Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Aber Tatsache ist, es war der Prototyp
eines Sprengsatzes, Pavel. Viele Indizien, die sich zu einer Beweiskette
verdichtet haben, weisen darauf hin, dass solche Bomben in Halifax installiert
worden sind, um ...“
„ ... sie auf dem G7-Treffen zur Explosion zu
bringen“, hörte Wolff seinen russischen Kollegen den Satz vollenden.
„Ja, Pavel, wo auch Ihr Präsident Jelzin als
Gast erwartet wird“.
„Aber es ist doch überall polizeiliche Routine,
in einem solchen Veranstaltungsraum alle Kanalschächte zu überprüfen. Die
Kanadier werden da keine Ausnahme machen, das wäre sträflicher Leichtsinn“.
„Hören Sie, Pavel, die Sprengladungen sind von
den stadteigenen Kanaldeckeln der Stadt Halifax nicht zu unterscheiden, haben
ein völlig identisches Aussehen, gleichen sich wie ein Ei dem anderen“,
spekulierte Wolff in einem Tonfall, als sei es eine gesicherte Erkenntnis. „Und
wie bei allen Polizeien werden wohl auch in Halifax nur die Kanalschächte auf
Sprengmittel kontrolliert und die Gullydeckel anschließend verplombt. Und wir,
Pavel, sind sicher, dass sich kein Delaborierer in Halifax für den Inhalt
dieser präparierten Gullydeckel interessiert, die der Staatssekretär im Auftrag
einer dunklen Macht aus ihrem Land nach Halifax geliefert hat“.
„Und nun glauben Sie, die kanadischen Kollegen
haben diese getarnten Bomben auf den Kanalschächten versiegelt?“
„Ja, Pavel, die Befürchtungen haben wir“.
„Wolff, woher wissen Sie, dass dieser
Staatssekretär von Russland geführt und gesteuert worden ist?“
„Wir sind im Besitz von beweiserheblichen
Unterlagen, schriftlichen Unterlagen, die keinen anderen Schluss zulassen. So
ist beispielsweise Schukow mit dem Auftrag, den Staatssekretär zu liquidieren,
nach Deutschland eingereist“.
„Ttsch...“
Entweder ließ Pavel erstaunt die Luft zwischen
seinen Zähnen entweichen oder aber dieser Zischlaut war als Warnhinweis
gedacht, nicht weiter zu reden, weil das Telefonat abgehört wurde. Wolff war
sich nicht sicher. Als Pavel den Faden wieder aufnahm, wusste Wolff, dass seine
Befürchtungen unbegründet waren.
„Und das Motiv, warum musste der Staatssekretär
gemeuchelt werden?“
Mensch Pavel, dachte Wolff, bist du mittlerweile
altersvertrottelt. Als ich dich kennenlernte, warst du schneller im Denken.
„Um zu verhindern, dass er in die Mühlen unserer
Justiz gerät. Die Bundesanwaltschaft hatte diesen sauberen Staatssekretär wegen
internationalen Waffenschmuggels in den Nahen Osten im Visier. Ein Haftbefehl
wäre in den nächsten Tagen ausgestellt worden. Er hätte versucht sein können,
ein Tauschgeschäft mit der Justiz einzugehen, nach dem Motto, ich erzähle etwas
über die Bomben auf dem G7-Treffen und erhalte dadurch Straferlass. Solche
Deals sind bei uns gang und gäbe, leider“.
„Ja, Wolff, ich verstehe, Sie glauben dieser
Schukow wollte der Verhaftung des Staatssekretärs zuvorkommen und hat ihn
beseitigen lassen, damit nichts über die Sprengladungen bekannt wird“.
Na, endlich haste kapiert, dachte Wolff und
sagte: „Genau, das wollte ich Ihnen sagen, Pavel“.
„Ich verstehe immer noch nicht, wie ich Ihnen
helfen kann, Wolff?“
„Pavel, unsere kriminaltechnischen
Untersuchungen haben ergeben, dass diese sichergestellte Bombe, der Prototyp,
in Grosny gegossen worden ist ...“
„Moment mal, Wolff, meinen Sie Grosny in
Tschetschenien?“
„Ja, das ist unser Problem. Unser Arm reicht
nicht bis nach Grosny und unsere Staatsanwaltschaft stellt das komplette
Verfahren ein, weil die Schuldigen nicht mehr leben und nicht mehr zur
Rechenschaft gezogen werden können oder weil sie politische Verwicklungen mit
ihrem Land fürchtet“.
„Hmm, … sagen Sie, Wolff, wie sicher ist diese
kriminaltechnische Untersuchung auf einer Skala zwischen null und hundert
Prozent?“
„Die kriminaltechnischen Gutachten weisen
definitiv aus, dass der Deckel in Grosny gegossen worden ist. Das hat eine so
genannte Isotopenreferenzanalyse ergeben“.
„Hmm, … und nun schließen Sie aus diesem
Einzelfall, dass auch die anderen Sprengsätze, die sich vermutlich schon in
Kanada befinden, in Grosny hergestellt worden sind?“
„Ja, Pavel, das ist ein stichhaltiges Argument“.
Es entstand eine lange Pause.
„Ich habe verstanden, Wolff. Unser Topterrorist Bassjewitsch
in Tschetschenien glaubt wohl noch immer die schützende Hand Allahs über sich.
Nun, wir werden ihn eines Besseren belehren. Er wird sich über die blutige,
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