Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
vorgibt, werden wir diese Art der Kriminalität nicht
bekämpfen können“.
Wolff erinnerte sich an das Gespräch mit dem
scheidenden Generalstaatsanwalt, in dem er fast wortgetreu die gleichen
Argumente benutzte. „Dag, ich bin, aber darf nicht Ihrer Meinung sein“.
„Ja, Chef, das verstehe ich doch. Und bei allem
nötigen Respekt, wenn für mich Konsequenzen zu tragen sind, soll es geschehen.
Ich möchte nicht mit ansehen müssen, dass Sie meinetwegen in schweres
Fahrwasser geraten, wenn Sie wieder einmal an der Kette ziehen müssen“.
„Ach Dag, ich habe in diesem Hause schon so oft
an der Kette ziehen müssen, um all den Mist runterzuspülen, der hier verzapft
worden ist. Dagegen sind sie ein Waisenknabe“.
Darauf ist der Alte geeicht, heikle Themen zu
einem Jux zu verbiegen, dachte Hanson.
Mit einer Tonlage, als zöge Wolff ein Fazit,
antwortete er: „Dag, mein Kreuz ist ein wenig breiter und kann auch mehr schultern.
Und was ich abwehren kann, werde ich auch in Zukunft abwehren“.
„Danke, Chef“. Hanson atmete durch. Der Riss
zwischen ihnen beiden schien gekittet.
„Ein wenig mehr Gelassenheit stünde Ihnen aber
besser zu Gesicht und würde Ihrer Gesundheit auch dienlicher sein. Und, Dag, es
gibt noch ein Leben nach der täglichen Arbeit, denken sie doch mal darüber
nach, sonst, Dag, frist der Job Sie auf“.
„Ja, Chef, ich weiß“.
„War’s das mit der noch zu bereinigenden Akte
oder wollen Sie mir noch etwas sagen?“
„Ja, im Prinzip war`s das“.
„Im Prinzip?“
„Nur noch eine Kleinigkeit, Chef. Wir könnten
doch die Amis für unsere Zwecke einspannen. Sozusagen als Gegenleistung für
eine geschönte Akte, könnten sie doch den Gullydeckel nach München fliegen zur
Isotopenmusterbestimmung in die Ludwig-Maximilian-Universität, dann wissen wir
in Kürze definitiv und verbindlich, wo der Deckel hergestellt worden ist.
„Hm ..., Sie glauben, dann könnten wir den Amis
eine Richtung vorgeben, wo ihre Feinde zu finden sind“.
„Ja, und auch wir bekämen einen weiteren
Ermittlungsansatz“.
„Sie Schlitzohr meinen, die Amis nehmen in ihrem
Flieger eine Bombe mit nach München, nur, um im Gegenzug von uns eine Akte zu
bekommen, die sie auf dem großen Dienstweg ohnehin bekommen würden?“
„Ja Chef, aber der große Dienstweg dauert und
denen sitzt die Zeit genauso im Nacken wie uns. Und wenn Sie denen noch
verklickern, dass sie sich in einem Krieg mit irgendwelchen Terroristen
befinden, bei dem es primär um das Leben ihres Präsidenten geht, glaube ich
schon, dass sie für uns den Deckel nach München fliegen, zumal sie dann auch
wissen, wo die Attentäter zu suchen sind, die ja möglicherweise auch einen
weiteren Anschlag auf ihren Präsidenten in der Planung haben könnten.
„Gut Dag, genauso setzen wir bei den Amis den
Hebel an. Wenn es um das Leben ihres Präsidenten geht, lässt sich deren
Aktivität ohnehin nicht mehr bremsen. Und wenn Gerber im Hause ist, soll der schon
mal den Untersuchungsantrag für die Max-Dingsbums-Uni schreiben, wenn er’s noch
nicht getan hat, war ja schließlich seine Idee“.
„Ludwig-Maximilian-Universität, Chef. Und Gerber
rufe ich von nebenan aus an“.
„Gut so, und nun holen Sie unsere Gäste wieder
rein“.
Hanson ging die vier Schritte zur Tür des
Vorzimmers und bat die kleine Gruppe wieder bei Wolff Platz zu nehmen und
telefonierte kurz mit Gerber. Einer der Agenten schob seine großkalibrige Waffe
am Hosenbund zurecht, um bequemer sitzen zu können. Auch Wolff entging diese
Szene nicht, er nahm sie eher missbilligend als gleichgültig zur Kenntnis,
kommentierte sie aber nicht.
„Tja, meine Herren, die Situation ist ernst.
Mein Mitarbeiter und ich“, ergriff Wolff das Wort und schaute zu Hanson, der aus
dem Vorzimmer zurückkehrte, „sind nach kurzer Aktenanalyse zu einem
erschreckenden Schluss gekommen“.
„Als da wäre?“, wurde Wolff von Melchert
unterbrochen.
„Wir glauben, dass sich die USA de facto in
einem asymmetrischen Krieg befindet“, vollendete Wolff sein Statement. „Einen
Krieg, der von High-Tech-Terrorristen geführt wird, die wer weiß wo sitzen und
offensichtlich ihren Präsidenten ermorden wollen, wenn nicht gar die politische
Elite der westlichen Hemisphäre“.
Wolff machte eine wirkungsvolle Pause, um die
Reaktion seiner Worte bei den Amerikanern beobachten zu können. Es schauderte
ihnen. Und, als sei es verabredet gewesen, nickten alle einvernehmlich, mit
etwas mehr Blässe um
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