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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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gemacht, blieben
    aber noch unter dem Rumpf verborgen. Dreyfus kam zu
    dem Schluss, das anfliegende Objekt sei für eine schlag-kräftige Rakete zu langsam. Augenblicke später wurde es von den Kameras des Kutters erfasst und, perspektivisch verkürzt, als kleines Shuttle für den Verkehr von Raumschiff zu Raumschiff erkennbar. Es hatte die Form eines augenlosen Pferdekopfs. Auf der schwarz gepanzerten Hülle war mit scharlachroten Leuchtdrähten eine Libelle abgebildet.
    Er wurde aufgefordert, eine Audioverbindung zu öffnen.
    »Willkommen, Präfekt«, sagte eine akzentfreie Männer-
    stimme in modernem Russisch. »Wie kann ich Ihnen be-
    hilflich sein?«
    Dreyfus schaltete mit einiger Mühe auf die andere Spra-
    che um. »Sie können mir behilflich sein, indem Sie da bleiben, wo Sie sind. Ich bin nicht in den Schwarm eingeflogen.«
    »Aber Sie sind dem äußeren Rand sehr nahe gekommen.
    Das lässt vermuten, dass Sie ein Eindringen beabsichtigen.«

    »Mit wem spreche ich?«
    »Die gleiche Frage könnte ich Ihnen stellen, Präfekt.«
    »Ich vertrete in diesem Raumabschnitt das Gesetz. Mehr
    brauchen Sie nicht zu wissen. Ich gehe davon aus, dass Sie berechtigt sind, im Namen des Schwarms zu sprechen?«
    Nach einer Pause - die nichts mit Zeitverzögerung zu tun hatte - antwortete die Stimme: »Sie können mich Hafenmeister Seraphim nennen. Ich vertrete alle Schiffe, die im Schwarm versammelt oder an der zentralen Wartungsan-lage angedockt sind.«
    »Heißt das, Sie sind ein Ultra?«
    »Nach Ihrem engen Verständnis des Begriffs nein. Ich bin keinem einzelnen Schiff und keiner einzelnen Besatzung
    verpflichtet. Aber solange sie hier sind, sind alle Besatzungen mir unterstellt.«
    Dreyfus zermarterte sich das Gehirn, aber er konnte sich nicht erinnern, schon einmal mit jemandem zu tun gehabt zu haben, der Seraphim hieß, ob er nun Ultra war oder nicht.
    »Das macht das Leben sehr viel einfacher.«
    »Wie bitte, Präfekt?«
    »Es könnte sein, dass ich mit einer von Ihren Besatzun-
    gen in Kontakt treten muss.«
    »Das wäre sehr ungewöhnlich.«
    »Einen Emissionsstrahl gegen ein Habitat mit neunhun-
    dertsechzig Leuten zu richten ist noch sehr viel ungewöhnlicher, Hafenmeister.«
    Wieder blieb es lange still. Dreyfus spürte, wie ihm die Hände feucht wurden. Er hatte Ruskin-Sartorius viel zu früh erwähnt und damit gegen Jane Aumoniers ausdrückliche
    Anweisungen verstoßen. Aber Aumonier hatte nicht erwar-
    tet, dass er auf jemanden treffen würde, der bereit war, den gesamten Schwärm zu vertreten.
    »Warum sind Ihre Geschütze feuerbereit, Präfekt? Ich kann sie trotz der Tarnverkleidung unter Ihrem Rumpf sehen. Sie sind doch nicht etwa nervös?«

    »Nur vorsichtig. Ich kann Ihre Geschütze nicht sehen, aber es würde mich nicht wundern, wenn auch sie feuerbereit wären.«
    »Touché«, kicherte Hafenmeister Seraphim. »Aber ich bin nicht nervös. Ich habe nur die Pflicht, meinen Schwarm zu schützen.«
    »Eines Ihrer Schiffe könnte sehr viel mehr Schaden an-
    richten als eines von den unseren. Ich denke, das wurde überzeugend demonstriert.«
    »Sie sprachen bereits davon. Ein schwerer Vorwurf.«
    »Ich würde ihn nicht erheben, wenn ich nicht handfeste
    Beweise hätte.«
    »Zum Beispiel?«
    »Schiffsbewegungen. Proben aus dem Habitat, die verra-
    ten, dass es durch eines ihrer Triebwerke abgefackelt wurde.
    Ich kann Ihnen sogar den Namen eines Schiffes nennen,
    wenn Sie...«
    »Ich glaube, wir müssen uns persönlich unterhalten«,
    sagte Hafenmeister Seraphim mit einer Dringlichkeit, die Dreyfus überraschte. »Fahren Sie bitte Ihre Geschütze herunter. Ich werde Ihr Schiff ansteuern und an der bauchsei-tigen Luftschleuse hart andocken.«
    »Ich habe Ihnen keine Genehmigung dazu gegeben.«
    »Aber das werden Sie gleich tun«, entgegnete Hafenmeis-
    ter Seraphim.
    Als sich die Schleuse drehte - die unterschiedlichen Protokolle zur Steuerung von Druck und Atmosphäremischung
    in den beiden Schiffen mussten erst in Einklang gebracht werden -, machte sich Dreyfus innerlich von allen Vorurtei-len frei. Es war nicht sinnvoll, sich in irgendeiner Weise auf die äußere Erscheinung eines Ultras einstellen zu wollen. Sie konnten so menschlich aussehen wie jeder Panoplia-Agent und dennoch von unsichtbaren, aber hochgefährlichen Maschinen nur so strotzen.
    Dreyfus war jedoch schon fremdartigeren Gestalten be-
    gegnet. Rumpf und Gliedmaßen von Hafenmeister Seraphim

    steckten in einem motorisierten Exoskelett mit

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