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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wörtlich zu nehmen. Im Moment befinden wir uns noch mitten in einem Notstand. Wenn alles gut geht, reduziert sich das in ein paar Tagen auf eine Krise. Nächstes Jahr werden wir im Rückblick von einem Zwischenfall sprechen. In zehn Jahren wird sich außerhalb Panoplias
    niemand mehr daran erinnern, und unsere Neulinge wer-
    den sich tödlich langweilen, wenn sie sich die Geschichte im Unterricht anhören müssen.«
    »Aber nicht, wenn es nach mir geht«, beteuerte Drey-
    fus. »Was ist mit Auroras Vorhersage? Mit der großen Seuche?«
    »Wir werden Augen und Ohren offen halten«, versprach
    Clearmountain.

    Baudry sah Dreyfus neugierig an. »Haben Sie irgendwel-
    che Pläne, Oberpräfekt?«
    »Wir haben nicht gesiegt«, erklärte er. »Wir haben den
    Tag der Abrechnung nur auf später verschoben. Wenn nicht Aurora, dann der Uhrmacher.«
    »Es gibt so etwas wie das kleinere von zwei Übeln«, be-
    merkte Clearmountain.
    »Ich werde Sie daran erinnern, wenn er wieder aus sei-
    nem Loch gekrochen kommt.«
    »Wo mögen die beiden jetzt wohl sein?«, fragte Baudry.
    »Weit verstreut«, sagte Dreyfus. »Über das ganze Netz.
    Zwei Alpha-Intelligenzen so fein verteilt, dass man sie gerade noch als bewusste Entitäten bezeichnen kann.«
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?«
    »Nur so können sie überleben. Sobald sich Aurora in
    einem Habitat konzentriert, wird der Uhrmacher einen Weg finden, um sie anzugreifen und mit einem einzigen Schlag zu vernichten. Für den Uhrmacher gilt das Gleiche. Aber solange sie beide im ganzen Glitzerband verteilt sind, sind sie nahezu unverwundbar.«
    »Warum hat Aurora diese Strategie nicht schon früher angewendet?«
    »Weil sie ihren Preis hat. Die Schnelligkeit ihrer Denkprozesse ist abhängig von der Entfernung zwischen den Verar-beitungsknoten. Nun hat der Uhrmacher sie gezwungen,
    sich zu zerstreuen, denn nur so kann sie überleben. Der Nachteil ist, dass sie nicht mehr schnell genug denken kann, um uns zu besiegen.«
    »Aber auch wir können sie nicht zerstören«, sagte Clearmountain.
    »Nein. Sie wäre jetzt kaum noch zu finden. Wenn wir
    lange genug den Verkehr im Netz abhörten, könnten wir
    vielleicht die winzige Verzögerung entdecken, die durch Auroras Anwesenheit verursacht wird. Aber das würde uns immer noch nicht weiterhelfen. Wir müssten Tausende von Knoten, Tausende von Habitaten eliminieren, bevor wir ihr wirklich etwas anhaben könnten.«
    »Und bis dahin hätten wir uns selbst noch mehr gescha-
    det«, nickte Baudry, als wüsste sie, worauf Dreyfus hinaus-wollte. »Wenn ich Sie recht verstehe, heißt das, wir können nichts tun. Wir müssen einfach zusehen, wie die beiden
    Ungeheuer die Infrastruktur unserer Netze benützen, um
    im Zeitlupentempo ihren Kampf um die Vorherrschaft aus-
    zutragen.«
    »Richtig«, nickte Dreyfus. »Aber ich würde mir darüber
    nicht allzu viele Gedanken machen. Wenn sie wirklich so stark verlangsamt wurden, wie ich glaube, wird es lange dauern, bis ein Sieger feststeht. Wir reden von einem
    Schachspiel zwischen zwei Gegnern von fast grenzenloser Intelligenz und Schläue. Das Problem ist, dass sie pro Jahr nur einen Zug machen können.«
    »Hoffentlich haben Sie recht«, seufzte Clearmountain.
    Dreyfus lächelte. »Das hoffe ich auch. Dennoch haben
    auch wir genug zu tun. Wir können nicht nur herumsitzen, während sich über uns die Götter bekämpfen.«
    »Wie Götter nun einmal sind«, sagte Baudry.
    »Das heißt übrigens nicht, dass der Fall nun abgeschlossen wäre«, fuhr Dreyfus fort. »Ich bitte den kommissa-
    rischen Generalpräfekten hiermit um die Erlaubnis, den
    Mord an Philip Lascaille zu untersuchen. Wenn es noch
    eine Leiche gibt, möchte ich, dass sie ausgegraben und ob-duziert wird. Ich will sehen, ob in seinem Gehirn Spuren eines Alpha-Scannings nachzuweisen sind.«
    »Natürlich haben Sie meine Genehmigung«, sagte Clear-
    mountain. »Jane würde sie Ihnen ohne Zweifel auch
    geben.
    Aber Sie sollten sich im Klaren sein, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie die alten Geschichten wieder aufwühlen.
    Sie werden es mit dem Justizapparat von Haus Sylveste zu tun bekommen, und diese Organisation schützt ihre Geheimnisse noch radikaler, als wir es tun. Mit den Leuten ist nicht zu spaßen.«
    »Mit Verlaub«, sagte Dreyfus und stand auf. »Mit Pano-
    plia auch nicht.«
    Wenig später stand er vor Demikoff. Der Mann war zu Tode erschöpft und nur noch ein Schatten seiner selbst.
    »Wie ich höre, hat es Komplikationen

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