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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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realisieren wollen, wie die Welt sich
geändert hat, und konnte sich nicht freimachen von dem, was er für seine
Pflicht hielt. Mit dem Verfall dieser Weltmacht, fing sein Leiden an. Und wer
leidet, vergisst nicht, die alten und besseren Zeiten schon gar nicht“.
    „Richtig, die Weltgeschichte ist voll von
solchen Verirrungen, und immer wieder gibt es einige Spinner, die nichts
kapiert haben. Aber aus diesem Monster muss man keinen Heiligen machen,
wenigstens hat dieses Ungeheuer sein Engagement nicht überlebt und ist nicht
friedlich im Bett gestorben, was mich ungemein befriedigt“.
    Hanson teilte Gerbers Befriedigung nicht. Im
Gegenteil, es bereitete ihm Unbehagen. Zu gerne hätte er Schukow der irdischen
Gerichtsbarkeit überstellt.
    Hinter den Freunden räusperte sich der Wärter,
in der Hand hielt er ein Briefkuvert, das er Hanson reichte. „Herr
Hauptkommissar, diesen Brief hat Schukow gestern an Sie persönlich
geschrieben“.

Kapitel 50
     
    Kiel, Justizvollzugsanstalt, Freitag,
02.06.1995, 08.22 Uhr
     
    Noch bevor Gerber mit der Leichenschau begann,
frug er seinen Freund. „Na, Dag, was hat er dir geschrieben? Ist es eine
Botschaft aus der Hölle?
    Hanson antwortete nicht. Er setzte sich auf die
Pritschenkante, riss das Kuvert auf und begann, Schukows letzte Worte zu lesen.
    Sehr geehrter Herr Hauptkommissar,
    es gibt Dinge, die ausgesprochen werden, wie es
auch Dinge gibt, die man weiß, obwohl sie nie ausgesprochen wurden. Ich weiß,
dass Sie mein Handeln verurteilen, es aber aus meiner Sicht nachvollziehen und
verstehen werden..
    Als alter Mann kann ich es mir leisten,
sentimental zu werden. Ich weiß, der Begriff Ehre ist bei Ihnen anders besetzt.
Aber für mich war es eine Ehre, von einem Kriminalbeamten Ihres Kalibers matt
gesetzt worden zu sein. Ich habe Ihre berufliche Kompetenz unterschätzt. Sie
sind gut und haben getan, was getan werden musste. Ich an Ihrer Stelle hätte
nicht anders gehandelt. Gleich zu Beginn unserer ersten Begegnung hatte ich den
Eindruck, dass Sie nicht mit den Dienstvorschriften unter dem Kopfkissen
schlafen. Nur deswegen habe ich Ihnen Gelegenheit gegeben, mit meiner Frau
Kontakt aufzunehmen. Jetzt weiß ich, meine Familie ist finanziell versorgt.
Dafür bedanke ich mich und hoffe, Sie können mir verzeihen, dass ich mein Blatt
ausgereizt habe, ich hatte keine andere Wahl.
    Mir ist klar, Recht ist nicht teilbar und Moral
darf weder Kompromisse machen noch kennen. Gleichwohl hoffe ich auf ein wenig
Verständnis. Ich war ein Teil der Sowjetunion, sozusagen ein Kind dieses
Systems, geprägt und wenn Sie wollen, indoktriniert von der Parteihochschule
und den verschiedenen Diensten, denen ich angehörte. In Ihren Augen, ein
Handlanger des sowjetischen Apparates. Aber unter dem roten Banner lebte es
sich für viele Russen leichter.
    Die Raffgier, die jetzt in meinem Land immer
weiter um sich greift, ist zum alles bestimmenden Faktor geworden, und mein
geliebtes Russland verkommt zu einem Eldorado für kleine und große Ganoven. Ich
hoffte auf eine Renaissance der alten Verhältnisse und habe mich auch deshalb
in dieses Unternehmen einbinden lassen, deren genaue Zielrichtung ich nicht
kenne. Das ist die Wahrheit.
    Ich bin todkrank. Ich habe Krebs und werde, wenn
ich mich aufbäume, vielleicht meinen Tod noch einige Monate hinausschieben
können. Aber wozu, entfliehen werde ich ihm nicht. Es liegen also mehr schlimme
Tage vor als gute hinter mir. Meine besten Jahre habe ich vor langer Zeit
gelebt.
    Der Tod wird für mich eine Erlösung sein. Angst
vor dem Tod, nein, die habe ich nicht. Sie spiegelt nur eines wider, nämlich
die Angst ein unausgefülltes Leben gelebt zu haben. Meines aber war ausgefüllt,
wenn auch die letzten Jahre in meinem geliebten Vaterland für mich und meine
Familie zu einer Katastrophe wurden.
    Es war eine unüberlegte Narretei von mir, die
Pistole auf Sie zu richten. Aber schießen, nein, das wollte ich nicht. Es
geschah unabsichtlich, es war ein Reflex auf Ihren Fauststoß.
    Ich weiß, die ganze Sache ist nicht in Ihrem
Sinne verlaufen. Ich aber konnte nicht anders handeln. Mein Herzenswunsch ist erfüllt,
das viele Geld kommt nun endlich meiner Familie daheim zu gute. In dieser Welt
ist der Wohlstand viel zu ungerecht verteilt. Aber leider gibt es keine andere
Welt. Wir alle müssen uns mit den Ungerechtigkeiten dieser Welt abfinden.
Dagegen anzukämpfen, käme einem Kampf gegen Windmühlenflügel gleich. Selbst
unsere Oktoberrevolution hat nichts

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