Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
ihr nicht davonlauft.“ Mit heraushängender Zunge nahte nur Sekunden später ein großes Biest. Es handelte sich allerdings um keinen Hund, sondern um eine „Mischung“ aus Bär und Hyäne. Es war gedrungen und schwer gebaut. Seine Schnauze lief spitz zu und kurze Ohren saßen weit oben am Schädel. Seine Hinterläufe waren vier Mal so groß wie die Füße eines durchschnittlichen Mannes und nur spärlich behaart, wohingegen der Rest des Körpers in zottiges, rotbraunes Fell gehüllt war. „Dies ist ein Chemosit und sein Name ist Knochenbrecher. Wenn ihr versucht zu fliehen, wird er euch töten und euer Gehirn verspeisen – so weit ihr denn eines habt.“
Dabei sah er zu Leon und lachte schallend. Aus Orions Kehle kam ein drohendes Grollen. „Mein Meister hatte Recht, ihr seid keine Gegner für mich. Aber ich tue ihm diesen Gefallen, denn er hat einiges für mich getan und seine Dämonenhelfer waren ja bisher nicht in der Lage, euch kalt zu machen.“ Unwillentlich trat Leon einen Schritt nach hinten, sogleich grollte der Chemosit und erhob sich auf seine Hinterbeine zu einer beeindruckenden Größe von zweieinhalb Metern. Sein Gestank war nicht gerade lieblich und ein seltsames rötliches Leuchten ging von seinem zahnbewehrten Maul aus.
„Widerlich!“, zischte Kleopatra und fasste einen folgenschweren Entschluss. „Denen mache ich Beine!“ Ohne Vorwarnung trat sie zu Calep, griff in seine Gürteltasche, holte ein Beutelchen heraus, schwang sich in die Luft und ließ eine großzügige Pulverprise aus dem Säckchen auf das Raubtier fallen. „So, nun hast du genug!“ Doch der Chemosit nieste nur und knurrte, reagierte aber ansonsten überhaupt nicht auf das Antidämonenpulver. „Aber …“, stammelte Kleopatra, da pflückte sie der schwarze Ritter aus dem Wind und zog sie auf sein Pferd, vor Schreck ließ sie das Beutelchen fallen, das zwischen den Vorderbeinen des Sleipnirs landete.
„Er ist weder verhext, noch steckt ein Dämon in ihm“, lachte der Ritter, „er ist einfach nur abgerichtet. Peitsche und die Neunschwänzige Katze haben gute Arbeit geleistet.“ Die Bärenhyäne nieste und grollte wie ein Kampfhund.
„So eine dumme Göre aber auch!“, dachte sich Calep und ballte die Fäuste. Orion sträubten sich sämtliche Haare und Federn:
„Lass das Mädchen los, du Unhold!“
„Oder was?“, kam es zurück. „Oh! Ich habe ja solche Angst!“ Der Reiter lachte dreckig.
„Flegel!“, kreischte Kleopatra und versuchte loszukommen.
„Du willst doch nicht schon gehen, Kindchen?“, heuchelte der Reiter. „Wohin auch? Der einzige Ort, an den du noch gehen kannst, ist das Jenseits.“ Entsetzt hielt Kleopatra inne und dachte an ihren Traumprinzen. Jetzt war der passende Augenblick für sein Erscheinen gekommen. In einer weißen Rüstung sollte er ihr zur Hilfe eilen und den schwarzen Ritter zum Teufel jagen. Doch als Kleopatra wieder aus ihrem Tagtraum erwachte, war weit und breit kein kühner Recke zu sehen. Lediglich Orion war vorgetreten, hatte sich auf die Hintertatzen erhoben und drohte mit aufgestellten Nackenfedern. „Erbärmlich“, fand der schwarze Ritter, „für andere Greifen wären dieses Mädchen und der Rest der Bande nur appetitliche Häppchen.“
Dadurch wurde Orion noch wütender. „Wir sind keine hirnlosen Bestien!“, fauchte er und stürzte sich dem Sleipnir entgegen, welches ihn mit einem Pferdekuss begrüßte.
Nun lachte der Ritter noch schallender, während Orion am Boden lag und sich vor Schmerzen krümmte.
„Lass gefälligst das Mädchen aus dem Spiel!“, verlangte Flux und trat zum Entsetzen seines Bruders vor.
„Ach?“, kam es zurück. „Du halbe Portion willst mir drohen? Was möchtest du denn tun, Elflein? Mich mit Musik und Gedichten zu Tode langweilen? Die Pfeil-und-Bogen-Nummer zieht ja nicht, wie du bereits bemerkt haben solltest.“ Flux Gesichtsausdruck verfinsterte sich und alsbald stand Drac’o vor dem Übeltäter, welcher sehr entzückt war. „Drachenschuppen kann ich immer gebrauchen!“
„Du wist ihm nichts tun“, schleunigst schob sich Leon vor seinen Bruder. Zwar hielt er die Fäuste geballt, doch seine Beine zitterten verräterisch.
„Das ist einfach zu drollig!“, krakeelte der Feind. „Ein dämlicher Kentaur, der einen Drachen beschützt!“
„Drac’o ist mein Bruder …“
„Das wird ja immer besser!“, der Reiter bog sich vor Lachen. „Ihr macht mir Spaß! Am liebsten würde ich euch als Hofnarren anheuern, aber
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