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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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Monocerosfamilie folgte den Wanderern und die Dame hatte sich bereits eine gute Entschädigung ausgedacht. Doch zunächst einmal mussten die jungen Leute frühstücken, außerdem bekam Leon noch einen Verband mit einer Kräuterwundheilsalbe für seinen Arm und eine Arznei für sein gezerrtes rechtes Vorderbein. Die Fohlen vertrieben sich die Zeit, indem sie um die große Kastanie herum sprangen, und ihr Vater beäugte sehr misstrauisch den alten Mantichora, der noch immer auf dem großen Felsbrocken lag und döste. Irgendwann begann er sich zu regen, er streckte die Glieder und gähnte so herzhaft, dass ihm die drei neugierigen Fohlen tief in den Rachen sehen konnten.
    Flux prustete, als er das verwunderte Gesicht des alten Raubkaters sah. „Wo kommt ihr denn her?“
    Die drei guckten ihn ganz fasziniert an, während ihr Vater mit Argusaugen über sie wachte.
    „ Der alte Dämonenjäger frisst keine Einhörner“, beruhigte ihn Reinecke.
    Der Mantichora nickte würdevoll. „Sehr richtig.“ Schließlich brachte es, den alten Legenden zu Folge, großes Unglück, ein so reines Tier wie das Einhorn zu reißen. Die meisten Raubtiere von >Aurum & Argentum< hielten sich an diese Regel, doch es gab auch Ausnahmen. Daher war die Wachsamkeit des Vaters mitunter auch angebracht. Schwarzmagier, Dämonen und andere üble Gesellen scherten sich nicht um ungeschriebene Gesetze, bei ihnen gehörte das Jagen und Erlegen eines Einhorns sogar zum „guten Ton“.
     
    „ Und nun bitte ich euch, uns zu folgen“, sprach die Einhorndame mit gedämpfter Stimme. Die drei Fohlen wieherten und freuten sich, offenbar wussten sie, was ihre Mutter plante.
    „ Nur keine Scheu. Es wird euch gefallen“, verkündete der Sohnemann. So brachen sie also auf, alle zusammen. Sie folgten den Monoceros und der Mantichora bildete zusammen mit Reinecke die Nachhut. Der alte Kater wollte die edlen Tiere nicht unnötig verängstigen und der junge Enfield hatte längst Gefallen an seiner Gesellschaft gefunden.
    Calep saß wieder auf seinem Kehrgerät, das nur wenige Handbreit über dem Boden gemächlich dahin schwebte. Ihr Weg führte sie hinüber zum Wald, in dem die Monoceros lebten, einem wunderbaren Mischwald mit allerlei unterschiedlichen Baumarten. Darunter befanden sich auch einige Apfelbäume, die gleich einer Allee neben ihrem Wege wuchsen. Die Obst tragenden Äste bogen sich tief herab und Flux wäre ein Narr gewesen, hätte er nicht zugegriffen. Er pflückte also von jedem Rosengehölz, an das er bequem herankam, einen Apfel und verstaute sie im Vorratsbeutel. Bald schon hatte er eine erlesen Auswahl an roten, grünen, gelben und gescheckten Früchten zusammen getragen.
    Die Einhornmutter beobachtete ihn dabei und lächelte gütig. „Ein Apfel nur von jedem Stamm? Das nenne ich bescheiden. Hoffentlich ist noch Platz in deinem Beutelchen für die wahren Schätze dieses Waldes.“
    Bevor Flux fragen konnte, was sie damit meinte, sah er sie auch schon: Wohlgeformte, makellose Schönheiten mit einer Haut aus purem Gold oder Silber.
    „ Es gibt nicht viele Orte, an denen solche Obstbäume wachsen“, sprach der Monoceroshengst, als die Gruppe stehen geblieben war, um diese Pracht zu bestaunen, „und es ist die Aufgabe der Bewohner dieses Waldes, diese Kostbarkeiten zu schützen. Es kamen schon viele her, die die Früchte oder gar beide Bäume stehlen wollten.“
    „ Und unser Papi hat schon mehr als einen von ihnen in die Flucht geschlagen!“, brüsteten sich die Zwillinge.
    „ Ihr Wanderer seid guten Herzens, ihr dürft euch je einen Apfel mitnehmen“, entschied ihre Mama.
    „ Ihr werdet so schnell nichts auf der Welt finden, was vergleichbar gut schmeckt“, dem Hengstfohlen lief das Wasser schon allein bei dem Gedanken im Mäulchen zusammen. Leon neigte dankbar den Kopf und sein Brüderchen pflückte vorsichtig einen güldenen und einen silbernen Apfel. Zu gerne hätte er sie gleich verkostet, doch er beherrschte sich, um nicht gierig zu erscheinen. Der Mantichora und der junge Enfield hatten sich auf ihre Hinterteile gesetzt und bestaunten die beiden Bäume mit ihren ebenholzschwarzen Stämmen und ihren Blättern, die aussahen, als wären sie aus mundgeblasenem grünem Glas. Die beiden seltenen Gehölze standen nah beieinander und ihre Äste bildeten zur Mitte hin eine Art Torbogen, der sich am Ende der Apfelbaumallee befand.
    „ Das ich das auf meine alten Tage noch sehen darf“, hauchte der Raubkater, „es ist eine Ehre.“
    Sogar

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