder den Oberst vor sich, sah sein
siegessicheres Grinsen, dachte an „Die drehenden Räder“ und fühlte wieder seine
eigene Besorgnis eisig in sich hochsteigen.
„Nee, nee, ich glaube nicht, dass Schukow
großmäulig ’drauflos schwadronierte“. Hanson schaute nachdenklich auf seinen
Notizblock. „Ich fürchte vielmehr, dass die Welt den Atem anhalten wird, wenn
wir ihn zum Zuge kommen lassen“.
„Was motiviert einen pensionierten Oberst des
KGB, sich auf ein solches Unternehmen einzulassen“, sinnierte Haller
nachdenklich. „Andere in seinem Alter schlagen die Beine übereinander, genießen
ihren Ruhestand oder spielen mit ihren Enkelkindern. Wenn wir wissen, warum er
dieses Abenteuer eingegangen ist, haben wir ein Werkzeug, ihn zu knacken. Waren
es politische oder weltanschauliche Gründe, die sein Handeln bestimmten? Denn
auch in Russland arbeitet das neue System mit den alten Leuten, den
unverbesserlichen Kommunisten zusammen. Ist er diesen alten Mächten
verpflichtet gewesen oder wollte sich der Oberst nur die Tasche mit Geld voll
stopfen? Ich denke, wenn wir seine Motive kennen, sind wir ein bisschen
klüger“.
„Hm, haben wir mittlerweile klären können, warum
er mit der Charité mehrmals telefonierte“, fragte Hanson mit hochgezogenen
Brauen in die Runde.
„Ja“, Peters blätterte suchend in der Nebenakte
und fand eine Fernsprechnotiz. „Hier“, Peters
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