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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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der kann doch russisch, der sollte sich mal
mit den Protokollen beschäftigen. Denn unbeteiligte Dritte können wir ja mit
einer Übersetzung wohl kaum behelligen, oder?“
    „Nee, das geht nicht. Aber wenn uns jemand die
Protokolle anonym zuschicken würde, könnten wir sie offiziell in das Verfahren
einbringen.“
    „Dag, ich habe verstanden. Her mit dem
Protokollen, damit du sie morgen mit der Post auf deinem Schreibtisch findest“.
    „Wolff ist der bessere Adressat. Und wir, Hagen,
stellen uns ganz dumm“.
    „Und die Ermittlungen nach diesem Anonymus
führen wir nur pro forma und lassen sie nach einer gewissen Zeit ins Leere
laufen“, ergänzte Hanson die Ausführungen seines Freundes.
    „Genauso machen wir’s“. Hanson griff in seine
Brusttasche und überreichte seinem Freund das Kuvert.
    Langsam nahm Gerber den Fuß vom Gas und lenkte
den Wagen auf den kleinen Besucherparkplatz der Haftanstalt und bremste
unmittelbar neben der schweren, stahlbewehrten Eingangstür.
    Ein Wärter der Justizvollzugsanstalt führte
beide zu Schukows Zelle, deren Tür nur angelehnt war. „Hier hängt der Mörder,
der sich selbst gemordet hat“.
    Als Leiche strahlte Schukow wieder die Würde
aus, die ihm in der Untersuchungshaft und insbesondere nach der Einvernahme
durch Hanson abhanden gekommen schien. Selbst wie er am Fenstergitter seiner
Zelle an einem zerschnittenen und aufgedrillten Bettlaken hing; von Kopf bis
Fuß ein Habitus wie ein Stabsoffizier. Auch als Leiche schien Schukow den
kleinen Raum zu beherrschen. Sein starres Lächeln schien sagen zu wollen, jetzt
Hanson bin ich dort, wohin ich wollte.
    Hanson machte sich Vorwürfe. Bezüglich Schukows
Prognose, den Knast mit erhobenem Kopf zu verlassen, hätte Hanson diesen Suizid
voraussehen müssen. Hanson wusste, lange würden Schukows Worte in seinem Kopf
nachklingen, würden vielleicht nie verklingen. Dann trat er an den Leichnam
heran und straffte sich.
    „Bon voyage, alter Krieger“, flüsterte Hanson
ohne dass es Gerber verstehen konnte und dachte, nicht mit erhobenem Kopf,
sondern mit den Füßen zuerst wirst du diesen Knast verlassen.
    „Dag, hast du mit mir gesprochen?“
    „Nein. Ich habe unserem Freund nur eine gute
Reise gewünscht“.
    „Du hast was?“
    „Ihm eine gute Reise gewünscht“.
    „In die Hölle, hoffe ich“.
    „Nein!“
    „Nein? Dag, für diesen Mörder verschwendest du
zuviel Sympathie und bringst eine Menge Verständnis auf. Er hätte uns
kaltblütig den Garaus gemacht, wenn es in seinen Kram gepasst und er die
Gelegenheit gehabt hätte. Auf solche Figuren kann die Welt getrost verzichten“.
    „Mag sein, Hagen. Aber irgendwie mochte ich ihn,
manchmal fühlte ich mich ihm nahe. Vielleicht waren wir uns ähnlich“.
    „Nein, du bist nicht vom gleichen Kaliber. Er
war ein Verbrecher, politisch hoch motiviert, aber doch ein Verbrecher. Wie bei
den Bolschewiken war es auch sein Trachten, den Niedergang des Westens
rücksichtslos voranzutreiben. Nichts anderes hat er als KGB-Oberst getan, von
morgens bis abends. Und wie viele Menschen durch sein Handeln mit ihrem Leben
bezahlen mussten, wissen wir nicht. Es waren sicher nicht wenige. Eine
Kostprobe seines Könnens hat er uns ja geliefert, wenn ich an seine
Visitenkarten denke, die er uns hinterlassen hat.
    Hanson erschrak, als er darüber nachdachte, ob
nicht sein eigener beruflicher Werdegang dem von Schukow ähneln würde, wenn er
in Russland geboren, dort aufgewachsen und eine kommunistische Erziehung
genossen hätte oder sich dort mit dem System hätte engagieren
    müssen. Er ahnte, dass eine tiefe Wahrheit in
seinen Gedanken verborgen war, die auszusprechen Hanson nicht wagte.
    „Tschuldigung, Hagen, sei nicht so vermessen,
mich mit ihm zu vergleichen, er ist in einer anderen Welt groß geworden, in
einem kommunistischen System mit anderen Werten und einer anderen Moral“.
    „Ist mir schon klar. Gottlob hat deren Irrweg
die tödliche Mechanik zwischen Ost und West nicht in Gang gesetzt ...“ Gerber
legte eine Pause ein und deutete mit seinem Kinn in Richtung Schukow,  „...
obwohl er sicher ein gerüttelt Maß für den Tag X beigetragen haben dürfte“
    „Sei nicht zu streng mit ihm, Hagen. Seine
Humanorientierung für die Klassenfeinde aus dem Westen hatte sicher einen
völlig anderen Stellenwert. Er war ein Artefakt des Kommunismus’, gefangen in
einer Ideologie, die von dem Wunsch nach einer Renaissance der alten
Sowjetunion genährt wurde. Er hat nicht

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