Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
leuchtend grüner Panzerung. Der Kopf wirkte eingeschrumpft, Mund
    und Nase waren hinter einem vergitterten silbernen Atemgerät verborgen, das dem Gesicht offenbar aufgepflanzt
    war. Auf der linken Schädelseite befand sich eine ver-
    chromte Eingangsbuchse - Ultras schätzten es, über eine Direktschnittstelle mit ihren Maschinen zu kommunizieren -, doch davon abgesehen deutete nichts auf eine um-
    fangreiche Cyborgisierung hin. Das lange schwarze Haar
    war nach hinten genommen und zu einem einzelnen Zopf
    geflochten. Die zierlichen weißen Hände erinnerten Dreyfus an den Abdruck von Vogelschwingen in uraltem Fels-
    gestein.
    »Vielen Dank, dass Sie mir gestatten, an Bord zu kom-
    men«, sagte Seraphim. Die Stimme kam von einer Stelle unterhalb seines Kehlkopfs.
    Dreyfus stellte sich vor, dann geleitete er den Ultra in den Wohnbereich des Kutters. »Kann ich Ihnen irgendetwas anbieten?«
    »Können Sie eine Blutwäsche durchführen?«
    »Leider nein.«
    »Schade. Mein Schiff schafft es nicht mehr, meine Ermü-
    dungsgifte auszuscheiden. Vermutlich müssten die Filter
    «umgewechselt werden, aber ich finde nie die Zeit für einen Abstecher in die Wartungszentrale.«
    »Vielleicht ein Kaffee stattdessen?«
    »Lieber nicht, Präfekt. Nun denn: Wir sind aus einem
    recht unerfreulichen Anlass zusammengekommen.«
    »Neunhundertsechzig Opfer sind weit mehr als nur un-
    erfreulich. Diese Leute wurden von unserem Radar nie erfasst. Das heißt, es handelte sich um anständige Menschen, die ein normales Leben führen wollten und niemandem
    etwas zuleide taten. Kein Einziger kam lebend heraus.«
    »Ich bedauere die Todesfälle. Aufrichtig. Auch wir haben eine Seele, Präfekt Dreyfus. Wir haben ein Gewissen. Aber ich versichere Ihnen, es kann nicht so gewesen sein, wie es den Anschein hat.«
    »Ich habe genügend Beweise dafür, dass die Von Schatten Begleitet am Tatort war, um die Beteiligung eines anderen Schiffs ausschließen zu können.«
    Seraphim berührte mit einer Hand seitlich seine Atem-
    maske, als wollte er den Luftstrom um eine Winzigkeit re-gulieren. »Haben Sie die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass jemand anderer das Verbrechen begangen hat und es
    nur so aussehen lassen wollte wie das Werk einer unschuldigen Besatzung, die zufällig in der Nähe war?«
    »Mein Vorgesetzter und ich wären nur allzu froh, uns
    nicht mit den Ultras anlegen zu müssen. Aber das Einzige, was unseres Wissens fähig gewesen wäre, die Ruskin-Sartorius-Blase einfach aufzuschneiden, das ist ein Synthetiker-Triebwerk.«
    »Sie haben alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen:
    zum Beispiel eine Waffe?«
    »Es kommt nichts anderes in Frage.«
    »Vielleicht nichts, was uns derzeit bekannt wäre. Aber
    niemand wird bestreiten, dass in der Vergangenheit Dinge geschaffen wurden - schreckliche Vernichtungswaffen -,
    die bis in die Gegenwart überdauert haben könnten. Wir
    haben alle die Gerüchte über die Weltraumgeschütze der
    Höllenklasse gehört...«
    »Ich bin Präfekt, Seraphim«, sagte Dreyfus geduldig. »Ich beschäftige mich mit Tatsachen, nicht mit Spekulationen.
    Und ich brauche nicht nach sagenumwobenen Waffen aus
    grauer Vorzeit zu suchen. Ich kann beweisen, dass ein
    Triebwerk beteiligt war. Und das genügt mir.«
    »Dennoch muss ein Fehler vorliegen. Keine Besatzung
    würde eine solche Gräueltat begehen.«
    »Auch nicht wegen eines geplatzten Geschäfts?«
    »Kinder mögen aus Gehässigkeit handeln, Präfekt Drey-
    fus. Aber wir sind keine Kinder.«

    »Schön. Und wenn es ein Unfall gewesen wäre?«
    »Synthetiker-Triebwerke schalten sich nicht selbsttätig ein.«
    »Zugegeben. Also muss jemand die Hand an den Bedie-
    nungselementen gehabt haben. Zumindest das hätten wir
    geklärt.«
    »Wir haben gar nichts geklärt. Was erwarten Sie eigent-
    lich von mir?«
    »Ich möchte, dass Sie die Von Schatten Begleitet daran hindern, den Schwarm zu verlassen. Das wäre der erste
    Schritt. Der zweite Schritt bestünde darin, ihren Besatzungsmitgliedern zu verbieten, das Schiff zu wechseln. Schritt drei lautet, Sie sorgen dafür, dass der Kapitän vor Gericht gestellt wird.«
    »Sie verlangen eine ganze Menge, Präfekt.«
    »Das ist meine Pflicht.«
    »Und wenn ich nicht tue, was Sie sagen?«
    »Dann müssen wir uns die derzeit bestehenden Handels-
    regelungen noch einmal genauer ansehen. Zehntausend
    Habitate im Glitzerband sind geschäftsbereit. Aber ohne unseren Segen werden Sie mit keinem einzigen in Gesprä-
    che

Weitere Kostenlose Bücher