Aurum & Argentum (German Edition)
Büsche und Bäume erkennen und von nahem sah es aus wie ein paradiesischer Garten. Es war kein Schloss weit und breit zu sehen, aber all die Pflanzen sahen gehegt und gepflegt aus wie sonst nur in einem Palastgarten. Keine einzige Pflanze zeigte Fraßspuren, sondern war so vollkommen wie im Bilderbuch. Ein feines süßes Aroma lag in der Luft und die Magie dieses Ortes war nicht zu übersehen. Dieser Platz war wie geschaffen für eine Rast und nach diesem anstrengenden Tag hatte niemand etwas dagegen, endlich die Beine auszustrecken und sich auszuruhen.
Auf dem Weg hierher hatte sich Orion angehört, was sie bisher erlebt hatten, und er war mächtig beeindruckt. Unter den Ästen eines prachtvollen Eichenbaumes ließ er sich nieder, um weiter den spektakulären Abenteuern zu lauschen, die Calep mit Hingabe erzählte. Flux hielt sich ein wenig zurück und Leon seufzte in einem fort, er vermisste den kleinen grünen Racker schon jetzt. Sein Bruder konnte ihn gut verstehen, auch er musste immer wieder an einen zurück gelassenen Kumpel denken: Reinecke.
„ Es ist wahrlich recht gefährlich in der Wildnis“, gab Orion zu, als Calep geendet hatte, „ich werde versuchen, die Gruppe so gut zu beschützen, wie ich kann.“ Er hob den Kopf, um die Witterung aufzunehmen. „Ich kann euch jedoch versprechen, dass uns hier kein Unheil drohen wird. An diesen Ort würden sich weder grüne Kobolde noch Orks oder Dämonen wagen. Dieser Garten hat eine Aura aus weißer Magie und diese dürfte alle dunklen Wesen vertreiben. Sie fürchten die Macht des Guten, vermutlich aus Angst, zum Licht bekehrt zu werden und dann gewisse Regeln im Miteinander der Lebenden einhalten zu müssen. Auf der Seite der Finsternis gibt es gar keine Regeln oder zumindest nur sehr wenige und das scheint mitunter recht verführerisch zu wirken.“ Er räusperte sich, als er bemerkte, dass er wieder ins Schwafeln gekommen war. „Wie dem auch sei, hier sind wir sicher.“
Mit Feingefühl rückte er wieder seine Brille zurecht, ihm war nicht entgangen, dass Calep längst seine Ohren auf „Durchzug“ geschaltet hatte. Was den jungen Hobgoblin jetzt interessierte, war nur noch das Abendbrot. Daher langte er auch kräftig zu, während er etwas mürrisch grübelte. Der Mond stand bereits am Himmel, als Calep endlich mit seiner Frage herausrückte. Er konnte ja verstehen, dass sie den Bes Vorräte geschenkt hatten, aber warum hatten sie auch diesen miesen Tunichtguten etwas überlassen? Das konnte er nicht begreifen und Leon war ihm auch keine große Hilfe, im Nachhinein war es ziemlich unlogisch, jedenfalls von seiner Warte aus.
„ Andererseits steckt aber auch eine große Weisheit dahinter“, gab Orion zu bedenken, „nun werden sie vorläufig nicht hungern müssen und werden so auch nicht gezwungen sein, wieder eure Freunde, die Bes, auszurauben.“
„ Da hätte jetzt auch Salazar etwas dagegen“, glaubte Flux, „er würde sie mit seinem Feueratem ganz einfach in die Flucht schlagen.“
Orion akzeptierte diesen Einwand, doch es brachte seine Theorie nicht zum Einsturz, denn wenn die Kobolde und Orks nicht mehr die Bes überfallen konnten, dann würden sie sich ein anderes Völkchen suchen, das es zu bestehlen lohnte. Das sah auch Flux ein und weil sich Calep weitere Vorträge ersparen wollte, widersprach er nicht. Alles, was er noch wollte, war seine Ruhe. Leon war ein ziemlicher Narr in seinen Augen, aber schließlich konnte jeder hier tun und lassen, was er wollte.
„ Ich werde mich jetzt aufs Ohr legen“, doch kaum hatte Calep das ein wenig mürrisch verkündet, kam Leben in den Paradiesgarten.
„ Sind sie fort?“, wisperte es von rechts.
„ Nein, sie sind immer noch da!“, tuschelte es von links.
„ Gehen sie denn gar nicht mehr weg, die Unholde?“, hauchte ein drittes feines Stimmchen, alle spitzten die Ohren, nur Calep hielt sie sich wenig entzückt zu.
„ Wer sind sie wohl?“, ging das Geflüster weiter.
„ Ich weiß es nicht, aber darunter ist ein riesiges Raubtier und zwei Blumenzertrampler! Passt bloß auf, wenn sie zu tanzen anfangen! Dann haltet eure Blütenstängel fest, sonst habt ihr nur noch Pflanzenbrei!“
Leon ahnte, dass dies ihm galt, und sah vorsichtshalber unter seinen Hufen nach, doch dort klebten keine zertretenen Blümchen und zum Tanzen war er nicht aufgelegt.
„ Wir sollten sie verscheuchen!“, fand ein Stimmchen und ein anderes erwiderte: „Du gehst voran, wir kommen später nach.“
Sogleich war
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