Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
mindestens einem Toten.
Der Leiter vor Ort ist ein gewisser Chief Inspector McLeear. Er und seine Leute
wissen, dass sie nicht mit der Presse sprechen dürfen. Ich habe allen ein
Kontaktverbot auferlegt. Sie alle wissen, was auf dem Spiel steht. Sir, es wäre
hilfreich, wenn ...“ Huwang wurde unterbrochen. „Hm ... ja, Sir, ich
verstehe. Sir, darf ich Sie bitten, Internetrecherchen zu starten. Mir ist
wichtig zu erfahren, in welcher Stadt und welchem Land Abflusskanäle explodiert
sind und was ursächlich war?“ Huwang hielt mit der flachen Hand die
Sprechmuschel ihres Handy zu und schaute McLeear an.
„Chief Inspector, welche Nummer hat Ihr
Faxanschluss?“, fragte sie und deutete mit ihrem Kinn in Richtung des Gerätes.
McLeear nannte die Nummer, die sie telefonisch
an ihren Gesprächspartner weitergab. „Unter dieser Nummer, Sir, können Sie mich
anfaxen. Ich möchte ...“ Abermals wurde sie unterbrochen. „Aye, aye, ich habe
verstanden, Sir“. Sie drückte einen Handyknopf, das Gespräch war beendet.
„So, McLeear, nun zurück zum Eigentlichen“.
Weiter kam sie nicht. Ein kurzer, greller Blitz zuckte durch die Nacht. Die
folgende Druckwelle, heiß wie der Atem der Hölle, fauchte durch die offenen
Fenster und drosch auf den Befehlswagen ein. McLeear war gelähmt. Seine Augen
schauten, was sein Verstand längst wusste. Eine zweite Bombe war explodiert.
Der hellrote Feuerball, getragen von einem flammenden Geysir, hielt sich
sekundenlang über den Baumwipfeln am Nachthimmel, als wollte er das Tor zu
Dantes Inferno dämonisch markieren. Wie von einer mächtigen Faust getroffen,
neigte sich der Befehlswagen zur Seite, um dann sofort wieder zurück in seine
Ausgangsstellung zu pendeln. Diese hatte er noch nicht erreicht, als ein
ohrenbetäubender Explosionsknall alles im Wagen erzittern ließ.
McLeear ahnte, die Bombenurheber wollten die
Welt aufhorchen lassen, wollten ein fulminantes Zeichen setzen, das zu
verhindern sein Job war. Er hatte versagt. Entschlossen und wütend biss er die
Zähne zusammen und sah sich sogleich um Jahrzehnte in seine Militärzeit
zurückversetzt. Die Szenen in seinem Kopf, ehedem noch unscharf, wurden peu à
peu deutlicher. Dann zeigten die Bilder, die geflogen kamen und sich in seinen
Kopf bohrten, wie er als junger Marinekadett auf einem Minensuchboot
magnetische Übungsminen aus dem Atlantik fischte. Diese nachhaltige Erinnerung
setzte sich in McLeear fest. Plötzlich hatte er allen Grund, die gesamte
G7-Konferenz in großer Gefahr zu wähnen. Einer Eingebung folgend wusste
McLeear, der zweite Gullydeckel war mit einem magnetisch empfindlichen
Zündmechanismus zur Explosion gebracht worden.
Angstbleich saß die junge Eurasierin in ihrem
Sitz und stammelte etwas in einer Sprache, die McLeear nicht verstand.
Wahrscheinlich ihre Muttersprache, dachte er. Der Schreck war ihr mächtig in
die Glieder gefahren. Mit einem Satz hechtete McLeear zur Funkkonsole und riss
die Sprechmuschel an sich. „An alle eingesetzten Kräfte im und um den Flemming
Park, hier spricht Chief Inspector McLeear“, bellte er in das Mikrofon, „der
gesamte Fahrzeugverkehr ist im Einsatzraum einzustellen. Kein Fahrzeug darf mehr
bewegt werden. Auch der polizeiliche Fahrzeugverkehr hat zu unterbleiben. Ich
wiederhole, kein Fahrzeugverkehr im gesamten Einsatzgebiet. Wahrscheinlich
werden die Bomben in den Kanalschächten magnetisch gezündet. Es besteht die
Gefahr, dass die Magnetfelder der Autos die Bomben zur Explosion bringen“.
Erst knackte es auf der Funkkonsole, dann quäkte
Kenzos Stimme aus dem Lautsprecher: „Der Coroner ist mit seinem Leichenwagen
zum ersten Bombentrichter unterwegs, er hat kein Funkgerät an Bord. Wir werden
ihn nicht erreichen, um ihn zu warnen“.
„Kenzo, hören Sie, ein Handy wird er bei sich
führen. Die Nummer ist auf der Einsatzleitstelle hinterlegt. Er muss zu Fuß
gehen, um die Leichenteile einzusammeln. Bitte ...“
„Hier ist die Einsatzleitstelle der Metropolitan-Police“,
wurde McLeear von einem anderen Funkgerät unterbrochen, „wir haben alles
mitgehört und werden versuchen den Coroner zu warnen“.
Mittlerweile schien es, als habe sich auch die
Krisenmanagerin von ihrem Schrecken erholt. Sie kam zur Funkkonsole und bat
McLeear, alle Führungsoffiziere sprechen zu wollen.
„Wie soll das gehen? Gerade eben habe ich den
gesamten Fahrzeugverkehr im Einsatzraum untersagt“.
„McLeear, Sie sagten es eben selbst; gehen heißt
das
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