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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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blockförmige
    Felder in lebhaften Farben, aus denen schließlich ein Mosaik aus Gesichtern entstand, mehrere Dutzend an der Zahl.
    Sie waren kunstvoll arrangiert, die größten dicht beieinander in der Mitte. Alle Bilder zeigten dieselbe Frau, aber in verschiedenen Phasen ihres Lebens, so dass sie fast wie Porträts von verschiedenen Menschen wirkten. Manchmal
    schaute die Frau in die Kamera; manchmal blickte sie zur Seite oder war unbemerkt aufgenommen worden. Sie hatte

    hohe Wangenknochen, einen leichten Überbiss und unge-
    wöhnliche Augen, die wie Bronze glänzten und mit golde-
    nen Fünkchen gesprenkelt waren. Das schwarze Haar war
    meistens stark gelockt. Auf vielen Bildern lächelte sie, selbst da, wo sie nicht gewusst hatte, dass sie fotografiert wurde.
    Sie hatte viel gelächelt.
    Dreyfus starrte die Bilder an wie ein Puzzle, das er nicht lösen konnte.
    Ein Bild fehlte. Im Geiste sah er dieselbe Frau mit Blumen in der Hand auf frisch umgegrabenem Boden knien und zu
    ihm aufschauen. Das Bild war sehr klar, aber wenn er versuchte, sich auf einen bestimmten Bereich zu konzentrieren, zerfloss es ihm vor den Augen. Er wusste, dass die Erinnerung irgendwoher kommen musste, aber er konnte sie
    keiner der Aufnahmen an der Wand zuordnen.
    Obwohl er es seit fast elf Jahren versuchte.
    Endlich war der Tee weit genug abgekühlt. Er trank ihn in langsamen Schlucken und betrachtete dabei das Gesichter-mosaik. Plötzlich fand er die Komposition in der rechten oberen Ecke schmerzhaft unausgewogen, obwohl er seit
    Monaten damit zufrieden gewesen war. Mit einer Handbe-
    wegung veränderte er die Anordnung der Bilder. Die Wand gehorchte seinen Gesten prompt. Jetzt gefiel ihm die Collage besser, aber er wusste, dass sich das mit der Zeit wieder ändern würde. Solange er das fehlende Bild nicht gefunden hatte, konnte das Mosaik nicht zu vollkommener
    Harmonie gelangen.
    Er rief sich das Geschehen von damals ins Gedächtnis
    und zuckte sogleich wieder davor zurück.
    Sechs Stunden fehlten.
    »Alles war soweit in Ordnung«, sagte er zu der Frau an
    der Wand. »Du warst in Sicherheit. Er kam nicht vor uns an dich heran.«
    Er suchte sich davon zu überzeugen, als gäbe es im ge-
    samten Universum nichts Wichtigeres.

    Dreyfus ließ die Bilder verschwinden. Das Reispapier war wieder so leer wie zuvor, als er den Raum betreten hatte. Er trank den letzten Schluck aus seiner Tasse und schmeckte kaum, was ihm durch die Kehle rann. Dann forderte er auf demselben Wandabschnitt eine Aufstellung der Aktivitäten des vergangenen Tages an, in der Hoffnung, die Spurensicherung hätte etwas über die Skulptur in Erfahrung ge-
    bracht, die Sparver und er in Ruskin-Sartorius gefunden hatten. Doch als die Übersicht auf der Wand erschien,
    konnte er weder die Bilder erkennen noch die Worte entziffern. In den Bildern sah er nur einzelne Formen, in den Worten nur einzelne Buchstaben, es war, als befände sich ein Verschlüsselungsfilter zwischen der Wand und seinem Gehirn.
    Zu spät fiel Dreyfus ein, dass er die fällige Pangolin-Injektion vergessen hatte. Die Wirkung der letzten Privilegie-rungsimpfung ließ nach, und die Sicherheits-Dyslexie baute sich auf.
    Er stand auf, trat an den Wandabschnitt, wo der Impfstoff ausgegeben wurde, und berührte die perlgraue Fläche. Sofort erschien in einer Nische eine hellgraue Ampulle mit Panoplias Eisenhand und dem gleichen Strichcode wie auf
    seiner Uniform. An der Seite des Röhrchens war zu lesen: Pangolin-Privilegierung. Nur von Tom Dreyfus, Präfekt im Außendienst, an sich selbst zu verabreichen. Gebrauch durch Unbefugte kann zum unwiderruflichen Tod führen.
    Dreyfus rollte den Ärmel hoch und presste die Ampulle
    gegen seinen Unterarm. Er spürte ein kaltes Kribbeln, als der Impfstoff in seinen Körper gejagt wurde, aber keinerlei Schmerzen.
    Danach zog er sich in sein Schlafzimmer zurück und
    schlief unruhig, aber traumlos. Als er drei oder vier Stunden später erwachte, war der Bericht an der Wand kristallklar.
    Er studierte ihn eine Weile, dann fand er, er hätte die Ultras nun lange genug schmoren lassen.

    Von der Konsole des Kutters ertönte ein Klingelzeichen.
    Dreyfus schob den Trinkkolben in die Wand zurück und
    studierte die Anzeige. Aus dem Parkenden Schwarm hatte
    sich ein Element gelöst und kam auf ihn zu, aber für ein Lichtschiff war es zu klein. Zur Sicherheit erhöhte er die Verteidigungsbereitschaft des Kutters um eine Stufe. Geschütze wurden ausgefahren und scharf

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