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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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schneemorde.
    kp kiel, schleswig-holstein, i. a. meyer,M., KK
    ***

Kapitel 23
     
    Kiel, Montag, 17.04.1995, 03.50 Uhr
     
    Mit geöffneten Augen lag Hanson in seinem Bett.
Die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos zeichneten helle Muster auf die
Zimmerdecke über ihm. Er konnte nicht schlafen. Menschen, die nach Belieben
ihre Gedanken abschalten konnten, beneidete er. Er konnte es nicht. Seit
Stunden wirbelten tausend Hirngespinste in seinem Kopf, wild durcheinander,
kaum dass sie sich ordnen ließen. Auch war er nicht in der Lage, seine Gedanken
zu steuern, ihnen eine Richtung vorzugeben. Hopfenstraße, Sonnenstudio,
Pressekonferenz und vier tote Kollegen und ein für alles verantwortliches
Subjekt im Hintergrund, das alle Fäden zu ziehen schien, kreisten in seinem
Kopf. Es gab bei den Morden keine gemeinsamen Faktoren. Ein Täter, der seine
Signatur änderte, vom Einfachen zum Komplizierten, das lehrte die Erfahrung,
war immer schwer zu ermitteln. Es war eine Kasteiung, die Hanson in seinem Kopf
nicht abstellen konnte. Ihm wurde angst, dass sich langsam in diesem Fall die
Leichen zu türmen begannen. Seit Hellens Tod tat ihm jede tote Seele weh.
Wusste er doch nun aus eigener Erfahrung um den großen Schmerz der Angehörigen.
Immer weinte dann irgendwo eine Mutter.
    06.10 Uhr. Das erste Licht des beginnenden Tages
schimmerte schon bleigrau durch den Rollladen. Es wurde langsam heller und heller.
Und je heller es wurde, desto klarer erkannte er, dass er keine Antworten auf
die vielen Fragen wusste. War nicht jetzt die Zeit für eine Operative
Fallanalyse gekommen? Ja! Aber im Moment war die verdammte Pressekonferenz
wichtiger. Für sie mussten noch einige Stichworte zu Papier gebracht werden.
Beim Frühstück war noch Zeit genug dafür.
    Aus Kenntnis der vielen Pressekonferenzen wusste
Hanson, dass sich da immer ein besonderes Klima entwickelte.  Es schien immer
so, als würden sich die Phantasien der Journalisten gegenseitig befruchten,
dann war das herrschende Kampfprinzip, jeder gegen jeden,  vergessen und ihre
Spinnefeindschaft begraben. Nirgends wucherten Gerüchte mehr als im 
Treibhausklima einer solchen Konferenz.  Mit der Anzahl der Pressevertreter
wuchs dann auch immer proportional die Anzahl der Gerüchte. Fakten und
Fiktionen vermengten sich zu einem Konglomerat, das dann anderntags der
Öffentlichkeit schwarz auf weiß als so genannte Wahrheit verkauft wurde.  Es
ist schon fast ein Naturgesetz, dass eine völlig überzogene Berichterstattung
in der Presse den wildesten Behauptungen eine gewisse Glaubwürdigkeit verleiht.
Journalisten waren sich meistens spinnefeind, jeder kämpfte gegen jeden, waren
aber dann ein Herz und eine Seele, wenn es um Schlagzeilen ging
    Das musste verhindert werden. Hanson hielt
Journalisten ohnehin nicht für die Creme de la Creme der Gesellschaft, die zwar
gut schreiben aber weniger kriminalanalytisch denken konnten. Er wollte gut
vorbereitet in die Konferenz gehen, die vom Kieler Innenministerium für heute
zehn Uhr anberaumt worden war. Dort gerieten die Verantwortlichen auch wegen
der vier toten Polizeibeamten langsam in Erklärungsnöte. Keiner konnte die
gestellten Fragen der Medien auch nur ansatzweise ausreichend beantworten. Die
Pressereferentin, Gerbers Schwester, eine gewisse Frau Sellmann, hatte sich
noch gestern kurz vor zwanzig Uhr telefonisch von Hanson detailliert in die
Sachstände und Ermittlungsergebnisse einweisen lassen und erkundigte sich auch,
was aus ermittlungstechnischen Gründen noch nicht pressefrei war. Sie
hinterließ bei Hanson einen kompetenten Eindruck. Wahrscheinlich war sie den
Umgang mit den Medien gewohnt.
    „Ich werde die Konferenz moderieren und möchte
den Präsidenten, den Leiter der Technik, also meinen Bruder, und Sie, Herr
Hanson, als Leiter der Ermittlungen dabei haben. Den verantwortlichen
Staatsanwalt werde ich persönlich ersuchen zu erscheinen“. Ihr Ton und ihre
Formulierungen ließen keinen Zweifel aufkommen, dass sie das Heft des Handelns
auf dieser Konferenz in den Händen halten wollte. Damit hatte Hanson überhaupt
kein Problem. Pressekonferenzen waren nicht sein Ding. Nein, die Blähungen, die
nach solchen Konferenzen hinten raus kamen, hatten nichts mit der Wahrheit zu
tun. Unwohlsein breitete sich stets in ihm aus, sich von sensationslüsternen
Reportern hinterfragen zu lassen, deren einziges kriminalistisches Gespür von
irgendwelchen TV-Krimiserien herrührte. Nein, dieser Blaustrumpf soll ruhig

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