Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
im Zusammenhang mit dem Gullydeckel zusammengetragen
worden sind, Kenntnis bekommt“.
In einer unendlich langen Pause, als wollte Melchert
die Spannung, die im Raum lag, noch erhöhen, schaute er Wolff devot in die
Augen.
„Das, Herr Präsident, ist die Bitte mit der wir
hierher geflogen sind“.
„Na gut, Melchert, ich habe verstanden. Ich
möchte mich nun mit meinem Mitarbeiter unter vier Augen beraten. Wenn Sie und
Ihre Begleiter uns einen kleinen Moment entschuldigen wollen“. Wolff wies mit
offener Handfläche in Richtung der noch offenen Tür und komplimentierte seine
Gäste in das Vorzimmer.
Kaum war die Tür hinter Melchert ins Schoß
gefallen, konnte Wolff seine Neugier nicht mehr bremsen. „So nun mal Tacheles,
Dag, was glauben sie mir nur unter vier Augen sagen zu können? Raus mit der
Sprache“.
„Chef, wir können den Amis nur die Kopie einer
bereinigten Akte überlassen“.
„Wie, Dag, erklären Sie’s mir“.
Hanson musste aufpassen, wollte er nicht in
tückischen Treibsand geraten. Rasch überlegte er. Sollte er sich in
bescheidener Zurückhaltung üben oder sollte er aggressiv die nicht immer
einwandfreien Ermittlungsstrategien verteidigen? Will der Alte nichts wissen
oder will er nicht alles wissen? Hansons Arme und Hände waren zu einer
hilflosen Geste ausgebreitet. Er musste seine Karten geschickt ausspielen und
sich keine Blöße geben, um sich der Absolution des Präsidenten jetzt und
zukünftig sicher zu sein.
„Chef, wünschen Sie eine ehrliche oder
diplomatische Antwort?“
„Dag machen Sie es nicht so spannend“.
„Chef, Sie sind gefangen, gefangen in ihrer
Verpflichtung als Polizeipräsident und als mein Disziplinarvorgesetzter. Ich
möchte hier keinen argumentativen Spagat hinlegen, um zu erklären, dass alles
im rechtlich strengen Sinne gelaufen ist. Nein, Chef, nur so viel, einige
Ermittlungen und strafprozessuale Maßnahmen waren nicht so ganz koscher, wie
Sie es sich wünschen würden. Sie müssten mir in Ihrer Position den Hintern
aufreißen, wüssten sie en détail Bescheid“.
Über Wolffs Stimmung schien sich ein dunkler
Schatten zu legen. Er räusperte sich und senkte seine Stimme: „Diplomatischer
hätte man die Wahrheit nicht verschleiern können. Die Wahrheit ist also, dass
Sie wieder einmal außerhalb der Strafprozessordnung agiert haben. Muss ich mir
über den Flurschaden Sorgen machen, Dag?“ Wolffs Frage klang wie ein Befehl,
endlich die Wahrheit zu sagen:
Hanson neigte seinen Kopf zur Seite und nahm die
Pose eines reuigen Sünders ein, wusste er doch aus Erfahrung, dass diese
Haltung den Präsidenten immer besonders milde stimmte. Hanson gab sich Mühe,
die Antwort klingen zu lassen wie, nicht der Rede wert. „Nein, - aber dennoch
muss ich ...“
„Kein Wenn und kein Aber, Dag, damit lässt sich
nichts aus der Welt schaffen!“ unterbrach ihn Wolff schroff. Was mich
interessiert, ist, müssen wir verfahrensrechtliche Bruchstellen fürchten, die
später eventuell alles den Bach runter gehen lassen?“
Hanson mühte sich, etwas Unverfängliches zu
sagen, um das Gespräch aus der Gefahrenzone zu lenken. „Nein Chef, wir haben
nur nach etwas anderen Regeln gespielt. Aber wir müssen nichts befürchten,
nichts wird den Bach runter gehen“.
Warum überrascht mich das nicht, dachte Wolff,
als in seinem Kopf das Echo „Nach anderen Regeln gespielt“ langsam verklang. Er
wiegte gedankenschwer seinen Kopf. Na gut, dachte er, wenn die legalen
Mechanismen nicht greifen, will ich von den anderen Regeln nichts gehört haben.
„Schon okay, Dag, im Büßerhemd brauchen Sie
nicht zu wandeln, das verkrümmt auf Dauer den Rücken, wir sind ja schließlich
in diesem verdammten Spiel die Guten. Aber hören Sie, irgendwann werde ich
nicht mehr an der Kette ziehen können, um Ihre dienstlichen Verfehlungen im Klo
runterzuspülen. Mir gehen diesbezüglich langsam die Optionen aus. Irgendwann
verbrennen Sie sich die Finger“.
„Ich weiß, Chef, aber in diesem Fall brennt es
bis rauf nach Kanada. Und Feuer kann man am besten nur mit Feuer bekämpfen. Die
Gefahr, sich einige Brandblasen zu holen, nehme ich gerne in Kauf“.
Immer noch der verbissene Jagdhund, wenn er
dicke Bretter bohrt, dachte Wolff. Der wird sich nie ändern, das ist seine
Natur. „Dag, schalten sie runter, Sie stehen immer unter Hochspannung“.
„Chef, mit unseren unverrückbaren Werten von
Gesetz und Gerechtigkeit und den althergebrachten Methoden, die uns die
Strafprozessordnung
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