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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sein.«
    »Und jetzt werden Sie mich töten«, vermutete Dreyfus.
    »Ich werde Ihnen mit gewissen Verfahren Informationen
    entlocken, Tom, nichts sonst. Die Zeit und viel Ruhe werden alle Spuren tilgen.«
    »Sie wissen, dass es nichts zu entlocken gibt. Ich werde kein Verbrechen gestehen, das ich nicht begangen habe.«

    »Wir werden schon sehen, was Ihnen alles entschlüpft.«
    »Jetzt begreife ich«, sagte Dreyfus. »Sie sehen keinen anderen Ausweg, nicht wahr? Ich werde dieses Verhör nicht überleben. Sie werden einige Fragen beantworten müssen, aber darauf sind Sie ja sicherlich vorbereitet. Was haben Sie sich ausgedacht? Einen Hundepeitschendefekt? Wie man
    hört, gibt es beim Typ C einige Probleme mit der Qualitäts-garantie.«
    »Reden Sie keinen Unsinn.« Gaffney nahm seine Hunde-
    peitsche vom Gürtel und aktivierte sie mit einem Knopf-
    druck. »Ich will Sie nur vernehmen, nicht töten. Wie stünde ich denn da? Ich bin doch kein Metzger.«
    Er fuhr die Schnur aus und wartete, bis sie den Boden
    berührte, dann ließ er den Schaft los. Die Peitsche blieb zu-nächst, wo sie war, nur der Schaft drehte sich, und das rote Laserauge richtete sich auf Dreyfus' Gesicht. Dann setzte sie sich in Bewegung. Die Schnur schob sich leise schnar-rend über den Fußboden. Der Griff senkte sich leicht wie der Kopf einer Kobra.
    Dreyfus wusste, dass es keinen Fluchtweg und kein Ver-
    steck für ihn gab. Dennoch wich er an die Wand zurück und stellte die Beine auf die Koje, als könnte ihm die Ecke Zuflucht vor der Waffe bieten.
    Gaffney trat zurück und verschränkte die Arme vor der
    Brust. »Die Methode dürfte Ihnen bekannt sein, Tom. Sie ist nicht angenehm, niemand behauptet das. Aber wenn Sie mir sagen, was ich wissen will, haben Sie es schnell überstanden. Warum haben Sie Clepsydra getötet und wie haben Sie die Leiche in Ihre Wohnung geschafft?«
    »Nicht ich habe sie getötet, sondern Sie. Als ich fortging, lebte sie noch.«
    Die Hundepeitsche schob sich auf die Koje, der Schaft
    blieb dabei immer in der gleichen Stellung. Der grellrote Laserstrahl blendete Dreyfus, er blinzelte, dann hielt er sich die Hand vor die Augen. Die Peitsche kam näher, bis er ihr schrilles elektronisches Surren hörte. Er drückte sich noch tiefer in die Ecke und zog die Knie fest an die Brust. Die Peitsche kam näher, bis das stumpfe Ende des Schafts eine Handbreit vor seinem Gesicht schwebte. Die Helligkeit des Lasers und das Schwirren der Elektronik wirkten hypno-tisierend. Hinter seiner zitternden Hand sah Dreyfus die Schnurspitze aufsteigen und suchend hin und her schwan-ken. Dann krümmte sich die Schnur und schickte sich an, ihn zu umschlingen. Es zuckte ihm in den Fingern, er wollte danach greifen und sie festhalten, bevor sie in seinen Rü-
    cken gelangte. Doch ein Rest von Verstand sägte ihm, dass das vergeblich wäre und schon der Versuch ihn die Finger kosten könnte.
    »Panoplia wird Ihnen auf die Schliche kommen«, sagte
    er. »Panoplia ist Ihnen überlegen, Gaffney. Sie können sich nicht ewig verstecken.«
    Dann schnellte die Schnur an ihm vorbei, wickelte sich
    mit der stumpfen Seite zweimal um seinen Körper und
    schnürte ihn zusammen. Die Arme wurden ihm an die Sei-
    ten gepresst, die Knie gegen die Rippen gedrückt. Der Griff blieb auf sein Gesicht gerichtet, das Laserauge färbte die ganze Welt scharlachrot.
    »Die Schwanzspitze wird sich nun in Ihren Mund schie-
    ben«, sagte Gaffney, »aber wir können auch jede andere
    Körperöffnung wählen. Entscheiden Sie sich, Tom.«
    Dreyfus schloss den Mund und biss die Zähne so fest zu-
    sammen, dass er einen Schwall salziges Blut auf der Zunge spürte. Die Schnur klopfte gegen das Fallgitter seiner Zähne, als wolle sie um Einlass bitten. Dreyfus ließ ein trotziges Ächzen hören. Vergeblich. Die Peitsche berührte abermals seine Zähne. Die Schnur straffte sich.
    »Machen Sie den Mund weit auf«, ermunterte ihn Gaff-
    ney vergnügt. »Und bleiben Sie ganz ruhig.«
    Die Schnurspitze klopfte noch zweimal gegen Dreyfus'
    Zähne, dann zog sie sich zurück. Vielleicht wollte sie sich eine andere Körperöffnung suchen, dachte Dreyfus, nachdem ihr der Mund verwehrt geblieben war.
    Mit einem Mal lockerten sich die Schlingen. Er konnte
    wieder atmen. Der Griff hielt sein Auge noch eine Sekunde länger auf ihn gerichtet, dann rotierte er langsam, bis der Laserstrahl genau auf Gaffney zeigte. Die Schlingen fielen vollends ab. Dreyfus atmete erleichtert auf und ließ sich

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