Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
welchen Straßen und
Kanalschächten die Sprengfallen installiert sind. Wenn Sie, Miss Huwang,
glauben, das alles unter dem Deckel der Verschwiegenheit halten zu können, sind
Sie von einer unglaublichen Naivität befallen, die Sie für diesen Job mehr als
disqualifiziert“.
In ihrem Gesicht sah McLeear eine gewisse
Nachdenklichkeit hochsteigen. Ihre Gesichtsmuskeln legten ein verlegenes
Lächeln auf ihr Antlitz.
„Und wenn der ausgekochte Jean in diesem
Zusammenhang von der Innen- und Außenpolitik schwafelt“, fuhr McLeear
beherrscht fort, „meint er seine verkorkste Parteipolitik. Das und nichts
anderes ist die Wahrheit, glauben Sie einem alten Parteihansel wie mir, der
weiß wovon er redet. Sie haben sich von ihm regelgerecht ins Feuer schicken
lassen. Ich weiß, Miss Huwang, es werden Köpfe rollen, wenn es ruchbar wird,
dass während der Konferenz Bomben explodiert sind, die unsere Gäste gefährdet
haben, dann ...“.
„McLeear, mein Kopf wird nicht dabei sein, ich
habe nur den Wünschen des Premiers entsprochen“.
„Ihr Kadavergehorsam beeindruckt mich überhaupt
nicht, Lady. Im Gegenteil, fast bedaure ich Sie. Miss Huwang, Sie scheinen von
einem etwas schlichteren Gemüt zu sein, wenn Sie die Investigativ-Journaille so
sträflich unterschätzen. Die Presse wird Ihnen den Arsch bis zur Halskrause
aufreißen. Verraten Sie mir doch einmal, wie wollen Sie ein mögliches
Bekennerschreiben verhindern, das morgen oder übermorgen in die Presse lanciert
wird und alles offen legt?“
„Attentäter, McLeear, verspüren nicht den Drang,
sich zu erklären“, erwiderte sie trotzig.
„Bullshit“, zischte McLeear zurück. „Attentäter
nicht, aber Terroristen schon. Sie wollen in der Regel dem Staat und deren
Vertreter an den Kragen und nicht den Exodus unschuldiger Menschen. Die Welt
blickt zur Zeit auf Halifax und die Spinner wollen dieser Welt eine Botschaft
übermitteln. Terroristen, das hat die Erfahrung mit der PLO, der ETA und der
IRA gelehrt, wollen durch solche Aktionen Aufmerksamkeit erzwingen. Alle ihre
Akteure, gleich welcher Couleur, ob sie Carlos, Baader, Meinhoff oder Abu Nidal
hießen, waren von ihren Taten stets berauscht und verkatert, wenn sie keine
Medienpräsenz erzielen konnten und die Öffentlichkeit keine Notiz von ihren
Taten nahm. Nein, seien Sie nicht naiv, der Terrorismus ist eine florierende
Branche und braucht die Öffentlichkeit, braucht das Publikumsinteresse, in der
sich diese Phantasten aalen können. Ansonsten bröckelt es an deren
Sympathisantenfront, die Anhänger würden wegbrechen, die wie hypnotisiert jedes
Attentat erfreut zur Kenntnis nehmen. Ich versichere Sie, dass in den nächsten
Tagen ein Bekennerschreiben in die Medien lanciert und der Bevölkerung die
Urheberschaft verkündet wird. Diese Brüder brauchen öffentliches Interesse.
Wenn nicht die weltpolitischen Cäsaren hier versammelt wären, ließen sich die
Explosionen in der Kanalisation vielleicht mit einer Methangasansammlung
kaschieren. Aber was hier geschehen ist oder noch geschieht, ist, dass
irgendwelche politischen Spinner der Welt ein Signal vermitteln wollen. Sie
werden sich ihre Intentionen nicht mit einer dubiosen Erklärung über eine
obskure Gasexplosion zunichte machen lassen“.
Huwang bekam knallrote Ohren. Es wäre mit einer
Feuerzange zu fühlen gewesen, dachte McLeear, all ihre Gedanken endeten in
einer Sackgasse. Sie war am Ende ihrer Rechtfertigungen und ahnte, dass sie mit
einer Desinformation der Gesellschaft den Medien ihre Achillesferse darbot.
„Und was Ihren Kopf angeht, Lady, wird er Ihnen
schneller vor die Füße rollen, als Sie es sich vorstellen können. Zuerst wird
der Kopf des Innenministers rollen und dann, wenn bekannt wird, dass die Presse
und somit auch die Bevölkerung bewusst belogen worden ist, geht das große
Schlachten erst richtig los. Am Ende stürzt auch der Premier. Bei diesenm
großen Hauen und Stechen werden Sie sich nicht halten können. Sie werden dann
als Bauernopfer schon längst zerrieben und Geschichte sein. Es spielt für Sie
dann keine Rolle mehr, ob und wann ihr Kopf in den Staub kullert, weil Sie so
und anders diesen Job nicht mehr ausüben werden. Ein gefährliches Spiel, auf das
Sie sich da eingelassen haben, Lady“.
„Was, McLeear, soll ich denn tun?“
„Ich weiß nicht Lady, was ich tun würde, stände
ich in Ihren Schuhen. Auf alle Fälle würde ich nicht mit der Presse um die
Wahrheit pokern und die Medien nicht verarschen. Das
Weitere Kostenlose Bücher