Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
Vom Netzwerk:
Mietwagen und so weiter. Es gab
keine Spur, die zu Ihnen führte. Wir glauben, einer ihrer ehemaligen Kollegen
aus der Lubjanka hat Ihnen ungeniert und keck in den Frack gekackt“.
    „Wie bitte?“
    „Jaja, Schukow, Sie haben richtig gehört, Sie
sind schlicht und einfach verraten worden. Eine E-Mail aus Moskau mit einer
detaillierten Personenbeschreibung und einem Lichtbild von Ihnen sowie den
beiden Aliasnamen Wagner und Schüßler hat uns Witterung aufnehmen lassen. Der
Rest war polizeiliche Routine“.
    Schukow zeigte keine Reaktion, kein Wimpernschlag,
kein Zucken eines Gesichtsmuskels, nichts dergleichen. Sein andauerndes Grinsen
auf seiner Miene wirkte wie eingemeißelt. Es dauerte einige Sekunden, so, als
zähle ein debiles Hirn eins und eins zusammen. Dann aber schlug Hansons Lüge
mit der vollen Kraft einer Bombe ein. Seine Lippen fingen zu zittern an.
    Hanson selbst blätterte gelangweilt in seiner
Handakte und beobachtete den Oberst aus den Augenwinkeln. Aschgrau war seine
Gesichtsfarbe geworden. Er schien plötzlich um Jahre gealtert. Sein spöttisches
Grinsen war wie weggewischt. Es war einem durchsäuerten Gesichtsausdruck
gewichen. Hansons Unbehagen bezüglich dieses Siegerlächelns wich im gleichen
Maße wie das Gesicht seines Widersachers grau und grauer wurde.
    „Und, Schukow, wie lautet ihre zweite
Bedingung?“
    Der Oberst reagierte nicht, er war verstummt.
Entweder reute es ihn, dass er sich hatte einspannen lassen oder glaubte er
sich tatsächliche verraten und ausgenutzt? Er glaubte es wirklich, keine Frage.
Der Dolchstoß war virtuos ausgeführt, stellte Hanson zufrieden fest. Die
Katastrophe für den Oberst schien perfekt.
    „Hallo, Oberst Schukow, wie lautet ihre zweite
Forderung?“, beharrte Hanson unnachgiebig und war verblüfft, wie rasch Schukows
Fassade zu bröckeln begann. Seine Atmung war flach, sehr flach. Immer noch
keine Reaktion. Stattdessen erhob er sich wortlos und stand trotz seiner Jahre
militärisch straff wie eine gespannte Feder kerzengerade vor Hanson. Es schien,
als sei eine elementare Naturgewalt über ihn hereingebrochen, der er nicht
trotzen konnte, und keine Chance sah, sich zu wehren. Schukows immer wache
Augen hatten ihr Feuer verloren und signalisierten unendliche Kümmernis, nein,
eher eine abgrundtiefe Enttäuschung. In ihm tobte ein Kampf. Ein Kampf von
Zweifel, Ungläubigkeit, Zorn und Niedergeschlagenheit. Diesen Zusammenbruch
hatte Hanson nicht so früh und nicht so heftig erwartet. Schukow senkte seinen
Blick und hoffte, dass der Bulle seine innere Zerrissenheit nicht registrieren
würde. Er hatte vergebens gehofft. Hanson hatte jede Gefühlsregung bemerkt.
    „Lassen Sie mich auf meine Zelle bringen“, stieß
der Oberst schmallippig mit einer erstickten Stimme hervor, die im krassen
Widerspruch zu seiner strammen Haltung stand. Seine vorgeschobene, freundliche
Verbindlichkeit, derer er sich zu Beginn der Vernehmung befleißigt hatte, war
verschwunden. Er schien die Bitternis seiner Niederlage zu schmecken.
    Hanson wusste, er hatte dem Oberst das Rückgrat
gebrochen. Schukow war in der Hölle angekommen und dort endgültig gestrandet.
Zweifelsohne war das große Warum noch nicht beantwortet, aber Hanson wähnte
sich auf der Siegerstraße. Er schloss für wenige Sekunden die Augen und genoss
die Situation. Es war ein Maß an Befriedigung, das er immer nach erfolgreich
beendeten Fällen in sich fühlte.
    „Tja, Herr Oberst, ihrem beredten Schweigen
entnehme ich, dass unser Gespräch beendet sein dürfte“.
    Als Schukow in seine Zelle geführt wurde,
bemerkte Hanson seine Erschöpfung. Eine Erschöpfung, wie nach einem großen Sieg.
Er sog die abgestandene Luft des kleinen Vernehmungsraums tief in sich ein. Es
war belebend, als atmete er einen Schwall frischer Luft, er fühlte sich wohl.

Kapitel 43
     
    Berlin, Polizeipräsidium, Samstag, 27.05.1995,
15.07 Uhr
     
    Hanson bat Haller, Schukows Verlegung nach Kiel
anzuleiern. Dann wiederholte er für alle in knappen Worten die wichtigsten
Passagen des Gesprächs, das er in Moabit mit dem Ex-Oberst geführt hatte, als
endlich die Internetverbindung mit Kiel geschaltet war. Die
Kommissionsmitglieder hörten aufmerksam zu. Er erwähnte „Die sich drehenden
Räder“ und erzählte von den Aurora-Protokollen und wie er mit der faustdicken
Lüge über den angeblichen Verrat, die der Festnahme vorausging, den Oberst
völlig konsterniert hatte.
    Hanson schaute neugierig in die Runde. „Fragt
sich noch jemand

Weitere Kostenlose Bücher