Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
eintreten.«
    »Wir werden Mittel und Wege finden.«
    »Daran zweifle ich nicht. Aber dann sehe ich schwarz
    für Ihre Gewinnspannen. Und ich könnte mir denken, dass jemand in Ihrer Position ziemlich viel Ärger bekommen
    könnte.«
    »Sie sollten uns nicht drohen, Präfekt«, sagte der Hafenmeister.
    »Wieso denn nicht?«
    »Weil Sie auf uns sehr viel mehr angewiesen sind als wir auf Sie.«
    Sparver klopfte an, bevor er Thalias Büro betrat, obwohl die Zugangswand auf durchsichtig gestellt war. Als Unterpräfekt der Stufe III - der höchste Rang vor der festen Übernahme in den Außendienst - stand Sparver volle zwei
    Rangstufen über Thalia. Es wäre sein gutes Recht gewesen, unangemeldet einzutreten, und Dreyfus hätte das wahrscheinlich auch getan. Doch seit Thalia zum Team gestoßen war, war Sparver streng darauf bedacht, sie im Dienst wie eine Gleichgestellte zu behandeln. Jason Ngs Tochter hatte genug zu schlucken, auch ohne dass andere, besonders andere Unterpräfekten, so kleinlich waren, auf Rangunter-
    schieden herumzureiten.
    »Der Bossmann hält Sie wohl auf Trab?«, fragte er, als
    Thalia sich umsah.
    »Nicht zu ändern.« Sie nahm einen Schluck Kaffee aus
    einer Thermosflasche und rieb sich dann die Augen. »Der Fall Perigal hatte schon hohe Priorität, bevor Ruskin-Sartorius dazukam. Ich bin nur froh, dass Dreyfus mir zutraut, beide Aufgaben zu bewältigen.«
    Sparver stellte sich neben sie an die Konsole und über-
    flog die Informationen, die auf verschiedenen Ausschnitten vorbeiscrollten. Auch wenn Thalia ihre Lesegeschwindig-keit herunterspielte, ihr Klausner-Index war immer noch sehr viel höher als der seine.
    »Der Boss hat Vertrauen zu Ihnen. Machen Sie sich des-
    halb keine Sorgen.«
    »Aber er hat auch seine Zweifel.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Thalia hielt die scrollenden Displays an. »Es wäre sinnvoll gewesen, mich zur Ruskin-Sartorius-Blase mitzuneh-
    men. Ich kenne mich mit Prozessorarchitekturen besser aus als alle anderen.«
    »Aber Sie waren bereits beschäftigt.«
    »Das ist jetzt noch mehr der Fall. Nicht wirklich ein Argument, mich hierzulassen.«
    »Dreyfus wusste, dass ich mit dem Prozessor klarkom-
    men würde«, sagte Sparver. »Wenn wir auf Schwierigkeiten gestoßen wären, hätten Sie einen Kutter nehmen können
    und wären binnen einer Stunde bei uns an der Blase ge-
    wesen.«
    »Mag sein.«
    »Thalia, nun hören Sie mal gut zu. Der Boss hält große
    Stücke auf Sie. Mag sein, dass er sich das nicht anmerken lässt, aber das ist eben so seine Art. Wenn es nicht so wäre, hätte er Sie gar nicht erst in sein Team geholt. Das weiß ich genau.«
    »Ich fürchte nur, ich könnte seine Erwartungen nicht er-füllen.«
    »Hat er etwas dergleichen gesagt?«
    Thalia überlegte. »Nicht ausdrücklich, nein.«
    »Na also.«
    »Ich verstehe trotzdem nicht, warum er mich nicht zur
    Blase mitgenommen hat.«
    »Die Aktion hätte gefährlich werden können.«
    »Gefährlicher als ein Ausschluss?«
    »Möglicherweise. Wenn jemand unbedingt darauf aus war,
    diese Blase zu zerstören, hätte er leicht zurückkommen und einen zweiten Versuch unternehmen können, sobald er sah, dass es dort von Präfekten nur so wimmelte.«
    »Hat er aber nicht.«
    »Das ändert nichts an der Argumentation. Dreyfus hat
    Sie - abgesehen davon, dass er Sie nicht überlasten wollte -
    deshalb nicht mitgenommen, um nicht einen seiner besten Unterpräfekten einem hohen Risiko auszusetzen. Ein Ausschluss ist ein anderer Fall - da müssten Sie bei der Truppe sein. Aber diesmal? Ich finde, der Boss hat richtig entschieden. Und es hat nichts damit zu tun, dass Sie den Anforderungen nicht gewachsen wären.«
    Thalia sah ihn verlegen an. »Sie finden das alles wohl
    ziemlich albern.«
    »Ganz und gar nicht. Als ich bei ihm anfing, habe ich
    mich monatelang gefragt, was zum Teufel ich wohl falsch machte. Niemals kam ihm ein lobendes Wort über die Lippen. Dann allmählich dämmerte es mir: Wenn Dreyfus dich im Team behält, dann ist das Lob genug.«
    »Aber jetzt... ist es anders, oder nicht?«
    »Nicht unbedingt. Er wirft mir alle heiligen Zeiten einmal einen Krümel hin, um mich aufzumuntern, aber davon abgesehen behandelt er mich genauso wie Sie.«
    »Mir kommt das ganz anders vor.«
    »Das liegt daran, dass Sie noch nicht lange bei uns sind.
    Wenn ich erst fest übernommen werde, komme ich in eine
    andere Abteilung, und Sie treten an meine Stelle. Dann holt sich Dreyfus wieder einen Neuen ins Team, und der fühlt

Weitere Kostenlose Bücher