Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
nicht
glauben, diesem kleinen Mädchen sollte er Aufklärung und Auskunft über das
gesamte Geschehen geben, vielleicht auch Rechenschaft bezüglich seiner
kriminalistischen Maßnahmen ablegen. Unsicherheit beschlich ihn. Er war sich
über den Auftrag dieser jungen Person nicht sicher. Nochmals las er das
Beglaubigungsschreiben des Ministeriums durch und bemerkte jetzt, dass sogar
der Premierminister es mit Namenszug paraphiert hatte.
„Mir ist nicht ganz klar, in welcher Eigenschaft
Sie sich hier einklinken wollen, Mister, ähh, Miss, `tschudigung, wie spricht
man ihren Namen aus?“
„Chief Inspector McLeear, nennen sie mich
einfach Huwang, das ist mein Vorname“.
Huwang?, ist das nun ein männlicher oder
weiblicher Vorname, dachte McLeear irritiert und zog genervt die Luft durch
seine Nasennüstern ein. „In Ordnung Ma’am“.
„McLeear, Ma’am ist für mich der Ehre zu viel,
einfach nur Huwang, das können Sie sich doch merken, oder?“ Ihre Formulierung
und ihr Ton ließ keinen Zweifel aufkommen, mit ihr war nicht gut Kirschenessen,
war sich McLeear sicher. Mit welcher Machtkompetenz diese junge Frau
ausgestattet war, fürchtete er, würde sich gewiss bald zeigen. Ein Disput mit
ihr war vorprogrammiert. „Huwang, in welcher Funktion Sie hier mitmischen
wollen, werden Sie mir doch verraten können, oder?“
„Chief Inspector, ich habe weder eine Stabs-
noch eine Linienfunktion. Ich bin das Bindeglied zwischen der Regierung und der
Polizei. Mehr brauchen sie im Moment nicht zu wissen“. Sie machte eine Pause
und beobachtete die Wirkung ihrer Worte.
McLeear spürte Groll in sich hochsteigen und
fühlte seinen Puls höher schlagen. Beim Anblick dieser selbstbewussten Frau,
fühlte er sich alt, uralt. Viel zu alt für diesen Job, der nicht nur seine
physischen Spuren hinterlassen hatte. Nein, die psychischen
Hinterlassenschaften seines Berufes waren schlimmer, hatten sich tief in seine
Seele eingegraben, hatten seine Persönlichkeit verändert, nicht immer zum
Vorteil. Im gleichen Maße, wie er die Karriereleiter erklommen hatte, ging
seine Ehe den Bach runter. Seine Ehe hatte er auf dem Altar der Karriere
geopfert. Ein viel zu hoher Preis, das war ihm jetzt klar geworden. Und jetzt
diese kleine schwarzhaarige Eurasierin vor ihm, mit einem beängstigenden
Selbstvertrauen. „McLeear, reg´ dich nicht auf“, hörte er sich flüstern. Sein
Entschluss war gefasst, wie eine unausweichliche Selbstverständlichkeit. Er würde
den Dienst quittieren. Dies war der letzte Großeinsatz, den er leitete.
Sie sah ihn fragend an und fuhr fort: „Sie
können innerhalb Ihrer Verantwortung schalten und walten, wie Sie es für
richtig halten. Nur eines, ich muss Ihnen und allen Kollegen einen Maulkorb
anlegen. Zu den schreibenden und sendenden Medien kein Wort über die
Ereignisse. Verweisen Sie die Vertreter dieser Zunft an mich“.
Mit ihrem Zeige- und Mittelfinger der rechten
Hand fischte sie aus der linken Brusttasche ihres Jacketts eine Visitenkarte
und reichte sie McLeear. „Hier unter dieser Nummer kann mich der Pressemob
jeder Zeit erreichen. Ich erteile Ihnen und Ihren Mitarbeitern hiermit ein
Kontaktverbot zu diesen Leuten“. Sie senkte ihre Stimme und sprach schneidend
und gefährlich leise: „Wer seinen Job behalten will, dem kann ich nur raten,
meine Direktiven wörtlich zu beachten. Chief Inspector McLeear, habe ich mich
klar und deutlich ausgedrückt?“
„Klarer geht’s nicht“.
„Gut. Dann klären Sie mich auf. Was ist wann, wo
passiert?“
McLeear erzählte von der Explosion eines
Kanalschachtes in der Burns Drive und von den Warnungen der deutschen Polizei.
Noch während er berichtete, griff die Eurasierin
nach ihrem Handy und drückte eine Kurzwahltaste und lauschte dem Freizeichen,
worauf McLeear seine Berichterstattung einstellte.
„Erzählen sie weiter, was haben Sie
unternommen?“
„Gemeinsam mit dem Chef des Bombenräumkommandos
habe ich mir den Ereignisort angesehen. Die Kriminaltechnik ist vor Ort und
sichert die ...“
Die Handyverbindung war geschaltet. Mit einer
schneidenden Handbewegung wurde McLeear unterbrochen.
„Huwang hier. Bitte den Attorney, schnell
bitte“. Während sie auf die Verbindung wartete, überlegte McLeear, welchen
Bevollmächtigten Huwang zu sprechen wünschte.
„Sir, Huwang hier. Ich bin vor Ort und sitze im
Befehlswagen der Polizei. Ich habe mir alles schildern lassen. Es sieht so aus,
als sei ein Kanalschacht explodiert. Wahrscheinlich mit
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