Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
können? Komisch dachte Hanson, tut sich da nicht
bundesweit eine Sicherheitslücke auf, wenn gut ausgebildete
Sprengstoffspürhunde keinen Sprengstoff mehr riechen. Aber sollte er sich
darüber noch den Kopf zerbrechen angesichts der sündigen Nacht, die ihn
erwartete. Er konnte nichts mehr tun. Der Herstellungsort des Gullydeckels war
identifiziert und die Alarmierung der Kanadier war erfolgt. Er, Hanson, würde
den Lauf der Dinge ohnehin nicht mehr ändern können. Jetzt waren andere
gefordert und am Zug. Sein Part war getan.
Mit großer erotischer Vorfreude und Erwartung
überquerte Hanson die Fahrbahn und schlug eiligen Schrittes den Weg zu Rebecca
ein. Das Glückshormon Serotonin in seinem Blut ließ seine Schritte noch
schneller werden und nährte die Hoffnung, dass Rebecca die zarten Intimitäten
in ihrer Wohnung und an der Förde weder vergessen hatte noch bereute.
Rebecca war noch wach. In ihrem
Wohnzimmerfenster kündeten bläulich wechselnde Lichtschimmer, dass sie noch vor
dem Fernseher saß.
Es war nicht das erste Mal, dass Hanson sich
überlegte, welche der vielen Facetten ihn an Rebecca mehr anzog. War es ihre
fröhliche Natur, war es ihre Leichtigkeit, mit der sie durch den Alltag zu
schweben schien, war es ihre Anmut oder ihre erotische Ausstrahlung, die ihm
eine zweite, prickelnde Jugend schenkte? Von ihrem ansteckenden Optimismus ganz
zu schweigen.
Jetzt, wenige Schritte vor ihrer Haustür,
erhöhte sich auch sein Testosteronspiegel und im gleichen Maße der Schmerz des
Begehrens. Ein schönes Gefühl, sich auf die Nähe eines Frauenkörpers zu freuen.
Er hatte vergessen, wie lebendig man sich dabei fühlte. Erinnerungen, von denen
er nicht wusste, dass er sie noch hatte, brachen sich in seinem Kopf als
Mahlstrom von Gefühlen, Sehnsüchten und Phantasien Bahn. Es war, als seien
seine Gedanken von der Leine gelassen. Er konnte an nichts anderes als nur an
Rebecca denken. Schon glaubte er, nein, er roch jetzt den verführerischen Duft
ihrer Haare. Ein herrlicher Duft, der sofort Erinnerungen an Hellen in seinem
Kopf wach werden ließ. Erinnerungen an die vielen Nächte, in denen sie
miteinander geschlafen aber nie zum Schlafen gekommen waren. Seltsam, wie doch
Düfte Assoziationen freilegen, dachte Hanson, wie schön ist es …
Dann ließ er seine Schritte kürzer und langsamer
werden, blieb stehen. Der Klang seiner inneren Stimme erschreckte ihn. Ein
böser Gedanke hatte sich in seinen Kopf eingeschlichen, sich dort regelrecht
eingenistet.
Genau, da liegt der Knüppel beim Hund, das ist
der Punkt. Was wäre, wenn es den Hunden am Flughafen nicht anders als ihm eben
ergangen war. Was wäre, wenn die Semtex-Laborierung im Kanaldeckel mit den
Pheromonen einer läufigen Hündin überlagert worden war? Hätten dann die Hunde
die Sprengstoff-Duftmoleküle riechen können? Wohl kaum, war Hanson sich sicher,
wenn es Rüden waren, die am Deckel geschnuppert hatten. Aber wie, wie stellte
man so etwas an? Sein Testosteronspiegel sackte ab, pendelte gen null. Kein
Gedanke mehr an Rebecca. Ließen sich tatsächlich die empfindlichen
Geruchsorgane dieser Tiere durch die Pheromone einer läufigen Hündin in die
Irre führen? Besser, verführen. Mit welcher infamen Technik können die
Duftstoffe einer läufigen Hündin auf einen Gullydeckel gebracht werden?
Instinktiv fingerte Hanson nach seinem Handy und
drückte mechanisch die Kurzwahltaste des Dienstapparates seines Freundes.
„Ja“, meldete sich Gerber nach mehrmaligem
Klingeln ungehalten.
Gott sei Dank, er war noch im Büro. „Hagen, Dag
hier. Was hältst du von folgender Theorie, die das eklatante Versagen der
Sprengstoffsuchhunde am Gullydeckel in Fuhlsbüttel erklären“.
„Schieß los, Dag“.
„Nehmen wir mal hypothetisch an und geben der
verrückten Vorstellung Raum, der Gullydeckel war mit den Pheromonen einer
läufigen Hündin besprüht oder irgendwie anders mit diesen Duftstoffen versehen,
attestierst du diesem Sachstand Absurdität oder ließe sich tatsächlich ein
ausgebildeter Sprengstoffspürhund, ein Rüde versteht sich, täuschen?“
Pause, eine lange Pause trat ein, die Hanson zu
nerven begann. Gerber war eben nicht der Mann, der unüberlegt aus der Hüfte
drauflos schwadronierte. Seine Analysen waren immer messerscharf durchdacht und
von einer bestechenden Logik. Eben das machte ihn zu einem wertvollen
Mitarbeiter in besonders schwierigen Fällen.
„Hm, wenn ich an die verklebten Alkaloide an den
Geldscheinen denke und
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