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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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Eingangshalle des Präsidiums
verschwunden. Krachend fiel die große Tür ins Schloss und ließ den eingedösten
Pförtner erschreckt hochfahren.

Kapitel 65
     
    Halifax, Sir-Sandford-Flemming-Park, Freitag,
16.06.1995, 17.40 Uhr
     
    Vierzehn berittene Mounties in scharlachroten
Paradeuniformen nahmen den Konvoi der Exzellenzen noch vor dem
Sir-Sandford-Flemming-Park von der Motorradeskorte in Empfang und geleiteten
die illustren Gäste nun sicher zum Flemming House. Jeder Regierungschef sah
links und rechts von seiner Staatskarosse einen berittenen Mountie im leichten
Trab. Ihre Lanzen ragten stolz von den Steigbügeln senkrecht in den Himmel.
Kleine Wimpel mit einem roten Ahornblatt flatterten an ihren Lanzenspitzen. Vor
dem Flemming-House fächerten sich die Reiter auf und bildeten ein Spalier mit
halb gesenkten Lanzen durch das die Staatschefs schreiten mussten.
    Das offene Portal gestattete einen Blick in die
riesige, dämmrige Eingangshalle. Weiße Marmorsäulen flimmerten das Licht der Nachmittagssonne
zurück und verliehen der Szenerie eine unbestreitbare Würde. Livrierte Diener
huschten untertänigst zwischen den Säulen hin und her. Für einen entfernten
Beobachter war es wie ein Pantomimenspiel einer Scharade mit klaren
Bildinhalten: Polizei in der näheren und weiteren Umgebung, rotgekleidete
Mounties der Royal-Canadian-Police mit ihren Pferden jetzt vor dem Haus,
livrierte, wuselnde Dienerschaft im Haus und dazwischen die weißgekleideten
Künstler der Küchenbrigade. Das Dinner für die Staatsgäste hatte begonnen.
    Der deutsche Kanzler schaute Jelzin in die
glasigen Augen und dachte, mindestens einskommafünf Promille, mal wieder. Dann
nahm er die kunstvoll gefaltete Serviette und breitete sie auf seinem Schoß
aus. „Wie wollen Sie uns heute den Gaumen verwöhnen?“, fragte er den
Oberkellner.
    Glücklich und erfreut, vom deutschen Kanzler
gefragt worden zu sein, schnurrte er die auswendig gelernte Speisefolge
herunter:
    Amuse Bouche
    Canapé mit Beluga Malossol Caviar
    Friséesalat
    Julienne vom Kaninchenrücken
    Balsamico-Olivenöl-Dressing
    ***
    Essenz vom Paradiesapfel
    Chips von der Languste
    ***
    Steinbuttfilet gedünstet
    auf sautiertem grünen Spargel
    Schlosskartoffel
    ***
    Medaillon
    von Schottischem Lammrücken, Mint-sauce
    geschmorte Mangoldblätter
    Gratin Dauphinois
    ***
    Haselnussauflauf Don Carlos
    Himbeermark
    Hausgemachtes Vanilleeis
    ***
    Mokka, Petit Fours
    ***
    „Klingt alles sehr verlockend“, seufzte der
Kanzler und gedachte der seligen Zeiten, als er noch alles in sich
hineinstopfte, was er abgreifen konnte. Doch nun fand jede Kalorie umgehend
ihren Platz und nährte nur seinen Bauchumfang, der stetig zunahm. Die Ärzte und
die sporadisch wiederkehrenden Gichtschübe mahnten zur ständigen Mäßigung. „Für
mich bitte von allem nur eine Kleinigkeit“, hörte der Kanzler sich sagen und
sehnte sich nach einem Pfälzer Saumagen. „Welche Weine empfehlen Sie dazu?“
    Mit einer formvollendeten Geste wurde dem
Kanzler die Weinkarte aus gebrochenem weißen Karton mit einem erhabenen roten
Ahornblatt gereicht.
    „Zum Hauptgericht kann ich Ihnen den 1984er
CHATEAU CANTENAC-BROWN, 3ème Cru Classè Margaux, Château-Abfüllung Bordeaux,
anbieten. Aber ich werde Ihnen den Sommelier schicken, der, Herr Bundeskanzler,
kann Sie bestens beraten“.
     
    Aus der Tür eines versteckten Seiteneingangs des
kanadischen Gästehauses trat schwankend eine Person. Ein junger, unerfahrener
Constable nahm sie unsanft in Empfang und führte sie ab. Es war der Sommelier.
Ihm war fristlos gekündigt worden. Wieder hatte er zuviel der edlen Tropfen
verköstigt. Trotz seines Alkoholgenusses ließ der junge Polizist den
Weinkellner außerhalb der inneren Absperrung seiner Wege von dannen ziehen. In
seinen Jacketttaschen suchte der gefeuerte Weinkellner seine Autoschlüssel.
    Das Dinner war nach Meinung aller superb. Der
Küchenchef strahlte, die Küchenbrigade war stolz, die Staatsmänner bester
Laune, das Geschmeide ihrer Gattinnen funkelte das Licht der vielen Lüster
zurück; alles in allem war es ein gelungener Abschluss. Premierminister  Jean
Chrétien war zufrieden.
    Zuerst spürten es die Polizeihunde im Park. Kurz
jaulten sie auf. Auch die Pferde der Mounties spitzten die Ohren und scharrten
vereinzelt mit den Hufen. Andere wieherten langanhaltend und zwei feurige
Rappen fingen an der Leine zu tänzeln an. Dann, einen halben Wimpernschlag
später, hatte die Erschütterung das

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