Aurum & Argentum (German Edition)

euch diesen Unsinn in den Kopf gesetzt?“
    Sofort wiesen alle Finger auf Calep, der grinste nur ertappt. Leon, der neben ihm stand, bekam zum wiederholten Male eine Gänsehaut, nun würden sie alle vier im Suppentopf landen! Mit großen Schritten nahten die Häuptlingsfrauen, sie musterten die Anstifter ganz genau.
    „ Wir haben sie nicht gefesselt, weil wir dachten, sie gehören zu unseren Kumpeln.“ Seine Herrscherinnen geboten Schweißfuß zu schweigen, Grunz tat was er am Besten konnte: Grunzen.
    „ Erkennst du einen von den beiden?“, fragte die Koboldfrau und umkreiste Calep und Leon.
    „ Nein“, antwortete die Orkdame, „ich habe diese Knaben noch nie gesehen. Der Kentaur riecht anders als unsere Bekannten und der Andere hat nicht einmal eine Schnauze. Ich bezweifle sehr, dass er ein Satyr oder etwas Derartiges ist.“
    „ Hobgoblin“, konnte sich jener nicht zurückhalten.
    „ Na wunderbar!“, kam es von den Weibsbildern, wütend sahen sie ihre Untergebenen an. „Da habt ihr euch aber fein anschmieren lassen, von einem vorlauten Ziegenbengel und einem Fohlen!“
    Die Orkfrau packte Leon am schwarzen Hemd und die Koboldfrau Calep am Kragen. „Nun heizt endlich den Topf an!“, forderten sie. „Die zarte Elfe ist für uns Frauen, ihr könnt den zähen Vogel haben.“
    Beleidigt schob Flux die Lippe vor. „Elf!“, brummelte er vor sich hin. „Ich bin kein Mädchen!“ Leider hörte ihn niemand, die beiden kräftigen Häuptlingsfrauen zerrten die Unruhestifter mit sich fort, sie hatten vor, sie unsanft vor die Tür zu setzen.
    „ Flux!“, Leon hatte endlich seine Stimme wieder gefunden, sein Bruder rüttelte an den Gitterstäben, doch die rührten sich nicht.
    „ Beweg dich!“, zischte die Orkfrau und zerrte Leon mit sich fort. „Wird’s bald?“
    Tränen der Verzweiflung rannen aus Flux’ Augen, der Kleine ließ sich auf die Knie fallen und den Kopf hängen, dabei stolperte sein Blick über einen langen gelben Schweif mit brauner Quaste. Sofort wischte Flux sich die Tränen aus dem Gesicht, streckte die Hand aus dem Käfig und kniff ordentlich zu. Orion, bis eben noch betäubt, war sofort hellwach. Die üblen Gestalten merkten das, doch es war zu spät, der Greif hatte bereits seine Muskeln angespannt und die Fesseln gesprengt, die seine Flügel zusammenbanden. Nun schlug er kräftig mit ihnen und der Wind, den er erzeugte, riss einige Dunkelmänner von den Füßen. Orion kniff die Augen zusammen, bäumte sich auf und befreite sich von den anderen Fesseln, auch den Knebel an seinem Schnabel streifte er ab und stieß dabei ein so lautes Adlergeschrei und Löwengebrüll aus, dass sämtliche Anwesenden innehielten. Nun fesselte ihn nur noch eine Stahlkette, die am anderen Ende in einem Felsen verankert war, Orion holte noch einmal tief Luft und sprengte sie mit einem Ruck. Danach packte er die Tür von Flux’ Käfig und riss sie aus den Angeln. Erschrocken wichen Kobolde und Orks zurück, mit wütendem Blick wandte sich ihnen der Greif zu, er sträubte sein braunes Federkleid und auch sein gelbes Löwenhinterteil war zum Angriff bereit.
    „ Verflucht!“, die höchste Orkfrau war untröstlich. „Warum habt ihr Idioten ihn nicht geschlachtet, als er bewusstlos war?“ Doch die Vorwürfe halfen im Moment auch nicht viel gegen den wütenden Löwenvogel. Seine mächtigen Fänge zischten durch die Luft und ließen die sonnenlichtscheuen Kreaturen zurückweichen. Nur ein Ork war nicht schnell genug, er wurde von den Füßen geworfen und sofort ruhte Orions rechte Pranke auf seinem Wanst. Seine Stammesbrüder wurden ganz blass um die Schweinenasen und die Kinder fingen vor Angst an zu weinen.
    „ Es reicht“, wagte Leon die Situation zu entschärfen, „wir sollten gehen. Wenn wir ihnen etwas tun, sind wir auch nicht besser als diese Kreaturen.“
    Orion hob den Blick und drehte die Ohren. „Du hast Recht“, knurrte er, „ein Raubtier jagt nur, wenn es hungrig ist. Ich möchte aber keine Einzige von diesen stinkenden Kreaturen fressen müssen.“
    Quiekend suchte der frei gegebene Ork das Weite und viele sahen ungläubig zu Leon. Der kleine Flux nutzte die allgemeine Verwirrtheit und flüchtete zu seinem Bruder, er wollte weg von hier, so schnell wie möglich.
    Angespannte Stille herrschte, während Orion langsam zu seinen Gefährten schritt. Die Stammesbrüder wichen respektvoll vor ihm zurück.
    „ Von mir aus können wir gerne gehen.“ Damit waren die anderen Jungs selbstverständlich