Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
Vom Netzwerk:
die
Pressekonferenz leiten. Einen größeren Gefallen hätte Gerbers Schwester ihm
nicht erweisen können. Sie hatte sich auch über den Führungsstab rechtzeitig
die Kantine als Versammlungsraum requirieren lassen. Wie Hanson später erfahren
sollte, war ihr die Kantine im Präsidium nur für anderthalb Stunden zugesichert
worden. Dann mussten die Tische wieder eingedeckt werden. Sehr geschickt, sich
die große Kantine für die Pressekonferenz auszusuchen, dachte Hanson. Somit war
ihr Ende mit Beginn der Mittagspause bereits festgelegt. Auch würden sich die wenigen
Medienvertreter in diesem Riesenschuppen verloren vorkommen. Allianzen ließen
sich unter den weit verstreuten Pressevertretern schlecht bilden, so dass kaum
Gefahr bestand, sich gegenüber einer geschlossenen Phalanx rechtfertigen zu
müssen. Die Frau ist sehr clever, dachte Hanson.
    Dann meldete sich wieder die Hopfenstraße in
seinem Kopf, der Hauseingang und das Sonnenstudio erschienen vor seinem
geistigen Auge. In das Knäuel von Mord, Bestechung, Korruption gesellten sich
jetzt noch zwei tote Schutzleute. Was war mit den beiden geschehen? Tot waren
sie in der Wohnung gefunden worden. Ihr Streifenwagen stand unverschlossen vor
dem Sonnenstudio. Es war zum Kotzen, immer wieder sprangen seine Gedanken
zwischen Pressekonferenz und diesem Sonnentempel hin und her. Warum? Warum nur
ging ihm dieses verdammte Sonnenstudio nicht aus dem Sinn? Es hatte keinen
Zweck, sich den Kopf noch länger zu zermartern. Aufstehen, ein Duschbad nehmen
und mit einem starken Kaffee frühstücken, um einen klaren Kopf zu bekommen, war
in der gegebenen Situation am besten. Plötzlich erinnerte er sich.
Erinnerungen, noch unscharf stellten sich ein, die langsam Konturen annahmen.
Dann rasteten seine Gedanken ein. Ein kleiner Hoffnungsfunke blitzte auf.
Bahnte sich da ein Déjà-vu-Erlebnis an? Er hoffte es. Langsam kristallisierte
sich ein immer deutlicheres Bild einer großen Chance vor seinen Augen. Wenn, ja
wenn Kommissar Zufall ein Einsehen zeigte, würde er einen großen Schritt
vorankommen. Je mehr er sich erinnerte, desto größer war die Zuversicht, die in
ihm aufkeimte. Seine Gedanken gerieten ins Galopppieren, überschlugen sich
immer schneller. Die Pressekonferenz, deretwegen er schon seit Stunden wach im
Bett lag, war mit einem Mal völlig unwichtig, sie rangierte nunmehr unter „ferner
liefen“.
    Es ist eine Sache, den Zufall zu nutzen und eine
völlig andere, den Zufall zu lenken. Jetzt galt es, Kommissar Zufall auf die
Sprünge zu helfen, schnellstens. Ohne Frühstück eilte er zu seinem geparkten
Wagen, kratzte die schwach vereiste Frontscheibe frei, schwang sich hinein und
versuchte, den Motor zu starten. Erfolglos. Auch beim zweiten Versuch hatte er
kein Glück. Beim dritten Mal signalisierte ihm das müde Nudeln des Anlassers,
dass die schwache Batterie keinen vierten Versuch gestatten würde. Hanson
schlug seinen Mantelkragen hoch, vergrub seine Hände in die Trenchcoattaschen
und machte sich zu Fuß auf den Weg ins Präsidium. Der Fußmarsch ins Büro
dauerte doch länger. Die Zeit rann dahin. Bis zur Pressekonferenz waren es noch
sieben Minuten, wie ihm der Blick auf seine Armbanduhr unmissverständlich
verriet. Pelka musste aber noch ins Bild gesetzt werden. Die Recherchen im
Sonnenstudio waren zu wichtig, sie mussten unverzüglich eingeleitet werden.
Pelka würde alles sorgfältig eruieren und die notwendigen Maßnahmen ergreifen.
Hoffentlich hatte er Glück.

Kapitel 24
     
    Kiel, Polizeipräsidium, Montag, 17.04.1995,
09.09 Uhr
     
    An der Stirnseite der Kantine war das Podium,
auf dem eine Reihe von vier kleinen, quadratischen Esstischen und eben so
vielen Stühle aufgestellt waren. Der Präsident, Gerber und Voß saßen mit
versteinerter Mine hinter den Tischen, während eine streng dreinblickende Frau
mit Brille hinter einem Katheder den Journalisten noch Erklärungen gab. Nie
konnte Hanson den aus England stammenden Spottnamen bluestocking für
emanzipierte Frauen bildlich umsetzen. Jetzt stand er einem leibhaftigen
Blaustrumpf gegenüber: Kalte, wachsame Augen dominierten das intelligente
Gesicht. Schlanke Gestalt, vielleicht magersüchtig, gelbe Zähne, wahrscheinlich
Kettenraucherin, die Stimme heiser geraucht, elegant und modisch gekleidet,
lange Hose, graue Kostümjacke, weiße Bluse, hochgeschlossen versteht sich,
graue, glatte, streng nach hinten gekämmte Haare mit Nackenknoten, Nickelbrille
auf der Nasenspitze, über deren Rand ihn zwei

Weitere Kostenlose Bücher